Gabriel vergeigt Staatsbesuche

Wenn es einmal passiert kann es Zufall oder Pech sein. Eine Wiederholung läßt auf Ungeschick und dilettantische Vorbereitung schließen. Die Rede ist von den Staatsbesuchen des SPD-Ministers Gabriel im Nahen Osten.

Fünf Tage nach Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran, dem sogenannten Atomdeal zwischen Obama und den Mullahs, hatte sich Gabriel im Juli 2015 gesputet, um als erster Abgesandter des Westens in Teheran aufzuschlagen. Als solcher wurde er dort mit offenen Armen empfangen. Ein Jahr später, im Oktober 2016 wurde er weder von Präsident Hassan Ruhani noch von Außenminister Mohammed Dschawad Sarif empfangen, und dann wurde auch noch überraschend ein geplantes Treffen mit Parlamentspräsident Ali Laridschani abgesagt. Gabriel besuchte daraufhin den Golestan-Palast und das Nationalmuseum. Das ist etwa dieselbe Ersatzhandlung, als wenn der Hund meiner Freundin interessiert am Wegrand schnüffelt, wenn er an einem bellenden Köter vorbeigeht.

Das Elitistenmagazin „Zeit“ vom 4.10.2016 berichtete über das Mißgeschick des Ministers genüßlich: „Laridschanis Bruder Sadegh, der Leiter der Justiz ist, hatte Gabriels Besuch zuvor bereits scharf kritisiert. „Wenn ich an der Stelle der ehrenwerten Regierung oder des Außenministers wäre, hätte ich solch einer Person nicht erlaubt, ins Land zu kommen“, sagte Sadegh Laridschani laut der Nachrichtenseite Mizanonline.“ Schlimmer kann man nicht gedemütigt werden.

Grund für den Verdruß bei den frommen Moslems war ein Interwiev, welches Gabriel im Vorfeld der Reise dem elitären Schnöselblatt „SPIEGEL“ gegeben hatte. Ein normales, freundschaftliches Verhältnis zu Deutschland würde erst dann möglich sein, wenn Teheran das Existenzrecht Israels anerkenne. Die Mullahs haben Gabriel nun gezeigt, wie ein unnormales und unfreundliches Verhältnis zu Deutschland aussieht. Sie lassen sich von einem deutschen Kaffernminister nicht belehren und nicht bekehren.

Gabriel zog aus der fatalen Situation wohl den Schluß, daß man das Existenzrecht Israels in Frage stellen müsse. Seinen Israel-Besuch krönte er nämlich mit dem Besuch bei einem auch von G. Soros finanzierten Verein, der der israelischen Armee Menschenrechtsverstöße vorwirft. Das Problem ist: Alle Vorwürfe werden anonym erhoben, sind also nicht belastbar nachprüfbar. Premier Netanjahu sagte darauf das Treffen mit Gabriel, der inzwischen übrigens zum Außenminister avanciert ist, ab.

Was sollen diese teuren Reisen, wenn sie an der mangelnden Biegsamkeit Gabriels scheitern? Muß am deutschen Wesen wirklich die Welt genesen? Kann man das Stöckchen, über welches Moslems und Juden springen sollen nicht ein paar Zentimerter tiefer legen? So tief, daß die Reise nicht für die Katz ist und man sich nicht blamiert? War Diplomatie früher nicht die Kunst, etwas so zu formulieren, daß es für Eingeweihte zwar verständlich war, aber nicht zum Gesichtsverlust führte? Müßte ein deutscher Minister nicht die tradierten Regeln der Außenpolitik beherrschen?

Gabriel verwechselt Inland und Ausland. In Deutschland sollte man Ausländern strikte Vorschriften machen, was haram und halal, verboten und erlaubt ist. Im Ausland muß man sich an fremde Sitten anpassen. In Berlin-Mitte darf leider jeder Ausländer laut und ungestraft „Juden ins Gas!“ rufen. In Teheran und Jerusalem, wo der kurze Arm der deutschen Rechtsprechung nicht hinlangt, will Gabriel die Eingeborenen dagegen Mores lehren. Die SPD und übrigens auch die CDU handhaben eben alles umgekehrt, wie es vernünftig ist. „Umwertung der Werte“ nannte man das Verfahren bis zum Ende des WK II. „Frankfurter Schule“ hieß es nach dem Krieg.