Wie man aus einer Wirtschaftskrise rauskommt, und wie nicht

Was derzeit in der Wirtschaft passiert, ist die plötzliche Entwertung teurer Investitionen und beruflicher Quaifikationen durch politische Entscheidungen. Wir sehen das bei solchen Schwergewichten wie Airbus, Daimler und Lufthansa, aber auch im Handel und in der Gastronomie / Hotellerie. Den Kunden wurde ja kein Einkauf, sondern ein Verkaufserlebnis präsentiert. Keine Currywurst in einer Spelunke, sondern ein Gaumengenuß im gefälligen Ambiente des Sehens und Gesehenwerdens. Keine Flughafenabfertigung an einem banalen Schalter, sondern eine Departure in immer abgefahreneren Raumwelten mit immer mehr Shopping und Firlefranz. Was technisch und finanziell möglich war, wurde auch gemacht. Der BER, der an den Grenzen des Nervenzusammenbruchs geplant und gebaut wurde, läßt grüßen. Die Markteintrittsbarrieren wurden immer höher, der Grad der Verschuldung – oft bereits vor der Geschäftseröffnung – auch. Airbus zum Beispiel hat bei Beginn der Shutdownkrise nur noch etwas mehr als 5 % Eigenkapital, Lufthansa etwa 23 % und bei vielen Geschäften in der Einkaufszone sieht es ganz ähnlich aus. Da ist kein Gramm Speck auf den Rippen der Bilanzen.

Immer wieder kam in Deutschland periodisch die Stunde der Ernüchterung, wo Investitionen abgeschrieben werden mußten, weil Politiker und deren Stichwortgeber einen Pforz in der Platte hatten: In der Kriegsfolgekrise 1919 bis 1933, in der Reichskristallnacht 1938, in den Bombennächten 1943 bis 1945, bei den Vertreibungen 1945 bis 1950, bei den Enteignungswellen 1945/46, am Ende der 60er Jahre sowie 1971 und nun auch wegen dem Kóronavirus. Mit des Geschickes Mächten ist für den deutschen Gewerbetreibenden kein ewger Bund zu flechten. Man vergleiche mal mit der Schweiz: Dort sind bisher sämtliche Brüche ausgeblieben, Kórona kommt für die Eidgenossen völlig aus der Kalten.

Aus der deutschen Wirtschaftsgeschichte kann man lernen, wie man aus einer tiefen Krise herauskommt, und wie nicht. Das positive Exempel sind die 50er Jahre, das schlechte die 90er.

In den 50ern lag alles mehr oder weniger gleichmäßig am Boden und es war möglich mit relativ wenig Betriebskapital und wenig Qualifikation einen Neuanfang zu starten. Viele Betriebe kamen relativ schnell wieder zu Pott. Selbst pfiffige Vertriebene schafften mit verbilligten Lastenausgleichskrediten einen Neustart. Die regulatorischen Anforderungen waren mit heute verglichen rein lächerlich. Der Strompreis betrug Mitte der 50er Jahre 16 Pfennige pro kWh. 1950 kostete der Liter Benzin 56 Pfennige, der Liter Diesel, 34 Pfennig. Die Energiekosten waren begünstigend für die Motorisierung und Mechanisierung der Wirtschaft und damit für steigende Produktivität. Es ist eine Binsenweisheit, daß in jeder wirtschaftlichen Aktivität Energie steckt. Sogar in der des Geschwätzwissenschaftlers. Die Energiepreise sind zusammen mit den Lohnkosten der wichtigste Hebel der wirtschaftlichen Entwicklung. Die Besteuerung der Löhne und Gewinne war in den 50ern noch relativ gerecht, kleine Einkommen kamen ungeschoren davon, der Spitzensteuersatz lag bei 95 %, betraf aber in dieser astronomischen Höhe praktisch niemanden. Hier die Steuertabelle von 1950. Der Durchschnitts-Jahreslohn eines Arbeiters betrug 1.500 DM, was mit 90 DM besteuert wurde, solange man unverheiratet war, schon in der Steuerklasse II war man so gut wie steuerfrei. Ein Haushalt mit mehreren Kindern wußte nicht, was Lohnsteuer überhaupt ist.

Die Umsatzsteuer war gering, Energiesteuern, Demokratieabgabe und EEG gab es noch nicht. Die Kulisse, vor der das Wunder stattfand, war kostenbewußt und preiswert bzw. billig. Heute gibt es diese Billigökonomie noch bei Strandgaststätten in Italien, wenn vor Eröffnung der Saison mit Pinsel und etwas Deko gezaubert wird, meistens von Familienangehörigen oder nero (schwarz).

