Frankreich ändert die EU-Spielregeln nach Gutsherrenart

Als die Europäische Union noch Europäische Wirtschaftsgemeinschaft hieß, hatten sich die Regierungschefs das Versprechen gegeben, einen gemeinsamen Markt in Europa zu schaffen. Waren und Dienstleistungen sollten über offene Grenzen zollfrei gehandelt werden können. Mit den Dienstleistungen war es von Anfang an schwierig, der Austausch scheiterte weitgehend an Sprachbarrieren. Auch mit den landwirtschaftlichen Produkten haperte es. Es gab Hähnchenkriege, französische Bauern blockierten Grenzübergänge  und französische Bananen bekamen gewisse Privilegien.  Im Handel mit Waren war die EWG eine Erfolgsgeschichte. Offenbar bis ein paar Spinner die Idee umsetzen wollten, die Integration zu vertiefen und den Maastricht-Vertrag unterzeichneten.  Seitdem ist Europa im Rückwärtsgang.

Noch im vergangenen Jahr konnte man ins französische ebay gehen und eine silberne Kaffeekanne aus der Restauration, eine silberne Teekanne aus der Napoleonzeit oder eine silberne Empire-Menage steigern.  Problemlos wurde das mit der Post nach Deutschland versendet. Naja, die Postgebühren sind in Frankreich etwas höher…

Damit ist nun wahrscheinlich Schluß. Die französischen Sozialisten haben den Handel mit Kunstgegenständen aus Edelmetallen per 1. Juni 2013 praktisch zum Erliegen gebracht, indem sie einfach den Postversand verboten haben. Es wird ja niemand nach Frankreich fahren, um einen Gegenstand im Wert von 100 Euro persönlich abzuholen.

Zunächst dachte ich, daß sich das Gold- und Silberhandelsverbot nur auf Anlagemünzen und Anlagebarren beschränkt. Aber im Dekret Nr. 2013-417 vom 21. Mai 2013 zur Änderung der Post- und elektronische Kommunikation ist ausdrücklich auch von Kunstgegenständen die Rede:

 Artikel D. 1 erhält folgende Fassung: Kunst. D. 1.-Die Insertion von Banknoten, Münzen und Edelmetallen wird in Mailings, einschließlich der versicherten Sachen, Einschreib-und Güter, die Formalitäten Zertifizierung Abscheidung und verboten Verteilung.

Das ist Pariser Beamten-Kanak in Google-Übersetzung und bedeutet offenbar, daß der Versand per Post verboten ist. So wird das auch im ebay-Forum interpretiert.

Aus dem Dekret ergeben sich folgende Fragen:

Will der Franzose der restlichen EU seine merkantilistische Wirtschaftspolitik aufdiktieren und die Maastrichtverträge brechen? Will er einseitig die Regeln ändern? Hat Hollande Größenwahn?

Warum gibt es nach 2 Monaten immer noch keine politische Begründung? Ist das Dekret nach Art eines Parteisekretärs in finsteren Hinterzimmern der Macht erdacht worden und sind die Handelspartner es nicht Wert die Gründe zu erfahren?

Warum wird ein Dekret, welches den Außenhandel betrifft, nicht in verschiedenen Sprachen gedruckt? Hollande muß doch wissen, daß Französisch im ehemaligen russischen Machtbereich, der immerhin ein Drittel der EU ausmacht, eine absolut exotische Sprache ist.

Schlottert die französische Führung schon vor Angst, auch die Franzosen könnten sich mit Edelmetallen gegen die kollabierenden französischen Staatsschulden absichern? (Gerade gestern ist Frankreich auch von der französisch beherrschten Ratingagentur Fitch heruntergeputzt worden).

Die Leute im Osten haben eine gute Nase für Verwesung, weil sie einen Zusammenbruch der Wirtschaft und Währung vor 25 Jahren  hautnah miterlebt haben. Das Dekret 2013-417 riecht eindeutig nach Niedergang. Frankreich scheint auf dem letzten Loch zu pfeifen.