Mohring schwafelt sich um Kopf und Kragen

Gerade erst hatte ich eine gutbesuchte CDU-Basisveranstaltung mit Hans-Georg Maaßen besucht, wo die Stimmung recht merkelkritisch war. Auch wenn ich mir die Kreistagsfraktion der CDU Weimarer Land ansehe, die von Mike Mohring geführt wird, da sympathisieren viele mit AfD-Positionen. Insbesondere zum Wetter hat man häufig eine andere Meinung, als die Berliner Führung. Auch Mohring selbst erweckte den Eindruck zur Messerkanzlerin auf Distanz zu gehen, als er zweimal Prof. Patzelt nach Ettersburg einlud.

Und nun das: Statt mit Maaßen an einem Strang zu ziehen, ignorierte er dessen Wahlkampfhilfe völlig. Er tingelt fleißig über die Dörfer, aber viele Auftritte dort sind arrangiert. Ein Facebook-Auftritt in Klettbach: Mohring am Wahlkampfstand mit zwei Erwachsenen und drei Kindern. Die eine Person war seine Assistentin Frau Sulze, der zweite war ein mit dem Spitznamen „Gaswolf“ rumlaufendes CDU-Mitglied aus Mönchenholzhausen (er hatte als Beigeordneter des Landkreises mal eine Energiegewinnung mit Deponiegas bauen lassen, die inzwischen wegen Unwirtschaftlichkeit stillgelegt wurde) und was die drei Kinder betrifft: Die sind die nächsten zehn Jahre noch nicht wahlberechtigt und ich lege meine Hand nicht ins Feuer, daß es nicht die Enkel vom Gaswolf sind.

Die neueste Umfrage sieht die CDU wieder hinter der AfD auf Platz drei. Nicht weil die AfD viel gewonnen hat, sondern die CDU immer schneller absackt. Sie hatte vor fünf Jahren noch 33,5 % gewonnen und wird nun einen zweistelligen Verlust einfahren. Trotz einer wahren Materialschlacht. Kaum eine Straßenkreuung ohne einen inhaltsleeren Großaufsteller mit Mohring (Kostenpunkt etwa 600 Euro mit Mengenrabatt), Wurfzettel in jedem Briefkasten, Tausende Plakate an den Laternenmasten. Die Linke wirbt wesentlich sparsamer, das Budget der AfD ist winzig gegen das der CDU.

Bei Mohring scheint sich Panik breitzumachen. Heute berichtet die WELT darüber, daß Mohring auf einer taz-Veranstaltung Höcke mit Hitler, verglichen hat: „Höcke ist ein Nazi. Das haben auch andere festgestellt“. Er begründet das mit dem „Flügel“. Und wer sind die „Anderen“? Solche Symphatieträger wie Pöbelralle und Empörungsclaudia? Wäre Helmut Kohl auf einer Veranstaltung der ökosozialistischen taz aufgekreuzt?

Als der Flügel aus der Taufe gehoben wurde war ich zufällig dabei. Damals gab es die Diskussion, ob man sich von PEGIDA distanziert oder nicht. Die Berliner um Lucke wollten das, ich eigentlich nicht. Die sehr beliebte Tatjana Festerling hatte damals Werbung für PEGIDA gemacht und ich fand die junge Dame einfach taff: Wie sie die Kölner Hools verteidigt hatte, das war mutig. Schon aus Symphatie zu Tatjana habe ich damals auch beim Flügel unterschrieben.

Tatjana Festerling Anfang 2015 im Interwiev

Aber bin ich deshalb ein Nazi? Wenn man eine der zahlreichen Weltherrschaftsideologien (hier: der Islam) nicht so nett findet, sollte es möglich sein, das zu äußern. Eigentlich qualifiziert man sich erst dadurch zum Demokraten. Da sehe ich eher bei Mike Mohring Defizite. Es wäre lächerlich ihn deswegen mit Hitler in einen Topf zu werfen, man soll ja Gleiches nicht mit Gleichem vergelten.

Er führt seinen Wahlkampf so, daß er bei den Lügenmedien um Gottes Willen nicht aneckt, und verliert dabei seine Wähler. Es gibt die Alternative: Entweder die Zustimmung der Wähler oder die der Presse und des Fernsehens zu erheischen. Beides gleichzeitig geht nur bei den Grünen und Linken. CDU, SPD und FDP kostet das Anschleimen bei den elitären grünen Medien schon seit Jahren definitiv die Zustimmung ihrer geerdeten Stammwähler.

Das Verhalten von Mohring ist panikgesteuert. Denn er steht nach einer verkorksten Landtagswahl natürlich auch innerparteilich unter Druck. Er hat Kosten ohne Ende produziert, ohne die Refinanzierung zu sichern. Wenn man ein Drittel der Wähler verliert, gehen auch ein Drittel der Ressourcen hops. Da wird an seinem Stuhl gesägt werden. Aber neben diesem finanziellen Kamikazeflug läßt mich ein Umstand an seiner politischen Reife zweifeln:

Wenn er in Koalitionsverhandlungen mit Grünen und SPD gehen müßte, hätte er seine Verhandlungsmacht entscheidend geschwächt, wenn er die AfD von vornherein ausschließt, indem er sie nazifiziert. Sebastian Kurz geht jetzt in Verhandlungen mit den Grünen. In der Ecke steht aber immer der blaue Knüppel, das heißt die Option die Gespräche abzubrechen und wieder mit der (geschwächten) FPÖ zu regieren. So führt man Verhandlungen. Mohring dagegen geht schon vor dem Beginn der Gespräche in die Babylonische Gefangenschaft von Grün und Rot und wird überhaupt nichts von seinem Wahlprogramm retten können. Der Wähler wird es vermutlich verhindern, daß es soweit kommt.

Ein guter Teil von Mohrings potentiellen Wählern entscheidet sich erst in der Wahlkabine zwischen Schwarz und Blau. Ein noch größerer Teil will eine blauschwarze oder schwarzblaue Regierung. Denen gefällt das Anwanzen bei den Linken überhaupt nicht. Einige Beobachter schließen nicht mehr aus, daß die CDU mit den Linken ins Bett steigt. Mike Mohring ist dabei sich zu ruinieren.