Blut ist dicker als Tinte

Die WELT stellte am 21.03.2016 eine Studie des Kieler Instituts für Wirtschaftsforschung (IfW, Studienautor Sebastian Braun) vor, in der sich die wissenschaftliche Einrichtung mit der beruflichen Integration von Asylanten beschäftigte. Die Aussichten in der ersten Generation einen legalen Job zu bekommen seien nahe Null, so das Ergebnis der Studie.

Braun beschäftigte sich auch mit der interessanten Idee, die Asylanten dorthin zu verbringen, wo Wohnungen leerstehen, nämlich in strukturschwache Gebiete. Diese Idee, mit den Flüchtlingen die ausgebluteten Regionen Ostdeutschlands wiederzubeleben, würde nicht aufgehen, so der IfW-Forscher. „Nicht zuletzt weil es in den Großstädten oft eine Community von Landsleuten gibt, werden viele Geflüchtete mittelfristig nach Berlin, Hamburg oder München ziehen.“ Die Durchsetzung einer Wohnortbindung sei illusorisch.

Sebastian Braun hat wohl Recht. Erfahrungen der Binnenwanderung in arabischen Staaten bestätigen seine Forschungsergebnisse. Die arabischen Gesellschaften sind letztlich planwirtschaftlich organisiert, wobei die Clan-, Familien- und Stammeszugehörigkeit die entscheidende Rolle spielt. Eine ungeplante und chaotische Binnenwanderung hat es in Arabien nie gegeben. Araber und Berber sind in der Regel nur umgezogen, wenn der Clan am anderen Ort bereits Fuß gefaßt hatte und der Umzug innerhalb des Clans, der Familie oder des Stammes abgestimmt war.

Ein Leben ohne die Familien- oder Clanstruktur ist für Araber und Berber, aber auch beispielsweise für Somalis nicht auf Dauer denkbar. Familie und Stamm kommen noch vor der Katastrophe. Bei jeder Art von gesellschaftlicher Interaktion, wie Arbeit, Kriminalität, Feiern, Konflikte, Behördenerledigungen spielt die Großfamilie die entscheidende Rolle. Die Kommunikation zwischen den Clans wird bei offiziellen und offiziösen Inhalten von Bedeutung über die Familienchefs abgewickelt. Man hau rayiysihu? (Wer ist hier der Chef) ist die wichtige Frage. Ein getrenntes Leben von dieser Familien- oder Stammes-Gemeinschaft ist für den einfachen Mann so unmöglich wie ein Weiterleben eines Körperteils nach der Amputation.

Ein Umzug in ein Wohngebiet, welches von anderen Familienverbänden, oder gar von fremden Stämmen bevölkert wird, ist zumindest riskant. Als Einzelner wird man sich hier nicht oder nur eingeschränkt gegen fremde Dominanz behaupten können.
Natürlich gibt es Ausnahmen. Araber mit einem höheren Bildungsstand können sich durchaus erfolgreich abnabeln. Oft habe ich jedoch erlebt, daß wenn sie älter werden und wenn die Gelegenheit besteht, in die Familie zurückkehren. Daß die Emanzipation vom Stamm nur temporär war.

Der Geschichtsprofessor Peter von Sivers beschrieb in der „Geschichte der arabischen Welt“: „Ethnische Solidarität bei der Eroberung eines Marktes oder der Verteidigung eines Marktvorsprungs war natürlich nichts Neues. (…) und so war es seit unvordenklichen Zeiten gewesen. (…) Ethnische Solidarität ist vielmehr das spontane Mittel all derjenigen, die nur mit ihrer Arbeitskraft, also ohne Kapital, in den Markt eintreten.“

Auf Marokko bezogen: „Ganz unten in der Hierarchie der städtischen Bevölkerungsschichten befanden sich die Zuwanderer, die (…) ethnisch homogen und sozial strukturiert waren. In den vierziger Jahren etwa kam kein Zuwanderer nach Casablanca oder Rabat, der nicht wußte, wohin er in der bidonville (Anmerkung: Barackenstadt) zu gehen hatte. Ein Chleuh aus dem Antiatlas, z.B. kannte genau den Gewürz- oder Gebrauchtkleiderladen, in dem er einen seiner Vettern ablösen und wo er leben, schlafen, verkaufen und sparen sollte (…) Andere ethnische Gruppen dominierten im Gartenbau, im Holzkohlen- oder Geflügelverkauf.“

Nicht anders geht es in unseren Großstädten zu. Die Völker, Stämme und Clans sind Zusammenschlüsse, die gerade im Kampf gegen gleich strukturierte Verbände unentbehrlich sind. Denn der Kampf um die knappen Ressourcen findet vor allem unter den verschiedenen Einwanderern statt, erst danach mit den deutschen Eingeborenen. Der Kampf bei den Tafeln um abgelaufenes Essen oder die Konkurrenz um Wohnraum sind da eher Ausnahmen.

Wenn von Mord und Totschlag berichtet wird, so sind vorrangig Ausländer untereinander betroffen. Rauschgifthandel und alle Arten von harter Ausländerkriminalität fordern zunächst Einwanderer als Todesopfer. Wenn zum Beispiel in Berlin ein Fahrzeug in die Luft gesprengt wird, kann man davon ausgehen, daß kein Deutscher drin saß. Im Kampf um Gebiete, in denen auf deutschem Boden Handels- und Gewaltmonopole errichtet werden, ist die ethnische bzw. familiäre Struktur unverzichtbar. Aber auch im legalen Handel und bei seriösen Dienstleistungen deuten sich Monopole an, die auf Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnissen beruhen. Und zwar nicht zwischen Arbeiter und Unternehmer, sondern zwischen Ethnien. Schwer zu verstehen von spätmarxistischen Soziologen, die immer noch auf einer historisch-materialistischen Endmoräne hocken und Stammessachen unter „alles Nebenwidersprüche“ verorten.

Eine konsequente Trennung von Asyl und Einwanderung steht unmittelbar auf der Tagesordnung, um die Spaltung der Gesellschaft in Familienstrukturen zu beenden. Asylanten sollten ihr Asyl wieder verlassen, wenn der Bürgerkrieg zu Hause beendet ist.

Der Kampf gegen die Ghettoisierung ist wegen diesen afrikanischen und asiatischen Gebräuchen und Gewohnheiten ein Kampf gegen Windmühlenflügel. Den tonangebenden Politikern wie Fräulein Roth, Frau Göring-Eckardt und Frau Merkel erschließen sich diese Gesetzmäßigkeiten, die darauf basieren, daß Blut dicker als Tinte ist, nicht wirklich. Obwohl seit Jahrzehnten Ausländer in Deutschland leben, ist das nächste Ghetto terra incognita, unbekanntes Land. Die Damen haben ein Weltbild, welches sich an Wünschen und nicht an Realitäten orientiert.

Eine russische Anekdote behandelte die Zweifel an der politischen Bildung der Staatsführung. Anfrage an Radio Jerewan: „Trifft es zu, dass die Hälfte der Mitglieder des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Idioten sind?“ Antwort: „Unsinn. Die Hälfte der Mitglieder sind keine Idioten.“