Republikaner werden runtergeschrieben

Meine Freundin hatte das Buch „Great Again!“ von Donald Trump im stationären Buchhandel gekauft. Da wurde sie an der Kasse mindestens erstaunt, wenn nicht geradezu empört angeschaut.

„Make Amerika great again“ gab es als Slogan schon einmal: in Ronald Reagans Wahlkampf ums Weiße Haus 1980. Nun, eine ausgeprägte Abneigung der deutschen Intellektuellen gab es damals natürlich auch gegen den Republikaner Ronald Reagan. Aber mit den bissigen Bemerkungen in den deutschen Medien verhielt es sich so: Je näher Reagan der Hauptstadt Washington kam, desto kleiner und zahmer wurden die Nachrichtenverdreher der Leitmedien.

Vor der Präsidentenwahl hatte DER SPIEGEL am 27.10.1980 noch geätzt:

Nur weil der Gegner Jimmy Carter heißt, hat sogar dieser Ronald Reagan gute, sehr gute Aussichten, sein Ziel zu erreichen. (…) Denn eigentlich ist dieser Ronald Wilson Reagan, 69, Ex-Sportreporter, -Filmschauspieler, -Fernsehunterhalter, -Politreisender, -Waschmittelwerber, Gouverneur, kaum von dem Holz, aus dem Amerika gemeinhin Präsidenten schnitzt — oder zumindest früher zu schnitzen pflegte.

Von Freund und Feind als intellektuelles Leichtgewicht eingestuft („Selbst wenn man durch Ronald Reagans tiefste Gedankengänge watet“, so der Republikaner Peter Behr aus Kalifornien, „macht man sich nicht mal die Knöchel naß“), verhaftet in einer Welt von gestern, ohne Verständnis für die Welt von heute oder gar morgen, ist Reagan eher der typische „Know-nothing-Kandidat“ (so der US-Publizist Jeffrey Klein), ein Meister der markigen Sprüche, eine „Kraft des Negativismus“ (Senator Edward Kennedy) und ein Methusalem des Konservatismus.“

Kommen uns diese Schmähungen nicht bekannt vor? Werden zu Trump nicht wieder die alten Argumente aus dem Archiv geholt? Aus „diesem“ Ronald Reagan wurde übrigens im Laufe der Zeit Mr. Präsident, auch beim Blick in den Rück-SPIEGEL.

Eine Woche später, am 3.10.1980 erzählte das Sturmgeschütz der Demokratie – so das Eigenbild des Magazins – einen despektierlichen Witz:

„In einer dunklen Gasse preßt jemand einem Wähler eine Pistole an die Schläfe. Er verlangt eine Entscheidung: „Carter oder Reagan?“ Der Bedrohte überlegt ein paar Schrecksekunden, ehe er antwortet: „Drück ab“. Millionen Amerikaner schmunzelten über den traurigen Wahlwitz, den die „New York Times“ zur „Story der Kampagne von 1980“ erhob. (…) Am Ende eines trostlosen Wahlkampfes stand die trostlose Alternative Jimmy Carter oder Ronald Reagan, mußten sich die Amerikaner, wenn sie überhaupt zur Wahl gingen, in jedem Fall für einen zweitklassigen Kandidaten entscheiden.“

Schon 1980 zitierte der SPIEGEL nicht die amerikanischen Bürger, sondern immer nur Publizisten, die im selben überdüngten Frühbeet unter Rotlichtlampen mit Gründünger aufgezogen worden waren, wie die SPIEGEL-Fechter.

Unmittelbar nach der Wahl am 10.11.1980 fischte DER SPIEGEL immer noch nach Haaren in der Suppe:

„… rechten Reagan-Jüngern stehen Mitglieder des gemäßigt-konservativen Establishments der Republikanischen Partei gegenüber, von denen viele Posten in den Regierungen Nixon und Ford innehatten. Bekannteste Namen: Henry Kissinger und George Shultz, der Ex-Finanzminister und Wirtschaftsfachmann.

