Die Creme der deutschen Industrie im August 2020

Destatis hat Zahlen zu den geleisteten Arbeitsstunden im August veröffentlicht. Ich habe die Industriezweige mal nach dem Volumen geordnet:

Maschinenbau 102 Mio Std. (gegenüber August 2019 minus 13,2%)

Kraftwagen und Kraftwagenteile 71 Mio. Std. (minus 17,5 %)

Metallerzeugnisse 58 Mio. Std. (minus 12,5 %)

Nahrungs- und Futtermittel 56 Mio. Std. (minus 4,7 %)

Elektr. Ausrüstungen 42 Mio. Std. (minus 10,3 %)

Gummi- und Kunststoffwaren 40 Mio. Std. (minus 11,3 %)

Chemische Erzeugnisse 39 Mio. Std. (minus 2,7 %)

EDV-, elektronische und optische Erzeugnisse 34 Mio Std. (minus 5,5 %)

Metallerzeugung und – bearbeitung 23 Mio. Std. (minus 15,8 %)

Das Volumen des Maschinenbaus macht derzeit 17 % der Industrieproduktion aus, wenn da drei Monate nach dem Ende des Shutdowns ein Rückgang von über 13 % zu verzeichnen ist, wird das mittelfristig den Beschäftigten richtig wehtun, und unmittelbar dem Finanzamt und den Eigentümern. Die Eigenkapitalquote sinkt gerade, die Investitionskraft ebenfalls. Ein Teufelskreis kommt in Gang.

Heute hat eine große deutsche, im Redaktionskader von NGOs unterwanderte Zeitung von einer bereits erfolgten V-förmigen Erholung der Wirtschaft phantasiert. Die haben den Schuß nicht gehört, aber trotzdem einen Knall. Es wird sich bis Jahresende nicht viel bessern, weil ein großer Teil der auswärtigen Absatzmärkte dieselben Schwierigkeiten wie der Binnenmarkt hat. Im nächsten Jahr kommt die Luftsteuer im Umfang von etwa 23 Mrd. € auf die Unternehmen und Haushalte zu und die Umsatzsteuer wird wieder auf den alten Stand gebracht. Und irgendwann – vermutlich nach der Bundestagswahl – wird die aufgeschobene Insolvenzwelle durchs Land schwappen. Die Kommunen werden wenig Gewerbesteuer vereinnahmen und wegen klammen Kassen als Auftraggeber keine gute Figur machen. Wer 2021 den großen Aufschwung am Horizont sieht, der hat wirklich die rosarote Brille auf.

Die wirtschaftliche Eiszeit schiebt eine Endmoräne vor sich her, die aus Verschuldung, Arbeitslosigkeit und Verzehr des Kapitalstocks in allen seinen Bestandteilen besteht, daüber hinaus etwas Anarchie und Verwahrlosung. Auf teure Großvisionen folgt immer eine lange Periode der Arbeitsamkeit und Bußfertigkeit. Egal, ob man sie Gegenreformation, Biedermeier oder Adenauerzeit nennt, es sind immer Jahrzehnte des Aufbaus, die von den Geschichtsschreibern hinterher verächtlich gemacht werden. So eine Zeit könnte in der zweiten Hälfte der 20er Jahre beginnen.

 

Grüße an den V-Schutz: „Die großen Taten der Menschen sind nicht die, welche lärmen. Das Große geschieht so schlicht wie das Rieseln des Wassers, das Fließen der Luft, das Wachsen des Getreides.“ (Adalbert Stifter, 1805-1868)