Westautobahn again

Gestern nachmittag war ich wieder auf der Westautobahn, also der, wo sich zwischen Wien und Wels die deutschen Urlaubsrückkehrer sammeln. Die über Bratislava aus der Slowakei kommen, über Hegyeshalom und Buczu aus Ungarn, über Spielfeld und den Karawankentunnel aus Slowenien sowie Kroatien und natürlich alle, die aus Niederösterreich, Wien, dem Burgenland, Kärnten und der Steiermark rückkehren.  Das Aufkommen deutscher Kenzeichen hält sich gegenüber den Vorjahren nach wie vor in Grenzen, ich würde mal schätzen die Hälfte.

In Oed habe ich beim Oldtimer getankt (heißer Tip), weil der Diesel da 40 Center billiger ist, als auf den Raststationen (1,06 €, mit Hitelkartya sogar 0,99 €). Da merkt man an den Tanksäulen sehr schnell, daß viele deutsche Kennzeichen von Leuten gefahren werden, die vom Balkan stammen. Zumindest ist das auf der Westautobahn so, und speziell beim Oldtimer.

Der Urlaub auf dem Balkan und bei den Ösis hat unter der Staatspropaganda gegen Kórona also sehr gelitten. Das hat eine Implikation, auf die ich hinweisen möchte. Bisher haben die Deutschen einen Teil des Außenhandelsüberschusses im Ausland glattgestellt, das heißt sie hatten was davon, daß sie das ganze Jahr im relativ kalten Deutschland hart gearbeitet hatten. Sie haben das schöne Wetter in Italien, Spanien, Kroatien, Portugal und Griechenland in den Ferien genossen. Egal ob als Ferragosto oder Kanikulá. Nun bleiben die Euronen zu Hause in Deutschland und ich bin mal gespannt, wie sich die deutsche Leistungsbilanz entwickelt. Ich vermute mal, daß wir noch mehr als bisher nach Südeuropa für die Katz exportieren und sich das Anschreiben per Targetsalden weiter steigert.

2019 hatte Deutschland über die Dienstleistungen – und dazu gehören vor allem Reisen – im Saldo immerhin 22 Mrd. € Nasse gemacht und damit den Außenhandelsüberschuß ein klein wenig ausgeglichen.

Marcel Fratscher schreib in der „Zeit“ vom 7. Februar dazu: „Deutschland häuft in jedem Jahr so hohe Leistungsbilanzüberschüsse an, dass deutsche Unternehmen und Bürgerinnen und Bürger Nettoforderungen gegenüber dem Ausland von fast 65 Prozent einer jährlichen Wirtschaftsleistung aufgebaut haben. Das entspricht mehr als 2.100 Milliarden Euro. Dies sind kaum vorstellbare Summen für Normalbürger. Bricht man sie auf jeden Einwohner herunter, so ergibt dies eine Nettoersparnis gegenüber dem Ausland von 25.000 Euro pro Einwohner.

Sparen ist doch gut, mag der ein oder die andere denken. Dies ist jedoch nicht richtig: Sparen ist per se weder gut noch schlecht. Es hängt ganz davon ab, was wir mit dem Ersparten anfangen und was dies für die Zukunft bedeutet. Denn wir verleihen dieses Geld an ausländische Staaten, Unternehmen und Bürgerinnen und Bürger in der Hoffnung, es in der Zukunft mit Zinsen zurückzubekommen. Diese Hoffnung hat sich in den vergangenen 30 Jahren häufig nicht erfüllt und deutsche Banken und Investoren haben auf US-Schuldverschreibungen oder spanische Immobilien häufig hohe Verluste eingefahren.“

Die Deutschen habe ihre Geldbündel im Euro-Ofen deponiert, sie sind lediglich noch nicht angezündet. Mit reduzierter Reiselust verschärft sich das Problem. Dr. Merkel hat diesen Nebenkriegsschauplatz der Euroströme vermutlich nicht im Blick, sie ist halt eine dumme und eingebildete Pute.

Was sich 2020 auch sehr verschlechtert hat: Das Benehmen auf der Autobahn, insbesondere in Bayern. Zwischen Passau und Regensburg liegen die Nerven relativ blank. Ich habe mir die Kennzeichen gemerkt: R, WOB und WOR. Nur einer davon war ein sog. „Südländer“.

Noch ein Blick nach rechts, und zwar auf die Kóronatestzelte auf der Raststätte Donautal-West. Es gab gegen 20 Uhr keinen Andrang, die Gasse neben den Zelten war so gut wie leer. Jeder kann entgegen der Propaganda nach Deutschland fahren, ohne getestet zu werden und ohne auch nur gefragt zu werden, wo er herkommt. Das ist an der österreichischen Außengrenze ganz anders. Da stand ein Team aus Polizei und Bundesheer und hat jeden Reisenden angehalten und befragt, wo er herkommt, in Zweifelsfällen mit der Prüfung der Ausweise. Außerdem wurden die Autos inspiziert, ob sich illegale Einwanderer drinnen verbergen. Die Ausweise heißen in Ungarn übrigens Utlevél, also Straßenbrief, ein Relikt sprachhistorisch aus der Zeit, wo es  einsichtige Könige gab, die den spärlichen Reisenden huldvoll Briefe ausstellten, die das problemlose Fortkommen im Reich sichern sollten.

Fremde Länder, fremde Sitten.

 

Grüße an den V-Schutz. Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen. Johann Wolfgang von Goethe.