Reagan braucht solche Routiniers. Denn er kommt in die US-Hauptstadt „mit weniger Wissen über Washington und die Welt als jeder andere Präsident im vergangenen halben Jahrhundert“ (so der Kolumnist Joseph Kraft). Und Reagans kalifornischer „innerer Zirkel steht fast genauso naiv vor Washingtons verschlungenen Wegen“ wie einst Jimmy Carters Georgia-Mafia („The Wall Street Journal“).

Verbittert über den Niedergang und die fortwährenden Demütigungen Amerikas formierten sich Amerikas Konservative zu einer „Neuen Rechten“, einer „Moralischen Mehrheit“, die keinen Zweifel ließ an ihren Zielen: Amerika zu befreien von den „Ungläubigen“, die für so widerwärtige Dinge wie Abtreibung, Gleichberechtigung der Frau oder auch Abrüstungsverträge mit Kommunisten eintraten.“

So wurde Reagan damals von elitären Tintenklecksern runtergeschrieben. Ich erinnere mich auch an das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Ronald Reagan wurde nach dem Wahlsieg nie interwievt, ohne zu erwähnen, daß er sich gerade auf dem Weg zum Friseur befand. So subtil unterstellte man ihm geistige Minderbemitteltheit. Sein Kopf sei eben nicht zum Denken, sondern nur zum Haareschneiden gut…

Anders als die Eiferer des derzeitigen Bundeskabinetts gab sich die damalige Bundesregierung große Mühe, ihre Enttäuschung über das Wahlergebnis zu verbergen, oder gar Vorteile zu erkennen. Der SPEGEL berichtete:

„In der ersten Kabinettssitzung seiner neuen Regierung am letzten Mittwoch gab der Kanzler (gemeint war Helmut Schmidt), der Reagan bei dessen erstem privaten Bonn-Besuch vor zwei Jahren kennenlernte, die Parole aus, es habe überhaupt keinen Sinn, jetzt große Klagen über das Wahlergebnis in Amerika anzustimmen.

Eine Reihe von Leuten in Reagans Umgebung wie George Shultz, Alexander Haig oder Henry Kissinger seien „berechenbar, zuverlässig und erprobt“, dozierte Schmidt. Auf sie und andere Berater des künftigen Präsidenten gelte es nun, „hinter verschlossenen Türen“, einzuwirken.“

Helmut Schmidt war in seinem ersten Leben nicht FDJ-Sekretär für Agitation und Propaganda, sondern Wehrmachtsoffizier gewesen, was sich in der taktisch vernünftigen Herangehensweise an die frischgebackene amerikanische Administration wiederspiegelte.

Ronald Reagan wurde von den Medien bescheinigt, von Außenpolitik und von Washington keine Ahnung zu haben, und dennoch war die Sowjetunion nach acht Jahren Reagan ein rauchender Trümmerhaufen und ein halbes Jahr nach seinem Rückzug aus dem Weißen Haus wurde der Stacheldraht des größten Gefängnisses der Welt zerschnitten. Er war fraglos der größte und erfolgreichste Politiker seit Kaiser Augustus. „Die Türme der Tyrannen werden zu Staub zerfallen“ hatte er verkündet und dieses Versprechen an die Völker wahr gemacht.

Anders als die geistigen Sklavenhalter in den westteutonischen Medien hatte Reagan das Herz auf dem rechten Fleck und einen klaren Verstand. Wenn es nach dem deutschen Blätterwald gegangen wäre, würden Osteuropa und Zentralasien noch heute in stalinistischer Despotie dahinvegetieren.

Ronald Reagan wurde vor seinem Amtsantritt von der journalistischen Koterie genauso heruntergeschrieben und niedergemacht, wie derzeit Donald Trump.

Wie oben schon erwähnt: Durch die strafenden Blicke des Buchhändlers muß man im intoleranten und kleinkarierten Merkeldeutschland durch, wenn man ein Trump-Buch im Laden kauft. Oder man bestellt es einfach bei Amazon. Die Hermes-Fahrer haben immer ein freundliches Lächeln…