Die fragwürdige Zukunft der Arbeit

Zukünftig gibt es entweder zu viele oder zu wenige Arbeitskräfte für die deutsche Volkswirtschaft. Daß es die richtige Menge geben wird, ist – wenn es nach den Berichten der Medien und der Zukunftsforscher geht – so gut wie ausgeschlossen.

Das deutsche Handwerk klagt über Lehrlingsmangel. Einige Wirtschaftsverbände und -institute fordern immer mehr unqualifizierte Zuwanderung um die demografische Lücke zu füllen und Prof. Bernd Raffelhüschen sowie die AfD befürchten eben diese Migrationsbewegung lediglich als Einwanderung in die Sozialsysteme.

Im April 2015 zeigte uns der MDR einen Besuch von geflüchteten syrischen Ärzten und Ingenieuren in einem fränkischen Krankenhaus. Denen, die schon immer hier wohnen, sollte vermittelt werden, daß ein Schwall von Hochqualifizierten vor den Schleusentoren der EU steht. Inzwischen ist klar, daß das eine von der Staatssicherheit (Ina Leukefeld) initiierte Nebelkerze war: Der Umsatz in den deutschen Krankenhäusern wird nicht durch syrische Ärzte, sondern durch nordafrikanische Messerer gesteigert.

Um den verwunderten Zeitungsleser und den verschreckten Fernsehglotzer final zu verwirren hämmern die Medien das aus der Gegenrichtung kommende Schreckgespenst der künstlichen Intelligenz in die Gehirne naiver Zeitgenossen, Maschinen würden Arbeitsplätze fressen. Nicht genug damit: Zahlreiche bestallte und unbestallte Experten fordern das bedingungslose Grundeinkommen und eine Maschinensteuer, da zukünftig außer Däumchen drehen nichts zu tun sein wird. Aber wenn es eh nichts mehr zu tun gäbe, dann könnte man das Grundeinkommen ja auch ohne die Afrikaner und Asiaten allein verfrühstücken.

Man fühlt sich zuweilen in die Zeit der Maschinenstürmerei des 19. Jahrhunderts hineinversetzt. Biedere Handwerker zerstörten Webstühle und andere Betriebseinrichtungen, weil es zunächst so aussah, als würde die Mechanisierung die Existenzgrundlagen der Bevölkerung ruinieren. Punktuell und zeitweilig war das sicher auch der Fall, mittelfristig brachte die Modernisierung der Produktion zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten in Hülle und Fülle. Insbesondere der Dienstleistungsbereich profitierte von der höheren Produktivität. Wenn weniger Menschen mit der Sicherung der Grundbedürfnisse wie Nahrung, Wohnung, Kleidung beschäftigt sind, können immer mehr Leute in Finanzämtern, Verwaltungen und Krankenkassen immer mehr Dateien und Datensammlungen anlegen, andererseits aber auch sinnvolle Dienstleistungen wie Alten- oder Krankenpflege ausführen. Das wäre vor 200 Jahren nicht möglich gewesen.

Ein schönes Beispiel für Schizophrenie: Die Fuhrunternehmer klagen, daß seit der Abschaffung der Wehrpflicht kein Nachwuchs an Lkw-Fahrern mehr an die Türen der Personalabteilungen klopft. Angehörige der Bundesregierung dachten daran, syrischen Ankömmlingen mit ungeklärter Vita (vielleicht früher beim IS als Kopfabhacker beschäftigt gewesen?) kraftfahrtechnische Schnellbesohlungen zu verschaffen. Notführerscheine, so wie es im Ersten und Zweiten Weltkrieg Notabiture gab. Andererseits: Das selbstfahrende Auto soll Kraftfahrer in naher Zukunft überflüssig machen. Abgesehen von ein paar Details wie der Bewachung und Übergabe der Fracht ohne Fahrer wäre es doch sinnvoller die fleißigen Syrer nach Afrika umzuleiten, wo das selbstfahrende Auto vorerst nur den Verkehr in den durch Entwicklungshilfe recht gut saturierten Häuptlingskreisen bewältigen wird.

Exfinanzminister Dr. Schäuble hat ganz unabhängig vom Arbeitskräftemangelgeschrei des Gewerbes und von künstlicher Intelligenz der Automaten Angst vor zu geringer natürlicher Intelligenz, Inzucht und Degenerationserscheinungen, die er mit afrikanischen Samenspendern moslemischer Ausrichtung ruhigstellen will. Es gibt also auch völlig außerökonomische Argumente. Hat Schäuble in seiner Familie vermehrte Debilität zu beklagen, daß er auf solche interessanten Ideen kommt?

