Bürokratiekosten der gesetzlichen Krankenversicherung

Immer wenn ich mit meinem Hund zum Doktor gehe, wundere ich mich über die niedrigen Behandlungskosten. Die schlimmste Krankheit des Vierbeiners war eine Lungenentzündung. Drei Arztbesuche (davon einer am zweiten Weihnachtsfeiertag) und die Medizin kosteten ein lächerliches Honorar unter 100 €. Und welches Herrchen darf den Doktor am 26. Dezember bemühen?

Auch mein Besuch beim privat arbeitenden Orthopäden (er arbeitet wegen der Bürokratie nicht im System) überraschte mich sehr. Nach fast einer Stunde Untersuchung hatte ich erfahrungsgemäß mit 2-300 € gerechnet, erhielt aber noch in der Praxis eine Rechnung von deutlich unter 100 €. Da sage einer die Gesundheit sei teuer.

Teuer wird die Gesundheit allerdings immer, wenn man krankenversichert ist. Das hat gute Gründe. Und man kommt nicht leicht dahinter, denn die Gesundheitskosten werden nicht alle offengelegt, und wenn dann liegen keine aktuellen Daten für 2012 oder 2013 vor. Die letzten leicht zugänglichen Zahlen gibt es von 2007 bis 2010. Die Zahl der gesetzlich krankenversicherten Deutschen wurde mit knapp 70 Millionen angegeben, davon etwa 30 Mio Beitragszahler. Das Budget der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) belief sich 2007 auf 154 Mrd. €, davon alleine 53 Mrd. für Krankenhausbehandlung, 43 Mrd. für Arzenei, 24 Mrd. für Arztbesuche und 9 Mrd. Verwaltungskosten der Krankenkassen.

Wer nun denkt, daß diese 9 Mrd. € die Bürokratiekosten des Gesundheitswesens sind, der irrt gewaltig. Folgende Institutionen führen ein teures und intransparentes Eigenleben im System: 17 Kassenärztliche Vereinigungen, 17 Ärztekammern, 16 Zahnärztekammern, 17 Apothekerkammern, 16 Gesundheitsministerien auf Landesebene und das Bundesgesundheitsministerium. Das alles verursacht jedoch lächerlich geringe Kosten wenn man mit den Bürokratiekosten der Krankenhäuser, der Ärzte, Apotheker und Zahnärzte vergleicht.

Die Krankenkassen hatten 140.000 Mitarbeiter und verbrauchten 9 Milliarden €. Das sind pro Mitarbeiter 64.000 €. Auf dieselbe Größenordnung der Personalkosten kommt man in Ministerien und Kammern. Rechnet man für eine Arzte- oder Apothekerkammer etwas mehr als 20 Beschäftigte, für eine Kassenärztliche Vereinigung 100 bis 150 Mitarbeiter, für ein Ministerium 100 bis 1000, so kommt man deutschlandweit auf  etwa 10.000 Gesundheitsbeamten mit Kosten von etwa 1 Mrd. €. So ein Chef einer Kassenärztlichen Vereinigung kann schon mal leicht über 250.000 € im Jahr verdienen, genauso wie ein Krankenkassenvorstand. Besser verdienen sonst nur Intendanten von Rundfunkanstalten und Beamte der EU.

Rechnet man den Abrechnungsaufwand der Krankenhäuser, Apotheken, Ärzte und Zahnärzte mal konservativ auf etwa 20 % der jeweiligen Kosten (meine Ärzte schätzen eher 30 %), so kommt man in diesem Bereich auf Bürokratiekosten von etwa 26 Mrd. €.
Rechnet man alles mal zusammen, 9 Milliarden bei den gesetzlichen Krankenkassen, 1 Milliarde bei Kammern und Gesundheitsverwaltung sowie 26 Milliarden bei den Praktikern, so macht das 36 Milliarden von insgesamt 154 Mrd. € Budget der GKV (Stand 2007). Das sind etwa 23 % des Budgets. Zugegeben eine grobe Schätzung, deren Basisjahr etwas zurückliegt. Wer es besser weiß, soll es einfach vorrechnen.

Wenn man bei einem Durchschnittseinkommen etwa 2.500 € im Jahr an die Krankenkasse abdrückt, und der Arbeitgeber noch einmal 2.500 €, so sind davon etwa 1.150 € Bürokratiekosten, die man selbst für seinen Haushalt verbrauchen könnte, ohne an der Gesundheit etwas zu sparen, wenn es keine Krankenversicherung gäbe.

Darum sollte man den Bürgern selber überlassen, wie sie sich versichern. Ich würde mir eine Versicherung suchen, die nur Kosten ab 300 Euro übernimmt, die keine Skiunfälle bezahlt und keine extremen verhaltensbedingten Risikogruppen aufnimmt. Der Beitrag wäre überschaubar und die wirklich großen Risiken wären abgesichert. Der Staat verhindert mit Gesetzen, daß es so eine Kasse gibt.

Einerseits ist es schön, wenn man gegen Risiken, insbesondere Kosten im Alter abgesichert ist. Die Leute werden immer älter, was Zeugnis für ein leistungsfähiges Gesundheitswesen ablegt. Aber jede Versicherung hat leider einen Preis. Und der Preis im staatlichen Gesundheitswesen ist zu hoch.

Als in der Wilhelm-Busch-Geschichte „Der hohle Zahn“ der Bauer Kracke verarztet und vom Zahn befreit ist, steht der Zahnarzt da und hält die Hand auf: „Der Doktor würdig wie er war nimmt in Empfang sein Honorar“. Ganz unbürokratisch war es aber auch im Biedermeier nicht. In den meisten deutschen Bundesstaaten gab es damals gesetzliche Obergrenzen für das Zahnarzthonorar.