Greta ist der Lackmustest auf spätdeutsche Dekadenz

Immer wenn die Medien vor Blödheit nicht mehr wußten was sie berichten sollten, tauchten in der geschrieben und gesprochenen Propaganda – als Opium fürs Volk – Weltuntergangspropheten und Erlöser auf.  Besonders häufte sich das zwischen 1890 und 1945. Dann war eine Weile Ruhe und nun haben wir Schellnhuber, Hofreiter und Greta als Alarmisten und Katastrophisten auf dem Hals.

Bereits in der Spätkaiserzeit und in der Weimarer Republik gab es wie heute die Hingabe des spießigen Bildungsbürgertums an vegetarische Kohlrabiapostel und blutgierige Apokalyptiker, die wie heutzutage wieder mit dem Essen, dem Weltuntergang und dem Weltfrieden spielten. Das waren bereits um 1900 Erscheinungen der Wohlstandsverwahrlosung und Dekadenz. Im sparsamen Biedermeier (1820 bis 1845) sowie in der armen Nachkriegszeit (1946 bis 1968) waren solche intellektuellen Auswüchse randständig und wurden von der zivilisierten Menschheit kaum zur Kenntnis genommen.

Wikipedia schreibt über Propheten und Erlöser, die dort fälschlicherweise als „Inflationsheilige“ bezeichnet werden. Der Wiki-Autor will uns Leser mit der willkürlichen Einengung auf 1922 und 1923 wohl in vulgärmaterialistischer Manier suggerieren, daß solche Entgleisungen nur in wirtschaftlichen und monetären Krisen entstehen, was aber ein Ammenmärchen ist. Aber folgen wir trotzdem seinem Eintrag:

„Ziel war die Herrschaft der Seele über die Materie. Dabei verbanden sich religiös-schwärmerische Züge mit Zivilisationsfeindlichkeit und diffus revolutionärer Gesellschaftskritik. Politisch gab es Verbindungen sowohl zur anarchistischen Bewegung als auch zu rechten völkischen Gruppen. Besonders auffällig war die den Anhängern dieser „Propheten“ gemeinsame Erwartung eines „Messias“, wie sie in diesen Jahren auch in der Politik zu beobachten war – etwa in der Stilisierung Adolf Hitlers zum „Erlöser“ Deutschlands.

Vorläufer (…) waren der „Naturprophet“ Gusto Gräser, dessen Kommune Monte Verità bei Ascona eines der wichtigsten Zentren der Bewegung bildete, Gustaf Nagel sowie der Dada-Künstler Johannes Baader. Zu ihren bekanntesten Vertretern gehörten der „Erlöser der Menschheit“ Ludwig Christian Haeusser, der sich mit seinem Haeusser-Bund auch mehrfach (erfolglos) an Wahlen beteiligte, und der „Messias von Thüringen“ Friedrich Muck-Lamberty mit seiner Gruppe „Junge Schar“. Ferner der „Johannes der Jugend“ Max Schulze-Sölde, der „Heiland vom Horeb“ Emil Leibold, Theodor Plievier („Aktion Weltwende“), Otto „Christ“ Suhr sowie die Haeusser-Nachfolger Leonhard Stark und Franz Kaiser. (…)

Die Spannbreite reichte vom vegetarischen Naturschwärmer, Jugendbewegtem und Weltenbummler bis zum arbeitslosen Proletarier, vom dadaistischen Happeningkünstler bis zum ehemaligen Unternehmer und Wirtschaftsbetrüger. Aber man kannte sich und arbeitete in allen nur erdenklichen Konstellationen zusammen. Neid und Konkurrenzgedanken lagen den meisten fern, obwohl die gemeinsame Grundlage ihrer Lehren der Glaube ans eigene „Ich“ und ein daraus resultierender Größenwahn und Drang zur egomanen Selbstdarstellung war. In ihrem Selbstverständnis hieß das: Je weiter man in seiner eigenen spirituellen Entwicklung gekommen war, desto größer wurde auch der Wunsch, sein eigener „Gott“ zu werden. In diesem Sinne ist Haeussers überlieferter Kampfruf zu verstehen: „Ich will Herrenmensch werden, nicht Herr über Menschen, sondern über mich selbst!“ So wurde insbesondere das Apostel-Umfeld des „Haeusser-Bundes“ ein wahrer Brutofen immer neuer „Heiliger“.“

Gustaf Nagel taufte seine Neugeborenen im Arendsee, auch im Winter. Das überlebten etliche nicht. Gusto Gräser wusch sich nur, wenn er reines Quellwasser zur Verfügung hatte. Johannes Baader träumte davon der Präsident der Weltenrepublik zu sein, und das unmittelbar nach der deutschen Kapitulation 1918. Auf dem Monte Veritá erledigten Nackte Gartenarbeit und bei Mondschein sprang die Kommune leicht bekleidet auf einer Wiese herum. Leonhard Stark hatte folgendes Gebet: „Ich Bin Mein Vater, Ich Bin Mein Himmel, Ich heilige Meinen Namen, Ich errichte in Mir das Reich. Mein Wille geschehe im Geiste und im Fleische!“. 1923 nahm er „zur Förderung der gemeinsam verfochtenen Wahrheit“ Verbindung zu Adolf auf und kurz darauf schmückten seine Flugschriften Hammer, Sichel und Hakenkreuz. 1920 gründete Hitler seine NSDAP, übrigens nach einem „wissenschaftlichen“ Vortrag über den Produktionsstreik der Natur. Wie sich das Weltbild gleicht!

Das Phänomen Greta ist nicht neu. Es ist bereits oft mit den Kinderkreuzzügen und den  Roten Garden in China verglichen worden, gerade Deutschland ist jedoch sehr reich an falschen Idolen und Aposteln wie Karl Marx, Friedrich Nietzsche, Adolf Hitler und den vielen kleinen Propheten. Alles wiederholt sich. Die grüne Werbeikone Greta sagt viel über die herrschende Kulturkrise und die Verrottetheit des heutigen Systems aus. Wenn die Vernunft schläft, entstehen Ungeheuer. Manchmal als Rasputin oder Lenin, manchmal als Hitler oder Merkel, und zur Abwechslung mal als Mond mit Zöpfen.

Das Beitragsbild zeigt Karl Wilhelm Diefenbach (1851 – 1913), wie er einen Metzger zum Verzehr von ekliger Rohkost-Pflanzennahrung überreden will. Diefenbach starb interessanterweise an einem Darmverschluß.

Update um 8:20: Auch die angeblich nur rechtsdrehende Achse hat heute dasselbe Thema: Eine kurze Kulturgeschichte der Hysterien