Die Reisen mit der Maus

Weihnachten hatte ich meiner Freundin eine Landkarte von Rumänien geschenkt und im Sommer wollten wir nach Siebenbürgen aufbrechen. Ich hatte schon angefangen mein Küchen-Italienisch zu reaktivieren, weil das die Rumänen etwas verstehen. Die Idee mit dem Karpatenbogen können wir wohl känzeln. Inspiriert zu der Idee hatte mich dieses Freß-Video mit dem weltberühmten Mangalicaschwein:

Der Autor des Films verdient sein Geld damit, daß er eine bestimmte Mütze mit einer Art Kroko aufsetzt und die Wirte, wo er sich durchfrißt, stecken ihm etwas zu.  In 2020 ist das leider eine Fehlinvestition.

Man kann fast die ganze Welt mit Laptop und Maus besuchen. Über Google Streetview. Alle europäischen Länder außer so zurückgebliebenen Landstrichen wie Kosovo, Weißrußland, Deutschland, Bosnien-Herzegowina und Österreich sind befahren worden und man kann die Städte und Landstraßen, oft auch die ganze Landschaft im Rundblick ansehen. Viele meiner Nachbarn wissen nicht wie das geht: Unten rechts auf Google maps ist ein gelbes Männchen, das muß man auf die ausgewählte Straße schieben, und schon öffnet sich ein Rundumblick. Und dann kann man mit der Maus die Straße entlangfahren, Rundblicke genießen, sich Schlaglöcher ansehen oder in die Luft gucken.

Bevor ich irgendwelche Urlaubsorte angesteuert habe, habe ich mich immer informiert, wie es dort unten aussieht und ob sich die Reise verlohnt. Auch solche Details, wo man den Hundi ausführen kann, das kann man alles vorher im Maßstab 1:10 abklären.

Ich erinnere mich an die erste Italienreise 1992 in der Vor-Internetzeit in die Toscana. Bis wir da die Stellung gefunden hatten, war ein Satz Reifen abgefahren. Zehn Jahre später haben wir alle Details vorher erkundet und die Ankunft an den Zielen war wie ein Deja-vu. In Prag waren wir sogar schon mit der Bimmel in die Innenstadt gefahren.

Wenn man solche virtuellen Reisen mit der Maus zu Hause perfekt durchgestalten will, kann man bei der Erkundung von Ländern parallel etwas landestypisches kochen und zu Hause so tun, als würde man ein ausländisches Spezialitätenrestaurant besucht haben. Als groteskes Illusionstheater mit dem passenden Wein oder Bier. Bei einem virtuellen Prag-Trip zum Beispiel Knödel mit Schweinebraten und Schwarzbier, bei einem nach Rom eine Pasta und einen Primitivo. Nach dem Essen rufe ich der Freundin zu: „Il conto per favore!“ und sie antwortet: „Oggi non vengono fatti sconti!“ (Heute werden keine Nachlässe gegeben!) So ein Länderabend kann perfekt enden. Nach dem Abendessen (it: cena) kann z.B. Italia piu romantico sein:

Wer es noch etwas exotischer haben will: Auch Botswana, Armenien, die Mongolei und Kenia sind schon befahren worden. Kuba, Venezuela, die Volksrepublik China, Nordkorea und Thüringen allerdings nicht. Es gibt noch letzte weiße Flecken auf der digitalen Landkarte.

 

Grüße an die Verfassungsschützer!