Unerträgliches Geschreibsel

Die Weihnachtsberichterstattung der Zeitungen könnte man als Weihnachtsloch bezeichnen, so wie es ja das berühmte Sommerloch gibt. Es sei den Journalisten ja gegönnt, daß sie auch Ferien machen wollen und unterm Weihnachtsbaum sitzen. Der Notdienst in manchen weihnachtlichen Redaktionsräumen ist allerdings offensichtlich vom Arbeitsamt vermittelt worden.

DIE WELT macht am zweiten Weihnachtstag mit Verbesserungsvorschlägen für die Deutsche Bahn auf. Ein junger Mann mit der Frisur der Keßler-Zwillinge beklagt die Verspätungen bei der Bahn und macht zur Behebung des Mißstands den interessanten Vorschlag mehr Züge fahren zu lassen. Es ist nicht irgendein absonderlicher Bundestagshinterbänkler, sondern der Fraktionsführer der Grünen, Anton Hofreiter.

Wikipedia berichtet über seine Vita: Ein Jahr nach dem Abitur im Jahr 1990 am Asam-Gymnasium München begann Hofreiter ein Studium der Biologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), das er im Jahr 1997 als Diplom-Biologe abschloss. Neben seiner Tätigkeit an der LMU arbeitete er von 1998 bis 2003 für die bayerische Grünen-Landtagsabgeordnete Susanna Tausendfreund und von 2003 bis 2005 für den Abgeordneten Christian Magerl. In der Regel ist es umgekehrt:  Neben der Tätigkeit als Fraktionsmitarbeiter hat man noch einen Nebenjob bei einer Uni. Aber seis drum. Er hat jedenfalls nie bei der Deutschen Bahn oder deren Vorgängerbetrieben Bundesbahn und Reichsbahn gearbeitet. Ein Praktikum bei diesem Verkehrsbetrieb würde helfen, soweit bei Hofreiter nicht sowieso Hopfen und Malz verloren ist.

Für Verspätungen gibt es alle möglichen Gründe: Zu wenig Züge (Im Bahndeutsch Garnituren genannt), Probleme mit dem Verschleiß der Strecken durch nachhängende Instandhaltung, und wenn Strecken erneuert werden Langsamfahrstellen in Baustellen. Wenn es aber permanente Verspätungen als Dauerzustand im ganzen Hauptstreckennetz gibt, so ist der Hauptgrund schlicht und einfach zu viel Verkehr auf diesen Strecken.

Fast alle Hauptstrecken der Bahn sind an der Kapazitätsgrenze oder drüber.  Verschärft wird das Problem durch den Mischverkehr von Personen- und Güterzügen. Die unterschiedlichen Geschwindigkeiten fressen Streckenkapazität und fördern die Unpünktlichkeit. Die Deutsche Bahn will Güterzüge deshalb nicht mehr nach Bedarf, sondern nach Fahrplan einsetzen. Der Politiker Hofreiter fordert dagegen pauschal mehr Güterverkehr auf der Schiene.

Es hat immer schon Idioten im parlamentarischen Getriebe gegeben. Bereits in der Kinderstube der Demokratie, in den Volksversammlungen des alten Griechenlands gab es regelrechte Aussetzer. Aber wir sind ja zwei bis drei Jahrtausende weiter. Wenn eine Zeitung, die schon im Titel den Anspruch hat, die Welt zu erklären, die Meinungen eines ahnungslosen Laien ungeprüft verlautbart, so ist das eine Affenschande für das ganze Mediengewerbe. Ein seriöser Journalist hätte sich bei irgendeinem Eisenbahnprofessor oder bei der Bahn selbst erkundigt und versucht, den Sachverhalt zu prüfen. Das findet einfach nicht mehr statt und der Leser wird durch Einpeitschung unbewiesener und unbeweisbarer grüner Dogmen regelrecht verdummt und verblödet.

Der Begriff Lügenpresse ist dafür eigentlich zu milde. Eine Presse, die derart einseitig im Dienst einer Ideologie steht ist eine faschistoide Lügenpresse. Der Bericht über Hofreiters Vorschläge ist ja kein Ausrutscher.

Kürzlich berichtete DIE WELT über die Eröffnung der Neubaustrecke Erfurt – Leipzig und verglich diese mit dem Hauptstadtflughafen BER. Das  war eine billige Skandalisierung von Nickeligkeiten. Der Hauptgrund für die lange Bauzeit war eine von Bundesverkehrsminister Müntefering entschiedene Aussetzung der Baufinanzierung. Jahrelang wurden nur baurechtserhaltende Maßnahmen durchgeführt, das heißt von Zeit zu Zeit wurde irgendwo ein Bauwerk in die Landschaft gestellt. Durch die stockende Finanzierung wurde die Stecke nicht 2000, sondern erst 2015 fertig. Darüber las man in der WELT kein Wort. Statt dessen kamen die sehr umstrittenen grünen Bahnkritiker Vieregg-Rössler mit einer ihrer auf Butterbrotpapier skizzierten Alternativrouten zu Wort. Wieder ohne eine Gegenmeinung aus der Fachwelt.

Die Hetze der deutschen Presse ist inzwischen unerträglich. Immer öfter geraten seriöse Unternehmen zwischen die von den Grünen angetriebenen Mühlsteine der Medien. Volkswagen, die Deutsche Bahn, Energieversorger, ja selbst Schokoladenrührer kommen unverschuldet an den Pranger. Es ist ein unerträgliches Klima der grünen Hetze in Deutschland entstanden. Schuld sind vor allem die Journalisten. Axel Springer würde sich im Grabe rumdrehen, wenn er vom heutigen Geschreibsel in der WELT wüßte.