Der Bitcoin ist in der Realität angekommen

Der Bitcoin ist eine Währung, die zwar nicht beliebig vermehrbar ist, aber offenbar doch in beliebigen Mengen gestohlen werden kann. Oder zumindest in elektronischen Geldbörsen verbummelt. Da Bitcoins keinen innewohnenden Wert haben, sind sie vom Vertrauen der Leute abhängig.

Es war auch zu erwarten, daß die Bitcoin-Währung ins Visier der Steuerbürokratie gerät und damit ihren anarchischen Charakter verliert. Das neue Privatgeld wird steuerpflichtig. Und was steuerpflichtig ist, muß den Behörden gegenüber transparent sein. Die amerikanische Steuerverwaltung hat eine Notiz dazu herausgegeben. Darin heißt es:

„In der Regel hat der Verkauf oder Austausch mit virtueller Währung oder die Verwendung von digitaler Währung für Waren oder Dienstleistungen in einer realen Wirtschaft steuerliche Auswirkungen , die in einer Steuerpflicht bestehen können.“

In einem speziellen Abschnitt der Notiz werden Fragen gestellt und behandelt.

Frage 1: Wie wird die virtuelle Währung für Bundessteuern behandelt ?
Antwort 1: Für die Bundessteuer  wird die virtuelle Währung als Vermögen behandelt. Allgemeine Steuergrundsätze für Transaktionen gelten für Transaktionen mit virtueller Währung.

Frage 2: Führt die virtuelle Währung als Zahlungsmittel zu Fremdwährungsgewinn oder-verlust nach US-Bundessteuergesetz?
Antwort 2: Nein. Unter derzeit geltenden Recht wird die virtuelle Währung nicht als Währung behandelt.

Frage 3: Muss ein Steuerzahler , der virtuelle Währung als Zahlungsmittel für Waren oder Dienstleistungen erhält, den Marktwert der virtuellen Währung erfassen?
Antwort 3: Ja. Ein Steuerzahler , die virtuelle Währung als Zahlungsmittel für Waren oder Dienstleistungen erhält, muss bei der Berechnung der Bruttoerträge, den Marktwert der virtuellen Währung  gemessen in US-Dollar, für das Datum, in dem die virtuelle Währung empfangen wurde erfassen…  (Anmerkung: Welcher Marktwert: morgens oder abends?)

Frage 7: Welche Art von Gewinn oder Verlust macht ein Steuerzahler bei Verkauf oder Tausch von virtueller Währung ?
Antwort 7: Gewinn oder Verlust hängt in der Regel davon ab, ob die virtuelle Währung eine Kapitalanlage in der Hand des Steuerzahlers ist.  Ein Steuerzahler im Allgemeinen realisiert Gewinn oder Verlust aus dem Verkauf oder Tausch von virtueller Währung, die eine Kapitalanlage ist. Wie Aktien, Anleihen und andere Anlageimmobilien ist sie in der Regel Kapitalvermögen. Ein Steuerzahler im Allgemeinen hat Gewinn oder Verlust aus dem Verkauf oder Tausch von virtueller Währung.( …)

In Frage/Antwort 11 wird geklärt, daß die Bezahlung von Arbeitnehmern in Bitcoin steuerpflichtig ist.

Frage 12: Unterliegt eine Zahlung mit virtueller Währung  der Auskunftspflicht ?
Antwort 12 : Eine Zahlung mit virtueller Währung unterliegt der Auskunftserteilung im gleichen Umfang wie jede andere Zahlung.(…)

Nun ist der anarchische Zinnober in Amerika zu Ende. Man muß wegen jeder Transaktion buchführen und hat auch hinsichtlich des Kurses Dokumentationspflichten. War nicht anders zu erwarten. Das erstaunliche ist nur, daß die amerikanische Steuerverwaltung so lange gebraucht hat…

In Deutschland wird in absehbarer Zeit sicher ein umfangreiches Schrifttum zur steuerlichen Behandlung entstehen. Der Anfang ist schon gemacht. Frank Schäffler hatte eine Anfrage an die Bundesregierung gestellt, wie Bitcoins zu behandeln sind. Wer Bitcoins nach einem Jahr verkauft, muss auf den Gewinn keine Abgeltungsteuer zahlen. Der Handel mit Bitcoins wird als privates Veräußerungsgeschäft behandelt. Innerhalb der Spekulationsfristen erzielte Gewinne aus privaten Veräußerungsgeschäften ab der Freigrenze von 600 € sind steuerpflichtig und werden im Rahmen der Einkommensteuererklärung mit dem persönlichen Steuersatz besteuert.

Wer so exzessiv und richtig spielsüchtig mit Bitcoins handelt wie Uli Hoeneß mit Devisen wird schnell ein Dokumentationsproblem mit dem Finanzamt haben. Was und wie oft man da handelt, bekommt das Finanzamt vielleicht nicht gleich raus. Bis es eine CD von einer Bitcoin-Börse kauft. Aber selbst wenn man unbeobachtet eine Million Gewinn macht, wo läßt man das erspekulierte Geld und wie wäscht man es mal geschwind? Oder wie macht man in der Not eine Selbstanzeige, wenn die Tauschbörse keine gerichtsfeste Erträgnisaufstellung ausspuckt? Bitcoin-Benutzer werden die üblichen  Probleme haben…