Ein kritischer Rückblick auf die Sondierungen

Als ich die Schwampel-Verhandlungsdelegationen in einem Videoclip der WELT sah, lief es mir kalt den Rücken runter. Fast der halbe Kommunistische Bund Westdeutschlands (KBW) stand da rum.

Darunter Reinhard Bütikofer, der in den 1970er Jahren zusätzlich noch Mitglied der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft (GDCF) war. Also während der zu Ende gehenden Kulturrevolution. Oder Winfried Kretschmann, der 1973-75 dem KBW angehörte, ebenso wie auch Jürgen Trittin, der bis 1980 Parteikader war, wenn man Wikipedia glaubt.

Ideologisch stand der Kommunistische Bund Westdeutschlands dem Maoismus nahe. Man las und verinnerlichte die Mao-Bibel mit so ideenreichen Sätzen des Führers, wie zum Exempel:

Alle Reaktionäre sind Papiertiger.
Gibt es keine Volksarmee, dann gibt es nichts für das Volk.
In organisatorischer Hinsicht ist ein demokratisches Leben unter zentralisierter Führung zu gewährleisten.
Die politische Arbeit ist der Lebensnerv jeder wirtschaftlichen Tätigkeit.
Wir müssen unseren Kampfstil voll entfalten, d. h. mutig kämpfen, keine Opfer scheuen, keine Erschöpfung fürchten und unablässig Kämpfe führen.
Was ist Arbeit? Arbeit bedeutet Kampf. („mein Kampf“, vielleicht?)
Einheit des Staates, Geschlossenheit des Volkes und aller Nationalitäten innerhalb des Landes – das sind die grundlegenden Garantien für den sicheren Triumph unserer Sache.

Das war eine ähnliche geistige Schonkost, wie in den M/L-Seminaren hinter dem Eisernen Vorhang. Der Unterschied war nur: Die Weststudenten lasen das freiwillig. Der Kommunistische Bund Westdeutschlands sympathisierte mit Volksdemokratien wie China, Albanien und Kampuchea unter Pol Pot. Der ugandische Diktator Idi Amin galt einigen im KBW ebenfalls als Hoffnungsträger, ganauso wie der just gestürzte Robert Mugabe.

Idi Amin ließ sich wie folgt anreden: „Seine Exzellenz, Präsident auf Lebenszeit, Feldmarschall Haddsch Doktor Idi Amin Dada, Herr aller Tiere der Erde und aller Fische der Meere und Bezwinger des Britischen Weltreichs in Afrika im Allgemeinen und Uganda im Speziellen“. Ganze Dörfer, die seinen Amtsvorgänger Obote unterstützt hatten, wurden dem Erdboden gleichgemacht und die Bewohner den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen. Etwa 400.000 Landeskinder fielen seiner achtjährigen Regierungsperiode zum Opfer, nachdem im Jahr 1970 der Zivilbevölkerung das Tragen von Feuerwaffen verboten worden war.  Besonders peinlich für die deutsche Linke: Eine gemeinsam mit der PFLP ausgeführte Entführung eines israelischen Flugzeugs nach Entebbe in Uganda endete mit der Ermordung der 74jährigen Jüdin Dora Bloch. Wie man hier auch wieder sieht: der ewige Antisemit steht links, stramm links.

In den kambodschanischen Killing Fields wurden 1975 bis 1979 Massenhinrichtungen veranstaltet. Um Munition zu sparen, wurden die Todgeweihten nicht wie im Stalinismus üblich erschossen, sondern mit Eisenstangen, Äxten oder Knüppeln erschlagen. Kinder wurden gegen Bäume gehauen, bis sie tot waren. Nicht viel besser ging es den Einwohnern Albaniens, die in Straflagern und Bergwerken verheizt wurden.

Die ehemaligen Parteikader Bütikofer, Kretschmann und Trittin werden einwenden, daß sie das alles nicht gewußt hätten. Aber selbst hinter dem Eisernen Vorgang hat man trotz Nachrichtensperre einiges gewußt. Der Hamburger Galerist Peter Borchardt war um 1980 herum von der Partei wegen Aufsässigkeit und Mißliebigkeit zu einer Beschäftigung als Heizer in der Bibliothek der Deutschen Klassik in Weimar verdonnert worden, in jener Anna-Amalia-Bibliothek also, die 2004 teilweise abbrannte. Er versorgte mich damals regelmäßig mit Literatur aus dem sogenannten „Giftschrank“. Das war so eine DDR-Institution. Als gefährlich geltende Westbücher wurden verschlossen und standen nur der ideologisch gefestigten, korrumpierten und zehnmal gehirnigewaschenen Nomenklatura zur Verfügung.

Einmal bekam ich von Borchardt das Kursbuch Nr. 57, in welchem die Greuel in Kambodscha in epischer Breite beschrieben wurden. Das Kursbuch, das muß man den jüngeren und den östlichen Lesern erklären, war eine 1965 von Enzensberger gegründete linkslastige Kulturzeitschrift, die vor allem in studentischen Kreisen gelesen wurde, also auch bei den KBW-Parteisoldaten. Natürlich wußten die, wie Sozialismus funktioniert. Und den wollten sie gerade deshalb auch in Westdeutschland errichten. Bei den Schwampel-Verhandlungen ist das 2017 gerade mal wieder knapp gescheitert.

In China, Albanien, Uganda und Kambodscha mußten viele Henker und Totschläger ihren Dienst verrichten und konnten sich Befehlen nicht widersetzen. Sie waren Spielbälle des sozialistischen Systems. Alexander Weißberg-Cybulski, der in der Sowjetunion in die Säuberungen der 30er Jahre geriet, hat in seinem Buch „Im Verhör“ beschrieben, wie seine Quäler nach einer Weile selbst Opfer wurden und in den ewigen Sozialgründen verschwanden.

Nun denkt man als ehemaliger Ossi, daß die Studenten in Marburg, Tübingen und Göttingen ihre Freiheit genossen haben, reisen konnten und sich ein Studium aussuchten. Und daß sie dafür dankbar gewesen wären. Pustekuchen. Sie sind Organisationen beigetreten, die Massenmörder verherrlicht und sich zum Vorbild genommen haben. Sie sind allen im Sozialismus lebenden Völkern in den Rücken gefallen. Sag mir, wer deine Freunde sind, und ich sage dir wer du bist.

Das Personal der grünen Partei ist das wirklich Allerletzte. Wie der Lindner und der Kubicki das ausgehalten haben, vier Wochen mit denen rumzuhocken? Die müssen doch Pickel bekommen haben!