Der Nischel war Islamkritiker

Einige Lügenmedien hatten gerade verwundert angemerkt, daß sich PEGIDA, AfD und die Chemnitzer Fußballfreunde unter dem Nischel (sächsisch: Kopf) von Karl Marx treffen. Aber so ganz unpassend ist das nun wiederum nicht. In dem Artikel „Die Kriegserklärung – Zur Geschichte der orientalischen Frage“ schrieb der Patriarch des Kommunismus:

„Der Koran und die auf ihm fußende muselmanische Gesetzgebung reduzieren Geographie und Ethnographie der verschiedenen Völker auf die einfache und bequeme Zweiteilung in Gläubige und Ungläubige. Der Ungläubige ist „harby“, d.h. der Feind. Der Islam ächtet die Nation der Ungläubigen und schafft einen Zustand permanenter Feindschaft zwischen Muselmanen und Ungläubigen.“

Da gibt es mit Höcke, Bachmann und anderen Religionskritikern schon mal eine Gemeinsamkeit. Damit hat es sich allerdings auch schon.

Denn Marx war im Unterschied zu den Pegidisten und Alternativen eigentlich stinkend faul. Als er 1867 den ersten Band des „Kapitals“ veröffentlichte – immerhin fast zwanzig Jahre nach dem Kommunistischen Manifest – lernten sich Friedrich Nietzsche und Richard Wagner kennen, im Jahr der Erscheinung des zweiten Bandes 1885 schrieb Nietzsche den „Zarathustra“ und als endlich der dritte Band 1894 von Friedrich Engels vollendet auf den Markt kam, hatte Fidus die erste Fassung des „Lichtgebets“ fertiggestellt. Die Jugendbewegten waren fleißiger und schneller als die selbsternannten Retter der Arbeiterklasse. Marxens Prophezeiung, daß die Arbeiterklasse nach einem entsprechenden Reifeprozeß der Produktivkräfte die Herrschaft in einem naturgeschichtlichen Prozeß übernehmen würde, traf nie ein. Adolf übernahm, aber er hatte es eher mit dem Antisemitismus Richard Wagners und der Übermenschenideologie von Friedrich Nietsche. Marx mochte er nicht. Dessen Andenken war schon von den Bolschewisten gekapert worden.

Nach 1880 fand das ständische Bürgertum eigene eindeutig nichtsozialistische Reformideen, wie die Nietzscheanische Lebensphilosophie, das Wagnersche Gesamtkunstwerk, die Steinersche Lehre, den Jugendstil, den Symbolismus, die Wanderei, den Ausdruckstanz, die Reformkost und die Abstinenz. Diese Lehren infizierten wiederum die bis dahin orthodox marxistische Sozialdemokratie, aber nicht nur diese. Fidus durfte 1905 das Werbebild für die Maifeier auf der Titelseite des SPD-Parteiblatts „Vorwärts“ beisteuern, 1928 trat er konsequenterweise in die NSDAP ein. Auch der Konservatismus, der Liberalismus und der Katholizismus bekamen einen reformistischen Drive, der nach Blut, Boden, Weltrettung und Eine-Welt-Laden roch. Die Türen der Jugendstilbauten konnten für die selbsternannten Eliten nicht hoch und weit genug sein.

Neben dem Nischel auch in Chemnitz: Das größte Jugendstilviertel zwischen Brüssel und Prag. Tilman Krause schrieb begeistert in der WELT von einer selbstbewußten Repräsentationskultur des deutschen Bürgertums zwischen Wilhelminismus und Funktionalismus. Typisch Lügenpresse. Die Lebensphilosophie führte geradewegs und gewollt in den Bolschewismus und später in den Nationalsozialismus statt in Demokratie und Wohlstand für alle. Der Jugendstil war gebaute Übermenschenkulisse. Das reich gewordene Bürgertum neigte einerseits zur Großmannssucht, andererseits zur Kriecherei vor den Mächtigen. So wie heute die Augsteins, Grupps, Schweigers und Kaesers. Dieser überbezahlte Bodensatz der Bundesrepublik.

In einigen Details sind der Jugendstil und der Renaissancestil sehr ähnlich, sehr typisch im floralen Dekor und vor allem im Menschenbild. Pflanzen rankten sich die Fassaden empor, Blätter und Lianen wucherten an Vasen, Gläsern und Kaffeetassen. Vor den Gebäuden reckten sich nackte Kolosse, Giganten und Sportler mit unverdeckten Fortpflanzungswerkzeugen. Der nackte Mensch war die Projektionsfläche unerfüllter Allmachtsphantasien, ob als Amazone oder als Titan. Wie Albrecht Dürer sich selbst bespiegelte, so tat das die neue Generation der 1900-Eliten. Ein übersteigertes Ich in einer hochgebauschten Kulisse.

Gegen die gerade Linie, das Dreieck, die Kolonne rebellierte die geschwungene Linie als Natursymbol. So wie die Grünen die Naturnähe des Menschen und der Gesellschaft zelebrieren, so taten das um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert die Eliten der Lebensreform. In den ganzen eineinhalb Jahrzehnten von der Jahrhundertwende bis zum Ausbruch des Weltkriegs kam kein einziger demokratischer Impuls von der Lebensreform und vom Jugendstil und ebensowenig demokratische Impulse kamen vom Kaiser. Vielmehr zeigten die Reformbewegungen monarchische Tendenzen: So wie der Kaiser mit dem monarchischen Prinzip einen Wahrheitsanspruch verkörperte, so taten das die Reformer mit antidemokratisch-elitären Konzepten auch. Der Parlamentarismus wurde prinzipiell abgelehnt.

Chemnitz macht baugeschichtlich mit dem Nischel den verlogenen und verkorksten Knicks vor der Arbeiterklasse, ebenso wie es mit dem Jugendstilviertel den Elitenwahn der Mächtigen und Reichen abbildet.

Beide Tendenzen kämpfen nun wieder gegeneinander. Naturgemäß bringen die Schaffenden mehr Leute auf die Beine, als die Etablierten. Gestern demonstrierten 15.000 Patrioten gegen die bluttriefende Merkelmesserei, ungefähr 3.000 machtbesoffene Elitisten – der Anhang von Grünen, SPD und anderen Machtsekten – hielten dagegen.

Das wirkliche schöne Chemnitz ohne roten Nischel und ohne elitistischen Jugendstil hier im Bild: