Maidemos gegen die SPD

Derzeit kämpfen die Sozialdemokraten Heiko Maas, Ralf Stegner, Küstenbarbie, Kim Jong Schulz und Co. gegen die Reste bürgerlicher Freiheit. Gegen Meinungsfreiheit, Vertragsfreiheit, Versammlungsfreiheit und was den Kölner und Mainzer Karneval betrifft, sogar gegen Narrenfreiheit. Diese reaktionären und antliberalen Positionen sind nicht ganz neu. Der letzte Mohikaner des deutschen Liberalismus, Eugen Richter, sah 1891 in seinen „Sozialdemokratischen Zukunftsbildern“ die Tendenz der SPD zum Totalitarismus schon voraus.

Nicht nur die Liberalen der frühen und mittleren Kaiserzeit bekämpften den Sozialdemokratismus. Auch die Stalinisten taten das seit Mitte der 20er Jahre, jedoch aus einem entgegengesetzten Blickwinkel. Ihnen war die SPD nicht freiheitsfeindlich genug. Die Rede war ständig von den rechten Führern, die die revolutionären Massen vom Klassenkampf abhalten.

Nach der kommunistischen Machtübernahme kam es periodisch zu Kampagnen gegen den sogenannten Sozialdemokratismus. 1969 hatte die SPD zusammen mit der FDP in Bonn eine Regierung gebildet und das versetzte die Stalinisten in  Panik. Denn Willy Brandt war auch in der DDR populär. Er hatte im März 1970 in Erfurt aus einem Hotelfenster gewinkt und es hatte auf dem Platz davor einen ungeplanten und nicht beherrschbaren Massenaufläuf von Tausenden Leuten gegeben. Das Gedränge war so stark, daß niemand umfallen konnte. Also wurden Agitation und Propaganda gegen die SPD verstärkt. Die sozialdemokratischen Führer als Lakaien des westdeutschen Monopolkapitals und als Vasallen von Washington. Als Verräter der Werktätigen.

Die Kampagne gegen den sogenannten „Sozialdemokratismus“ hatte ihren neuerlichen Höhepunkt erreicht, als die Weimarer Werktätigen den ersten Mai 1971 als Kampftag der Arbeiterklasse feierten, so die Sprachregelung des Ostberliner Wahrheitsministeriums. Der erste Mai begann alljährlich mit dem Sammeln an vorbestimmten Stellplätzen und dem Streit darüber, wer die Spruchbänder und Fahnen tragen sollte.

Da gab es so eine wunderschöne jüdische Anekdote, die allerdings ein paar Jahre jünger ist. Genosse Rabinowitsch soll am Ersten Mai das Plakat mit dem Porträt von Parteichef Tscherneko tragen. Er weigert sich mit der Argumentation: „Letztes Jahr habe ich Andropow getragen: Er ist im selben Jahr gestorben. Vorletztes Jahr habe ich Breshnjew getragen: Er ist im selben Jahr verstorben“. Darauf seine Kollegen: „Genosse Rabinowitsch, du hast goldene Hände!“

Wenn Fahnenträger und Spruchbandträger bestimmt waren, setzte sich der Zug sehr langsam in Bewegung und kam immer wieder ins Stocken. Dieses stop and go dauerte bis zum Erreichen der Karl-Liebknecht-Straße (im Voksmund wegen der rußgeschwärzten Fassaden „Gaskammer“ genannt). In dieser Straße bekam der Umzug regelmäßig das Rennen. Die Reihen rissen auseinander, es entstanden Lücken und man erreichte den Goetheplatz, wo links die Tribüne aufgebaut war. Die 100prozentigen blickten nach links zur Tribüne und winkten dem Kreisleiter, dem Genossen Gerhard Gramm und seinem zahlreichen Gefolge zu, der von der Tribüne huldvoll zurückwinkte. Nach dem Passieren der Tribüne kam man in die Heinrich-Heine-Straße, wo der Zug sich auflöste. Auflösen ist gut, während der Zug in den sechziger Jahren noch geordnet 500 Meter weit bis zum Sophienstiftsplatz kam, erreichte er in den Achtzigern nur noch mit Mühe die Löwenapotheke kurz hinter der Tribüne. Fahnen und Spruchbänder wurden noch in Sichtweite der Tribüne eilig hingeschmissen oder an die Hauswände gedonnert und die Demonstranten entfernten sich unauffällig und rasch zu den Bratwurst- und Bierständen.

