Julias Welt in Theorie und Praxis

Gerd Held hat auf Tichys Einblick die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner zitiert. „Meine Antworten speisen sich aus großer Hoffnung darauf, dass technische Entwicklungen Zielkonflikte lösen werden, dass Ernten gesichert werden können, aber auf umweltschonende Weise. Ich sehe großes Potential in der präziseren Düngung und Spritzung durch sensorgestützte Landtechnik, in der automatisierten Bedarfsanalyse durch Sensoren und Drohnen. Ich setze auch auf mehr Offenheit und Fortschritte in der Pflanzenzucht für klima- und schädlingsresistente Pflanzen durch Gen-Scheren wie Crispr-Cas und eine differenziertere, liberalere Handhabung der Zulassung durch den europäischen Gesetzgeber und die europäischen Gerichte.“

An anderer Stelle des Textes ist von Investitionen in die „digitale Präzisionslandschaft, in der ich die Zukunft sehe“ die Rede.

Soweit die Ministerin. Nun ein paar Videos aus der Präzisionspraxis. Zunächst ein Acker bei Ochsenfurt:

Voraussetzung für den Einsatz von hochwertiger sensorgestützter Technik ist relative Steinfreiheit. Also unter Steinen verstehe ich Klamotten ab 20 cm Kantenlänge. Der Acker im Video ist mäßig steinig, recht trocken und nicht tonig. Die Krume klebt nicht sehr am Stein, es wird mit der finnischen Maschine relativ sauber mit wenig Bodenverlust gearbeitet. Ein typisches Werbevideo bei Kaiserwetter unter Idealbedingungen eben. Die Arbeitsbreite von nur knapp 6 m hat allerdings zur Folge, daß der Boden in den zahlreichen Fahrspuren verdichtet wird.

Das zweite Video zeigt das Sammeln von Findlingen, wahrscheinlich in Skandinavien. Auch hier klebt die Erde nicht sehr am Stein. Trotzdem würde ich über den entsteinten Acker nicht mit einem teuren sensorgesteuerten Unkrautjätroboter fahren. Zuviel zu reparieren.

Ein Video der Arbeit im tonigen Trochitenkalk habe ich nicht gefunden. Vermutlich weil man die klebrige Erde nicht von den Steinen abbekommt und weil die Maschine auf der ersten größeren Kalkbank Schrott wäre. Wenn ich Bäume pflanze oder Zaunspfähle setze mache ich die Löcher dafür mit dem Abbruchhammer. Wenn es an Glück ermangelt, stößt man in 10 cm Tiefe auf eine massive Kalkplatte, die mit noch mehr Pech auch mal 30 cm dick und einen Meter lang sein kann.

Präzisionslandwirtschaft geht am besten auf Präzisionsböden bei Präzisionswetter und Präzisionspreisen. Ich schätze mal ein Drittel der Ackerfläche in Deutschland müßte umgenutzt werden. Zum Beispiel für die Präzisionsviehzucht.