Als Ossi darf man enttäuscht sein

In einer Lügensendung des zwangsfinanzierten Staatsfernsehens wurde wieder mal gerätselt, warum die Ossis so komisch sind. Ich möchte mich daran nicht aufhalten, weil die Einlassungen bei Anne Will eigentlich nur gequirlte Grütze waren. Die Moderatorin hatte Trolle wie Gesine Schwan eingeladen, die zum Thema nichts wußten. Lassen wir das Gesülze Stephan Paetow in Tichys Einblick kommentieren und ansonsten den Vorhang der Milde darüber fallen…

Also warum sind die Dunkeldeutschen so komisch? Eine Bekannte aus den Neuen Ländern erklärte mir ihre Aversion gegen die Institutionen der Bundesrepublik – Parteien, Medien, Bildungswesen – so: Jahrzehntelang hätte sie bis 1990 geglaubt, daß im Westen eine faktenbasierte Politik gemacht wird, daß eine ergebnisoffene Wissenschaft die Politik und die Medien berät und auch gehört wird. Daß statistische Daten zu verschiedenen Sachverhalten erhoben werden und Grundlage für tiefgründige Analysen und tragfähige Konzepte sind. Irgendwo müßte der Unterschied im Wohlstand von Ost und West ja hergekommen sein, meinte sie. Bis die Grenze sich öffnete.

Nun öffnete sich der Stacheldraht nach 28 Jahren natürlich sehr spät. Vielleicht hatte es von der schönen und hilfreichen Rationalität und Aufgeklärtheit ja ein paar Scheibchen in den 60er und 70er Jahren gegeben? Wovon später immer noch gezehrt wurde? Die Einwohner der Neuen Länder wissen es nicht. Sie waren nicht dabei.

Die Ossis wollten 1990 das Wirtschaftswunder und das Bildungswesen der 60er haben und bekamen statt dessen die 90er Jahre aufgetischt. Am Ende der 80er und in den 90ern war die Bundesrepublik jedoch schon ein halbes Irrenhaus, jetzt ist sie ein ganzes.

Weststädte mit Hochschulen waren 1990 über und über mit RAF-Parolen zugeschmiert: „Solidarität mit den Gefangenen“. Junge Männer unterhielten sich über das Lackieren von Fingernägeln und diskutierten ernsthaft, ob es die Umweltgesetze zuließen im Wald zu pinkeln. Nach und nach wurden über den Umweg der EU-Verordnungen Elemente der DDR-Bürokratie wieder eingeführt: Zum Beispiel die Zertifizierung nach DIN ISO 9001. Über Fördermittel wurden Städte und Gemeinden von den Ländern und vom Bund straff gegängelt. Sie bauten nicht, was sie gerade brauchten, sondern für was sie Geld bekamen. Immer wußte nur noch die obere Ebene was gut und richtig ist. Das schlimmste allerdings waren die Mietprofessoren, die alles beweisen konnten, was die Medien von ihnen hören wollten. Und die völlig frei schwebenden Rundfunkanstalten, die in ihren Präferenzen vom Willen und den Wünschen ihrer Konsumenten weitgehendst entkoppelt waren.

Schnell wurde klar, daß die Eliten in Medien und Großstrukturen überhaupt kein Interesse an sachgerechten Entscheidungen hatten, sondern brutal ihre Steckenpferde ritten, ohne Rücksicht auf den Geldbeutel der Wähler (GEZ, EEG, Energiesteuern, Gesundheitsnudging, Gender…), ohne die Interessen der angeblich mündigen Bürger zu beachten. Auf die Medienkonsumenten wurde unnachsichtlich eingetrommelt, bis sie reif schienen, alles zu glauben.

Ein besonders krasses Beispiel war kürzlich eine Studie zur Ausländerfeindlichkeit im Osten, die eine verfettete thüringische SPD-Bundestagsabgeordnete böswillig bei einem bekanntermaßen linksradikalen „Institut“ in Göttingen bestellt hatte. Die beauftragten Mietdoktoren kamen mit völlig unhaltbaren Methoden auf das von der Abgeordneten bestellte Ergebnis, daß man an den Dunkeldeutschen mit Steuermitteln weiter rumzerren müßte. Ohne die geringste Plausibilitätsprüfung wurde das in den Kram passende „Gutachten“ in Funk und Presse breitgetreten. Nach vier Wochen wurde nach heftigen Verrissen durch alternative Medien eingeräumt, daß das ganze Pamphlet von vorne bis hinten erlogen und erstunken war. Fakes werden übrigens meistens von der SPD in Umlauf gebracht. So einen unterbelichteten Kehricht und zum Himmel stinkenden Dreck bringt Frau Wagenknecht nicht zustande. Das muß man ihr lassen. Wer hat uns verraten? – Sozialdemokraten!