Sammler von Fahnen und Spruchbändern wären sicher auf ihre Kosten gekommen, aber es gab keine Liebhaber, da an Fahnen und Sprüchen ein absolutes Überangebot herrschte. Neben der Tribüne auf dem Goetheplatz gab es Revolutionsfolklore. Ein Sprecher stand an einem Mikrofon und las unentwegt etwa folgenden Text:

„Wir begrüßen die Genossenschaftsbauern der LPG „Ulrich von Hutten“, die ihren Plan bereits zum 30. April mit 41,4 % erfüllt haben. An der Spitze marschiert die Brigade Schweineproduktion, die hohe Leistungen im Plan Wissenschaft und Technik bei der Einführung der neuen automatischen Rübenhacken in die Produktion erreicht haben. Wir danken den Werktätigen der Brigade für ihre hohen Leistungen, die nur unter Anwendung neuester sowjetischer Erfahrungen erreicht werden konnten, hoch lebe die deutsch-sowjetische Freundschaft, sie lebe hoch, sie lebe hoch, sie lebe hoch…..Wir begrüßen die Werktätigen des VEB Dreikäsehoch, die hohe Leistungen bei der Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Käsesorten erbracht haben. Zusätzlich zum Plansoll wurden im Rahmen der Konsumgüterproduktion täglich 2 Blumenampeln produziert. Die Brigade unterstützt den Freiheitskampf des chilenischen Volkes mit einer Spende von 144 Mark. Hoch lebe die antiimperialistische Solidarität, sie lebe hoch, hoch, hoch. Wir begrüßen die Schüler und das Lehrerkollektiv der Pestalozzi-Oberschule. Zu Ehren des soundsovielten Plenums der Partei der Arbeiterklasse haben die Schüler der Klasse 7a 3,7 Tonnen Altpapier gesammelt. Der Erlös wurde für das Pfingstreffen der FDJ in Berlin zur Verfügung gestellt…“

So berauschte sich der Redner stundenlang an Erfolgen. Kein Betrieb, der nicht auf irgendeinem Gebiet die Welt gerettet hatte. Kein Schweinehirte und kein Müllwerker, der nicht sowjetische Erfahrungen genutzt hatte. Beim Rollen der Aschenkübel gab es den Kreuzgriff und den Schlenkergriff. Letzterer beruhte auf einem Neuerervorschlag aus Aschabad (an der Südgrenze des Imperiums).

1971 wurde experimentiert. Gegenüber der Tribüne befand sich die Eingangstreppe der Hauptpost mit einem ausreichend großen Podest. Hier wurde meine Schulklasse in Stellung gebracht. Ein Genosse von der Kreisleitung mit einer Flüstertüte hatte mit uns wochenlang Sprechchöre eingeübt. Wenn er mit der Flüstertüte zu schreien anfing mußten wir im Chor die beiden Sprüche rufen: „Wir fordern von dem Willy Brandt, die DDR wird anerkannt“ und „Freundschaft zur Sowjetunion ist Ruhm und Ehre der Nation“.

Immer wenn der Redner von der Tribüne mal kurz Luft holte, fing unser Schreihals auf der Posttreppe die beiden Sprüche an zu schreien und wir riefen es ihm nach. Das ganze sollte natürlich spontan wirken, also so als Volkes Stimme. Nach etwa zwei Stunden hatten die von der Tribüne unser dünnes Gepiepse satt, und bestellten die Sprechchöre von der Posttreppe einfach ab. Der Heini mit der Flüstertüte war ziemlich deprimiert. War er nicht gut ? Hatte er was falsch gemacht? Hatte er die Ohren der gegenüberstehenden Genossen beleidigt?

Insgeheim dachte ich: Hoffentlich ist Willy Brandt nicht so blöd, die DDR anzuerkennen. Und er hat mich nicht enttäuscht. So weit runter wie 1988 unter Hans Jochen Vogel war die SPD 1971 eben doch noch nicht.

Am Ersten Mai 2017 wird in Erfurt nach Einladung durch die AfD wieder einmal gegen die SPD demonstriert werden. Dieses Mal, weil die SPD-Führer Lakaien des Spekulanten Soros sind, wegen der Angriffe von Heiko Maas auf die Meinungsfreiheit, aber auch wegen der Plünderung der in der Verantwortung von Andrea Nahles befindlichen Kranken- und Alokassen zugunsten zweifelhafter Betrüger. Wie konnte es zum Beispiel kommen, daß ein des Arabischen völlig unkundiger Bundeswehroffizier sich als Araber ausgeben und Knete kassieren konnte? Das ist Ausbeutung der deutschen Abgabenzahler. Wie konnte es passieren, daß der Lkw-Attentäter und Brandstifter Amri mehrfach angemeldet war, jedesmal mit Bezug von Geld? Wie konnte es passieren, daß wiedereingereiste Kämpfer des Islamischen Staats und Taliban deutsche Gelder ausgezahlt bekommen? Und waren die Opfer für Hartz IV nicht vergeblich, wenn das Heer der Arbeitslosen jetzt verantwortungslos durch die Regierungspolitik millionenfach aufgefüllt wird? War es nicht das Ziel von Kanzler Schröder die Zahl der Langzeitarbeitslosen zu verringern um die Lohnnebenkosten wenigstens konstant zu halten? Viele Fragen, am Ersten Mai gibt es Antworten darauf. Treffpunkt: 11 Uhr vor der Thüringenhalle.