Oma machte jeden Freitag veggie-Day

Die Oma war fromm und glaubte, daß man in die Hölle kommt, wenn man freitags Fleisch ißt. Freitags gab es Fisch, Gemüsesuppen (mit angebratenem Speck oder mitgekochter Speckschwarte), Kartoffelpuffer oder Eierkuchen.  Fleisch konnte man sich in den 50er Jahren nicht täglich leisten und auf die Lebensmittelmarken gab es sowieso nur eine Zuteilung. Zudem hat das Anstehen nach dem Fleisch die Kalorien, die man durch den Verzehr zugenommen hat, schon vorher verbraucht.

Morgens schon Wurst aufs Brot? Das gab es gar nicht. Morgens gab es Gelee aus selbst geernteten Beeren, die mit Unmassen von Zucker kalorienmäßig aufgepimpt und ungenießbar gemacht wurden, damit man mit zwei oder drei Geleebroten den Vormittag überstand. Auf dem Frühstücksbrot für die Schule lag auch nicht täglich Wurst. Man bekam als Ausgleich selbstgeerntete Äpfel oder Birnen mit. Der Frühstücksbeutel war ein  Plastikbeutel aus einem Westpaket. Der Beutel wurde jeden Abend heiß aufgewaschen und für den nächsten Tag auf der Wäscheleine getrocknet.

Abends Wurst aufs Brot? Ja, wenn es nichts anderes gab. Tomaten wurden in dünne Scheiben geschnitten und aufs Brot gelegt.  Radieschen erlitten dasselbe Schicksal scheibchenweise auf dem Margarinebrot zu landen. Im Juni gab es abends eingezuckerte Erdbeeren mit Milch und ein Brot dazu. Das waren die Festessen! Wenn Heringe billig waren, wurden sie gebraten und eingelegt. Mit dem übriggebliebenen Fischfett wurden Pfannkuchen gebraten. Im Herbst kam es vor, daß Birnenscheiben zum Brot gegessen wurden oder es wurden Bratäpfel gemacht.

Dann kamen die Sechziger Jahre. Oma war im Himmel, die Lebensmittelmarken wurden abgeschafft und es wurde kulinarisch manches nachgeholt. Es begannen die Wettbewerbe wie viele Bratwürste man verdrücken konnte, und man wurde langsam aus einem Knochengestell zu einem Menschen.

Also veggie-Day ist nichts Neues. Ohne Fisch und ohne Hühnchen ist er sowieso Unsinn, das wußten schon die Mönche. Geflügel und Fische wurden nachweislich an einem anderen Tag erschaffen, als die terrestrischen Tiere. Beweis: Erstes Buch Mose.

Wenn die Grünen kein Fleisch, keinen Fisch, keine Milch, keine Eier und keine Butter essen wollen, brauchen die das ja nicht zu verkochen.  Das muß aber Privatsache bleiben. Nur in einer fortgeschrittenen Diktatur ist das Essen eine öffentliche Sache.