Genauso eine Fakeschmiede wie die Göttinger Fälscherwerkstatt ist das Potsdamer Institut, das von Herrn Schellnhuber gegründet wurde. Bei ihm bestellt auch Frau Merkel.  Egal was passiert, ob es grade wärmer oder kälter wird, nasser oder trockener, windiger oder ruhiger, ob das Eis der Arktis gerade zunimmt oder ab, ob die Zahl der Eisbären sich erhöht oder sinkt, immer wird nachträglich eine modifizierte Theorie der Klimaänderung durch CO2 druntergeschoben. Und immer ist die Kohle an allem schuld. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die jahrelange sogenannte „Arbeit“. Eine wesentliche Mitverantwortung der Sonnenaktivität wird nicht einmal ernsthaft in Erwägung gezogen. Programmieren mit Scheuklappen.

Beim Fraunhofer Institut wird der Rechenkern der Wärmeschutzberechnungen zusammengedoktort. Der Wärmeeintrag über Fenster in das Gebäude wird berücksichtigt, der wesentlich größere über die Außenwände nicht. Schweinelogik nennt sich das. Dadurch sind die Berechnungen von Bestandsgebäuden einfach nur Murks und das Papier nicht wert, auf das sie gedruckt werden. Wert für die Menschheit: Null.

Das jüngste Beispiel: Drei Wirtschaftsprofessoren behaupten, daß die Geldzählmaschinen rückwärts laufen werden, die Geldscheine sich selbst entzünden und die Türen von den Sparkassen klemmen, wenn die AfD in den Bundestag einzieht. Auf Achgut wurde das Gegenteil behauptet: Sachsen-Anhalt mit 25 % AfD im Landtag hat ein höheres Wirtschaftswachstum, als der Rest der Bundesrepublik. Dasselbe trifft auch auf Dresden zu, wo seit 2014 PEGIDA demonstriert. Also völliger Unsinn, was die Mietprofessoren da streuen, um sich bei den Medienzaren und den Geldgebern in der Politik lieb Kind zu machen. Durch Rumschleimen kommt man an die nächsten Forschungsgelder.

Am Schlimmsten: Es gibt die Maasi, statt der Stasi. Die Meinungsfreiheit ist fast schon auf dem Stand der 80er Jahre. Religionskritik wird als Hetze diffamiert, die meisten Parteien halten sich Revolutionsgarden und radikale Tugendwächter wie in Teheran. Man gehe mal auf die Webpräsenz der Grünen Jugend oder der Falken. Die Zensur ist privatisiert worden, ein einmaliger Vorgang. Auf diese famose Idee sind nicht mal Hitler und Stalin gekommen.

Statt Marxismus-Leninismus-Institute an jeder Hochschule gibt es jetzt Genderprofessuren. Ihre Wissenschaftlichkeit entspricht dem Niveau der Köpfe- und Nasenvermessungen in den dreißiger Jahren. Immer wurde und wird beim „Forschen“ herausgefunden, was die Partei oder die Medien hören wollten und wollen. Die Ossis haben sich bis 1989 gedacht, daß das in der Bundesrepublik anders sei. Daß eine gewisse Rationalität herrscht.

Fehlanzeige. Da darf man doch mal schwer enttäuscht sein. Eigentlich müßte man Studien anfertigen, warum die Wissenschaft so verdreht ist. Ist wahrscheinlich rausgeschmissenes Geld. Wolf Biermann hat die Frage nämlich erschöpfend beantwortet:

Was haben wir denn an denen verlorn:
An diesen deutschen Professorn
Die wirklich manches besser wüßten
Wenn sie nicht täglich fressen müßten
Beamte! Feige! Fett und platt!
– die hab ich satt!