Den Start 1990 habe ich selbst miterlebt. Die erforderlichen Investitionen waren hoch, weil die Konkurrenz mit dem saturierten Wessi stets die Meßlatte war und deren kostenintensive Standards kaum mit Erfolg unterlaufen werden konnten. Zudem waren die Zinsen damals historisch hoch. Ich habe für einen Baukredit fast 7 % bezahlt. Für einen Ingenieurbetrieb hatte ich in Erfurt Gewerberaum in einer alten Munitionsfabrik gemietet. Der mußte auf Kosten des Mieters teuer ausgebaut werden. Nach drei Jahren wurde die Immobilie an die Uni Erfurt übertragen und die Mieter wurden entschädigungslos rausgeworfen. Der verzögerte Aufschwung im Osten hatte viel mit hohen Kosten für die Ingangsetzung der Produktion und satten Zinsen zu tun. Die Altkombinate wurden mt dem Mittel der Abfindungen in den Ruin getrieben. Sie hätten eigentlich investieren müssen, statt dessen bezahlten sie die Reduzierung ihrer Belegschaften. Die Steuerkulisse war verglichen mit 1950 gewaltig, der bürokratische Aufwand war mit 2020 verglichen allerdings noch überschaubar.

Es war in den 90ern ein ungleicher Kampf zwischen Betrieben, die bereits Jahrzehnte am Laufen waren und nur noch Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen zu tätigen hatten, und den Neulingen, die mittlere Paläste aus dem Boden stampfen sollten, das aber in Verbindung mit anstehender Markterschließung nur selten zustande brachten. Wenige Ausnahmen bestätigten die Regel. Der inzwischen gut gehende Betrieb eines Bekannten begann 1990 in einer alten baufälligen Baracke, weil der Aufbau eines Kundenstamms und die Etablierung seiner überaus erfolgreichen Marke Jahre dauerte. Auch der Betrieb meiner Freundin nutzte die ersten vier Jahre eine alte LPG-Holzbude mit erschwinglicher Miete. Auch bei ihr dauerte es vier Jahre bis der Kundenstamm stand, aber es waren hartgesottene Fans, die sich am Betriebsgebäude nicht störten. „Ich kam, sah und siegte“ gab es nur in den Märchen der Wirtschaftsministerien.

Die Folgerung aus dem Desaster der 90er Jahre ist, daß der Wiederaufbau einer zerstörten Wirtschaft einerseits eine billige Kostenkulisse  erfordert, und andererseits einen gewissen Lastenausgleich. Der von der Kanzlerin gleichzeitig angesteuerte Green Deal wird – weil zu teuer – die Erholung der Wirtschaft stark behindern. Das Gegenteil ist erforderlich, aber Frau Dr. Merkel und vdL wissen das nicht, weil die noch nie einen Betrieb zum Laufen gebracht haben. Die Einführung der CO2-Besteuerung im Jahr 2021 ist völlig neben der Uhr und wird am Widerstand anderer Länder scheitern. Vermutlich wird Dr. Merkel mit ihren Folterinstrumenten die EU auseinandertreiben. Was das Vereingte Königreich betrifft, hat sie mit ihrer bekannten Sturheit und Bockigkeit ja schon mal einen Meilenstein geschafft.

Nach Kórona werden viele Selbständige in die Privatinsolvenz geraten. Das ist keine komfortable Lage, um etwas Neues anzufangen. Bei den Banken braucht man da nicht anzuklopfen. Es bleibt eigentlich nur Hartzen mit ein bißchen Schwarzarbeit. In Darmstadt kannte ich mal einen Bauunternehmer, der einen überschuldeten Sub immer bar auszahlte (liebes Finanzamt, das ist verjährt). Wertvolle menschliche Ressourcen werden auf Jahre nicht oder nur eingeschränkt ausgeschöpft werden können. Das betrifft natürlich auch die vielen angestellten Autobauer, die arbeitslos werden. Es sind ja keine Geringqualifizierten, die könnten unter günstigen Bedingungen etwas Neues anfangen. Statt dessen gibt es die Tendenz sie abzufinden und in der Blüte des Lebens in Frührente zu schicken. Das Ergebnis wird sein, daß niemand mehr bis 65 arbeiten will und die Diskussionen über die Verlängerung der Lebensarbeitszeit völlig aus der Zeit gefallen sein werden. Schon die Teilzeitorgien im öffentlichen Dienst haben dieselbe Aussendung in die Wirtschaft gehabt. Meine Nachbarn arbeiten alle nur bis 63.

Die Ostberliner Machthaber können sich im Moment noch nicht vorstellen, wie ihnen auf längere Zeit die Steuern zusammenbrechen werden, und was das für Auswirkungen hat. Die alten Rezepte mit Fördergeldern rumzuschmeißen, werden nicht fruchten. Es werden inclusive der Merkelgäste Millionen von Arbeitslosen in die Wirtschaft zu integrieren sein. Das wird spannend werden. Erste Voraussetzung das zu schaffen ist die Beseitigung der dekadenten Merkelqlique mit ihren verquasten Glaubenssätzen. Einige inkompetente GlücksritterInnen, die sich in Berlin angesammelt haben, müssen zurück in die Gosse.

 

Schöne Grüße an den Verfassungsschutz. Auch für euch wird nur genug Geld da sein, wenn es hallewege läuft.