Der Fluch der Passivschule

In den vergangenen Jahren war im Bauwesen Luftdichtigkeit Trumpf, um die Aufwändungen für die Raumerwärmung zu reduzieren. Den Vogel dabei schossen die Passivhäuser ab, die idealtypisch mit der Kraft der Sonne allein geheizt werden sollen. Das setzt den Einsatz von Lüftungsanlagen voraus. Außenluft wird angesaugt, in einem Wärmetauscher mit der Abluft erwärmt und den Räumen zugeführt. Die Haustechniker hatten darauf zu achten, die Zuluftmenge möglichst niedrig zu halten, denn mit der Außenluft wird Kälte eingetragen. Man maß zum Beispiel die CO2-Konzentration und damit wurde die Zuluftmenge gesteuert. Mit der Luftzufuhr sinkt auch die Luftfeuchte. Das war ein weiteres Argument für die Zuluftreduktion auf das Nötigste.

Das Bauwesen hat sich im Lauf der Jahrhunderte so entwickelt, daß verschiedene Anforderungen immer neu gewichtet wurden. Um 1900 wurden zum Beispiel die Raumhöhen an damalige hygienische Überzeugungen angepaßt. Auch dabei gab es Zielkonflikte zwischen Luftqualität und Raumtemperatur bzw. Heizkosten. Im Passivhaus hat man grundsätzliche Probleme mit der Lufthygiene und mit der Abluft der Kochstelle. Die Lufthygiene ist erst jetzt zum Thema in den Schulen geworden, obwohl es Viren und Bakterien auch schon vor 2020 gab. Der Luftaustausch soll nun entsprechend der Weisung verschiedener Schulbehörden deutlich erhöht werden.

Nun rächt sichs eben, wenn man nur wenige Fenster – meist eingeschränkt – öffnen kann. Die Erhöhung des Volumenstroms in einer bestehenden Lüftungsanlage ist kein Hexenwerk, es können allerdings Zugerscheinungen auftreten, wenn aus den Auslässen deutlich mehr Luft kommt. Es ist auch typisch, daß die Leitungen dann Geräusche machen, die wiederum mit Dämpfern bekämpft werden müssen.

Die Heizungsmöglichkeiten von Passivhäusern sind auf eine erhöhte Luftwechselrate nicht ausgelegt. Da wird bald nach der nächsten Nachbesserung gerufen werden, falls ein kalter Winter kommt. Gas-Heizpilze in Klassenräumen – das geht leider nicht. Zweifelsohne wärmen solche Strahler in geschlossenen Räumen enorm schnell. Dabei füllen sie den Raum aber nicht nur mit mit wohliger Wärme, sondern auch mit giftigen Gasen auf. Lehrer und Schüler würden in wenigen Minuten bewusstlos und ersticken, da ihr Blut nicht genügend Sauerstoff aufnimmt. Solch ein Tod ist tückisch. Deshalb gibt es mobile Elektroheizgeräte, auf deren Leistungsaufnahme wiederum das Stromnetz ausgelegt sein muß. Bei Dunkelflaute wird dann leider Kohlestrom genutzt. Langstreckenluisa wird sich tierisch aufziegeln.

 

Grüße an den V-Schutz: „Im Atemholen sind zweierlei Gnaden: Die Luft einziehen, sich ihrer entladen; jenes bedrängt, dieses erfrischt; so wunderbar ist das Leben gemischt.“ (Geh. Rath v. Goethe)