Galeeren statt Frachter

Kürzlich hat der Europa-Grüne Michael Cramer gefordert, daß die Güterbeförderung in Berlin mit Lastfahrrädern bewerkstelligt werden soll. Hoffentlich gibt es genug Kulis in Berlin!

„Ich heiße Michael Cramer und bin seit 1979 ohne Auto mobil.“ verkündet er auf seiner Webseite. „Bei meiner Arbeit im Verkehrsausschuss des Europäischen Parlaments ist für mich klar: Ohne eine Wende in der Verkehrspolitik ist der Klimawandel nicht zu stoppen. Der Verkehr ist die am schnellsten wachsende Quelle für Treibhausgas-Emissionen. (…) Wir brauchen „Soft Mobility“, d.h. wir müssen die Art, wie wir uns fortbewegen, radikal verändern und die Benutzung von umweltschädlichen Verkehrsarten so weit wie möglich einschränken.“

Lieber Herr Cramer, hier noch eine Idee für Sie: Man könnte Containerschiffe und Öltanker mit Galeerensklaven antreiben. Sie könnten die Trommel für den Rhythmus schlagen oder die Peitsche schwingen. Ein Schiffsmotor für ein Containerschiff mit einer Verdrängung von 40.000 dwt leistet etwa 25.000 kW. Die Leistung eines trainierten Menschen beträgt etwas weniger als ein kW. Man müßte also 25.000 Leutchen auf einem Containerschiff beschäftigen. Auf 100 Schiffen könnte man alle Arbeitslosen der Bundesrepublik unterbringen. Allerdings nur theoretisch.

Ein Containerschiff der oben dargestellten Klasse ist etwa 200 m lang. In drangvoller Enge könnte man 2.000 Ruderer unterbringen, wenn man an jeden Riemen 5 bis 6 Leute setzt. Man müßte also hinsichtlich der Zuladung und der Geschwindigkeit große Kompromisse eingehen. Aber die Grünen wollen ja sowieso entschleunigen. Vielleicht gibt es im Arsenal von Venedig noch eine Galeere, die man nachbauen kann.

Wikipedia schreibt über Galeeren: Zwei bis fünf Ruderer bedienten je einen Riemen. Je weiter der Ruderer vom Drehpunkt des Riemens entfernt saß, desto größer war der Weg, den er bei jedem Schlag zurücklegen musste. Während derjenige, der direkt an der Bordwand saß, nur den Oberkörper zu bewegen brauchte, musste der Ruderer, der zur Schiffsmitte hin saß, bei jedem Schlag aufstehen und einen Schritt vor und zurück machen. Entsprechend wurden die Ruderer eingesetzt: die Älteren und Schwächeren nach außen zur Bordwand, die Stärkeren nach innen zur Schiffsmitte hin. Die Sterblichkeit unter den Ruderern war sehr hoch. War das Schiff unterwegs, schliefen alle an Deck, auch die Offiziere. Die Galeerensklaven und -sträflinge schliefen angekettet auf ihren Bänken. Auch die sanitären Verhältnisse waren entsprechend – solange gerudert wurde, konnte niemand von den Ruderern seinen Platz verlassen. Gerudert wurde manchmal bis zu 10 Stunden. Eine Galeere roch man deshalb schon von weitem.

Die mittlere Überlebensdauer der Ruderer betrug in Friedenszeiten 5 Jahre. Deshalb herrschte immer Mangel an Ruderern.

Ein mittleres Containerschiff verbraucht für 5.000 € Schiffsdiesel pro Tag. Wenn man diese Kosten spart und für 2.000 Ruderer aufwendet, dann reicht das für eine kärgliche Verpflegung – pro Kopf 2,50 € am Tag. So war das früher in der Seefahrt, Herr Cramer…

Schade, daß man mit Muskelkraft nicht fliegen kann. Höchstens rausfliegen aus dem Verkehrsausschuß…