Alles wiederholt sich

Das Ende der DDR wurde durch einen sächsisch-thüringischen Aufstand begleitet. Ausgelöst wurde die 89er Revolution natürlich durch außenpolitische Entwicklungen, denen die Ostberliner Genossen nichts entgegenzusetzen hatten. Moskau hat die SED damals fallen lassen wie eine heiße Kartoffel.

Aber das innenpolitische Geschehen wurde vor einem Vierteljahrhundert durch Leipzig, Dresden, Karl-Marx-Stadt, Erfurt und andere Städte des Südens diktiert. Der erfolgreiche Generalstreik gegen die Umbenennung der Stasi fand beispielweise in Weimar und dessen Umland statt.

Nach 27 Jahren haben wir wieder eine sich entwickelnde Umbruchssituation. Und wieder stehen Sachsen und Thüringer auf der revolutionären Lokomotive, die den politischen Zug hinter sich herzieht. Eine Umfrage des Stern hat über die „AfD-Republik“ geschrieben und folgende Umfrage-Ergebnisse für die AfD publiziert.

Sachsen 21 %

Thüringen 18 %

Brandenburg 14 %

Mecklenburg 13 %

Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt 11 %

Hessen, Bayern und Berlin 10 %

Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein 8 %

Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen, Saarland 7 %

Hamburg 6 %

Seit der letzten Bundestagswahl ist das fast überall eine Verdoppelung der Anhängerschaft. Selbst Mecklenburg, dem früher nachgesagt wurde, daß dort die Welt 50 Jahre später untergeht, ist heutzutage eine Bastion des Fortschritts. Was besonders schön ist: Es gibt nicht den tiefen Ost-West-oder den durchgängigen Nord-Süd-Graben. Der Süden der alten Bundesrepublik ist durchweg zweistellig.

Woher kommen die revolutionären Sachsen? „Der Sozialismus siegt“, so verkündete vor 30 Jahren die Leuchtreklame auf dem Hochhaus am Pirnaschen Platz in Dresden. Jedes Mal, wenn ein Sachse vorbeikam, las er mit innerer Genugtuung: „Der Sozialismus siecht.“ Die Muttersprache prägt eben.