Opfer des Lügenradios: Matthias Wohlfarth

Wolfgang Prabel: Sie waren Landessprecher der Alternative für Deutschland in Thüringen. In einem Beitrag  von Deutschlandradio Kultur, wurden Sie vom Reporter Henry Bernhard als völkischer Christ dargestellt. Sind Sie deswegen von Ihrem Parteiamt zurückgetreten? Gab es da einen Zusammenhang?

Matthias Wohlfarth: Das Gespräch mit dem Redakteur vom DLR fand im November 2013 statt und seine Aussendung wurde von mir nicht autorisiert. Ein nicht ganz glücklich formulierter Satz wurde herausgepickt und in gewohnter Weise böswillig und in denunzierender Weise  interpretiert.  Ähnlich manipulierte Gesprächswiedergaben in der Presse wohl im Sinne „böse christliche Fundis“ trafen kurz vorher auch Herrn Lucke.

Die böswillige Hetze des Redakteurs war überhaupt kein Grund zum Rücktritt für mich. Da müßten wir in der AfD gleich alle aufgeben. Aber diese politisch korrekte Denunziation wurde von einigen „Parteifreunden“ in Thüringen genutzt, die mich seit Monaten wegen meinem christlichen Hintergrund dämonisieren wollten. Das war schon ein Mosaikstein bei meinem Entschluß zum Rücktritt. Viele wollten vor der Wahl Ruhe in der Partei. Auch Herr Lucke.

Wolfgang Prabel: Seitenroda war ja früher ein Hotspot der völkischen Bewegung. Hier residierte 1920 Muck Lamberty mit der Neuen Schar, 1925 wurde ein Freiland- und Freigeldworkshops der völkischen Jugendbewegung veranstaltet. Fritz Borinski und sein Leuchtenburgkreis agierten um 1930 von hier aus. Die Sonnenwende wurde von der Dorfjugend noch in den achtziger Jahren mit dem nächtlichen Sprung über das Feuer begangen. Haben Sie eine Beziehung dazu?

Matthias Wohlfarth: Neuheidnische und romantisch – sektiererisch – utopistische Bewegungen vertragen sich nicht mit christlichem Denken. Mit religiösen Sozialisten oder Paul Tillich kann man in Bezug auf ihre Zeit schon Verständnis aufbringen. Die schlimme ersatzreligiöse und gleichzeitig sozialdarwinistische Ideologie des Spätkaiserreichs, der Weimarer Republik und des Dritten Reiches war eine Fehlentwicklung, die unter anderem durch den Verlust echt christlicher Identität  – auch in den Kirchen – möglich wurde.

Im jetzigen „Haus Bethlehem“ wohnte vor mir ein Pfarrer im Ruhestand. Er gehörte zu den sechs von insgesamt 900 thüringer Pfarrern, die den vom deutsch-christlichen Bischof inszenierten Beamteneid auf Adolf Hitler verweigerten. Man findet also nicht nur „völkische“  Spuren in Seitenroda.

Wolfgang Prabel: Sie sind erkennbar christlich orientiert, Ihre Herberge heißt ja „Haus Bethlehem“.  Wie ist Ihre Beziehung zur protestantischen Amtskirche?

Matthias Wohlfarth: Leider liegt die evangelische Kirche heute schon wieder mit dem Staat und seiner Ideologie im Bett – einer der  Gründe, warum ich keine Kirchensteuer mehr zahle und mich eher als Dissident bewege.

Die „völkischen Christen“ waren eine Minderheit, die aber zusammen mit den angepassten oder schweigenden Kirchenmitgliedern das Unheil ermöglicht haben. Die „Sünden der Väter“ und die Gegenwart  stehen immer in Beziehung zueinander. Ich habe auch deshalb die AfD mit aufgebaut, weil ich die Hurerei von Christen und Kirche mit dem Zeitgeist früher und heute beweine.

Wolfgang Prabel: Im Interwiev mit Deutschlandradio Kultur hatten Sie gesagt:Wir gehen auf bürgerkriegsähnliche Zustände zu! Wir sehen die fehlgelenkte Integrations- und Einwanderungspolitik, die Früchte, Parallelgesellschaften mit Paralleljustizen“. Inzwischen gibt es Auseinandersetzungen zwischen Kurden und Arabern, Tschetschenen und Jessiden, antisemitische Demonstrationen vor Synagogen und Angriffe auf Christen in Asylheimen. Stehen Sie noch zu Ihrer Aussage?

Matthias Wohlfarth: Ja, ich muß noch dazu stehen, die Ereignisse werden mir leider noch viel schmerzhafter Recht geben, als es heute schon greifbar ist. Da sind wir wieder bei den Utopisten und der völkischen Bewegung vor und im Dritten Reich. Man kann die rot – grünen Ideologen von heute gut in der geistigen Nachfolge der damaligen Utopisten verstehen. Heute wollen uns Ideologen auch mit einem EU-Großreich beglücken, sie wollen, wie die Nationalsozialisten die bürgerlich – christliche Kultur dekonstruieren, um einen neuen sexuell enthemmten, angeblich gendergerecht befreiten, multikulturellen Menschen ohne Bindung und Identität zu schaffen. Die aberwitzige Idee der Klimarettung wird gegen die Wissenschaft und Erfahrung als Ersatzreligion und gleichzeitig als Ausbeutungsmodell gebraucht. Das, was die falschen Klimapropheten verkünden – nämlich das gebündelte Zusammenbrechen verschiedener Systembestandteile – wird eintreffen. Aber nicht das Klima, sondern das Geldsystem, das friedliche Zusammenleben, die soziale Sicherheit, der Weltfrieden, die Fähigkeit, zu lieben und Verantwortung für Kinder und Partner zu übernehmen werden beschädigt werden.

Wolfgang Prabel: Sie gehören zu den AfD-Gründern in Thüringen. Viele Mitglieder der ersten Stunde sind mit dem oft beinharten Kampf um Konzepte und Posten, den man auch als lebendiges Parteileben oder in einigen Fällen als mangelnden Anstand bezeichnen könnte , überfordert und vom Politikbetrieb enttäuscht. Haben Sie damit gerechnet, daß Demokratie so anstrengend ist?

Matthias Wohlfarth: Jein. Die gute Sache macht uns nicht zu guten Menschen. Da bin ich noch realistischer geworden.

Wolfgang Prabel: Sie waren Landessprecher, ohne ein Mandat im Thüringer Landtag angestrebt zu haben. Das war durchgestandene Trennung von Amt und Mandat. Ihr Nachfolger als Landessprecher, Björn Höcke ist nun auch Fraktionsvorsitzender im Landtag. Sehen Sie darin eine Machtzusammenballung wie bei den etablierten Parteien und eine Gefahr für die innerparteiliche Demokratie?

Matthias Wohlfarth: Ja, ich sehe die Notwendigkeit, dem Prinzip der Ämtertrennung nach Möglichkeit nachzukommen. Der Landesvorstand kann auf Dauer nicht von der Fraktionsspitze  geführt werden. Das gefährdet in der Tat die innerparteiliche Demokratie.

Wolfgang Prabel: Vielen Dank, Herr Wohlfahrt.