Widersprüchliche und falsche Zukunftsprognosen hat es schon immer gegeben. Auch zutreffende Zukunftsbilder sind zuweilen gelungen: Franz Oppenheimer sah in seinem Roman „Sprung über ein Jahrhundert“, den er 1932 veröffentlichte, für 2032 ein geeintes Europa, Bildtelefone in jedem Haushalt, die Atombombe und lautlose Elektrofahrzeuge voraus. Oder Eugen Richters „Sozialdemokratischen Zukunftsbilder“, in denen er 1891 sogar schon das Grenzregime der Volksmarine auf der Ostsee vorhersagte: Sonnenuntergang, an der schönen blauen Ostsee, nur ein Sternlein wacht, Seepolizei, die gibt acht…

Die meisten Voraussagen landeten vor dem Erreichen des Zielkorridors allerdings immer schon in der großen Tonne des Vergessens und Vergebens.

Es muß in einer funktionierenden Demokratie intellektuelle Leuchttürme geben, die dem Bürger in diesem Durcheinander von absolut widerstreitenden Meinungen einen Hauch von Orientierung geben. Normalerweise ist es die Wissenschaft, sekundiert von den Medien. Sie ist allerdings auf Grund ihrer staatlichen Finanzierung zu einer Ansammlung von Mietprofessoren, Ohrenbläsern und Speichelleckern verkommen. Vielleicht war die Zeit fruchtbarer, als die Studenten für die Lehrangebote noch selber zahlen mußten. Auf Grund wissenschaftlicher Expertise wäre es Aufgabe des Bundeswirtschaftsministers, hilfsweise der Bildungsminister, eine Strategie zur Bewältigung der Zukunftsaufgaben der Wirtschaft zu vermitteln und den jungen Leuten Ratschläge für die Berufswahl zu geben.

Aber außer verschwommenen Aussagen zu mehr Digitalisierung und zu mehr Bildung kommt nicht viel. „Lieber Schulranzen, statt Aktenkoffer“, oder irgend so etwas las ich auf Wahlplakaten. So unkonkret werden die Wahlberechtigten allerdings nicht geholfen. Mehr Digitalisierung kann alles sein: Rumdatteln mit dem Funktelefon aus der i-Reihe, Computerspiele, Grundlagen der Programmierung, Hacken von verfeindeten Seiten und Googeln von bildungsfernen Inhalten. Auch mehr Bildung ist diffus: Das kann das Lernen des Einmaleins und der Rechtschreibung sein, das Rumspielen mit Gummif…, das Diskutieren über fragliche Sexpraktiken eines Teils der Lehrerschaft und reine politische und kulturelle Indoktrination. Wozu bräuchte es sonst ein staatliches Schulmonopol?

Ob man nun lieber Handwerker oder Politwissenschaftler, Kraftfahrzeugmechaniker oder Cannabisraucher, Security oder Prostituierte, Bock oder Gärtner werden soll, darauf hat die Politik keine Antworten. Bestenfalls werden unrealisierbare Wünsche formuliert und durchfinanziert, siehe die bisherigen „Erfolge“ der Merkelschen Energiestrategie. Man sehe sich nur mal das Wahlprogramm der Grünen an: Reines Wünsch-Dir-was mit Direktiven, die an den Siebenjahrplan 1959-1966 erinnern. Kaum war das Hauptziel dieses Plans erreicht – die Fertigstellung der Erdölleitung „Freundschaft“ und des petrochemischen Kombinats in Schwedt – wurde nach 1975 wieder auf Braunkohle umgestellt. Den Leuten wurde damals und wird heute wieder etwas vorgegaukelt, was sich hinterher als gigantischer Flop herausstellte bzw. herausstellen wird. Das werden solche „StrategInnen“ wie Göring-Eckhardt, Hendricks, Merkel und Roth nie begreifen.

Merkel und Co. können während der chaotisch verlaufenden Diskussion über die Zukunft der Arbeit nach Belieben schalten und walten. Immer mehr Unqualifizierte werden hereingebeten, ohne daß die Folgen abgeschätzt wurden und belastbare Studien über die Zukunft der Arbeit vorliegen. Es werden einfach nach Lust und Laune vollendete Tatsachen geschaffen, mit denen sich kommende Generationen herumärgern können.