Ein griffiger Leitfaden für Verhöre

Die Regierung wird gegenüber den Bürgern immer frecher und herausfordernder. Eine Kaskade von Verboten ergießt sich seit Merkels Machtantritt in die ganze Gesellschaft. Von der Kernkraft über die Glühbirne bis zum Staubsauger. Untertanen bekommen von der GEZ laufend Verhörzettel zugesendet. Motoren werden auf Prüfständen ausgelesen, Kommentare mitgelesen und zensiert. Spaziergänge werden gefilmt und über das Handy und die Kreditkarte kann der Staat Bewegungs- und Persönlichkeitsprofile erstellen. Wenn ich mich recht erinnere fing die Überwachung mit der Installation von Datenschutzbeauftragten an. Sie waren das Feigenblatt der Überwacher. In dieser Atmosphäre der zerstörten Intimsphäre ist es eine Frage der Selbstachtung, sich zu wehren.

Eine perfekte Anleitung hat Alexander Weißberg-Cybulski (1901 -1964) geschrieben:

Im Verhör. Ein Überlebender der stalinistischen Säuberungen berichtet

Ich habe die Broschüre, die 1951 publiziert wurde, in den 80er Jahren im Ostberliner Untergrund in die Hand bekommen und war sofort wie elektrisiert. Innerhalb einer Nacht hatte ich sie verschlungen, weil der Besitzer sie auf keinen Fall ausleihen wollte. Ich hatte mir den Autor damals gemerkt und habe das Buch nun nach 30 Jahren bei Amazon wiedergefunden.

Ist es nicht ein bißchen übertrieben Merkels Operettendemokratur mit der stalinistischen Säuberung zu vergleichen? Sicher! Merkels Methoden sind subtiler und unspektakulärer. Sie sind weniger auf körperliche Vernichtung und die Angst davor aufgebaut, sondern mehr auf die Ruinierung der Existenzgrundlagen. Der Terror unterscheidet sich, aber die Strategien der Abwehr gegen überzogen Wissensdurst des Staats sind damals und heute praktisch gleich.

Alexander Weißberg-Cybulski strebte als kommunistischer Physiker und Ingenieur Anfang der 30er Jahre aus Deutschland in die Sowjetunion. Begeistert werkelte er am Aufbau des Sozialismus mit, bis er schließlich 1937 in die Mühlen des Inlandsgeheimdienstes NKWD geriet und den „Großen Terror“ erlebte. Die Broschüre beschreibt drei Jahre Untersuchungshaft, in denen Weißberg dazu gebracht werden sollte, ein Geständnis abzulegen, er sei Anhänger Bucharins und somit faschistischer Spion. Weißberg-Cybulski ließ sich auf Spielchen mit den Sicherheitsbehörden nicht ein. Die Verhörer verzweifelten an ihm und seinem Starrsinn. Teilweise entwickelten sie eine gewisse Achtung vor ihm. Viele von ihnen verschwanden im Lauf der Untersuchung selbst in den Genickschußanlagen und Gulags. Für die kriecherische Auffassung vieler Genossen, daß wenn die Partei ein falsches Geständnis verlange, man dieses im Sinn der Parteidisziplin auch liefern müsse, hatte Weißberg kein Verständnis.

Von der Gläubigkeit des Autors an den Kommunismus muß man beim Lesen ruhig mal absehen können. Das war damals eben der Zeitgeist der Jugendbewegung. So wie die Idealisten heute an den primitiven Altären von Feinstaub und CO2 opfern, krochen sie damals vor Hitler und Stalin auf den Knien herum.

Die effizienten Aussagetechniken des Autors gegenüber den GPU-Offizieren in den Verhören sind genial und spannend beschrieben. Keinen Fußbreit den geistigen Verführern und Folterern. Man muß stur bei der eigenen Linie bleiben.

„Im Verhör“ ist für jeden Bürger, der in die Hände des Staats fällt, ein unschätzbar wertvolles Handbuch zum Widerstand. Insbesondere bei Verhaftungen auf Grund der GEZ-Verweigerung, wegen Religionskritik oder wegen sogenannten „Haßkommentaren“ muß man gegenüber den Behörden selbstbewußt eine knallharte Linie durchziehen.