ADLER als MENETEKEL

Am Beispiel ADLER kann man sich ausmalen, was auf die Arbeitnehmer, die Gläubiger und den Fiskus noch zukommt. Denn es geht bei Großinsolvenzen nicht um Kleinbeträge.

Was man nicht selber recherchiert, ist nichts wert. Ich habe mich soeben mal auf Finanzen.net über die Adleraktie informiert:

„Analysten neutral seit 11.08.2020“

„Die Aktie ist seit dem 15.09.2020 als mittel riskanter Titel eingestuft.“

Naja.

Wenn man sich allerdings die Bilanzen seit 2013 anschaut, sieht man das Dilemma klar. 2015 war die Firma noch hallewege gesund. 40 % Eigenkapital, 5 % Dividendenrendite, aber nur 4,5 % Gewinn pro Aktie. Bis 2019 war das Eigenkapital mit etwa 100 Mio € zwar gleichgeblieben, das Fremdkapital war allerdings von 150 auf auf 343 Mio € angewachsen und damit auch der Schuldendienst. Firmen bekommen Kredite nicht umsonst, dieses Privileg haben nur Staaten.

Man kann der Firmenleitung nicht nachsagen, daß sie nichts angepackt und versucht hätte. Das Personal war über die Jahre schon mal von 4.200 auf 3.500 reduziert worden. Auch hat man einiges für den Onlinehandel getan, insbesondere im Bereich der Übergrößen. Der Umsatz verringerte sich von 2013  bis 2019 von 529 auf 495 Mio €, er konnte bis einschließlich 2019 im Wesentlichen gehalten werden, aber die Kosten sind in diesem Zeitraum über den Kopf gewachsen.

Und nun die von Dr. Merkels Vasallenkollegium verfügten „Maßnahmen“ 2020/21 als Sahnehäubchen oben drauf. In den ersten 9 Monaten schrumpfte der Umatz von ADLER auf 239 Mio €, auf das Jahr hochgerechnet auf 319 Mio €. Der erwirtschaftete Verlust betrug bis Ende September 63 Mio €.

Man kann den erforderlichen Schuldenschnitt nur schätzen. Der Verlust für die Gläubiger wird vermutlich in Millionen dreistellig sein. Ich kalkuliere mal, daß die Firmen, die als erste Insolvenz anmelden, die besseren Karten haben. Wenn die Welle richtig anrollt, kommen die Gläubiger schnell an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Bei vielen Gläubigern – zum Beispiel Banken und Versicherungen – wird es an allen Ecken und Kanten rauchen. Einige werden selbst in Schieflage kommen.

Wir können davon ausgehen, daß einige Adler-Märkte geschlossen werden, daß Mitarbeiter auf der Strecke bleiben, daß Gläubiger auf Jahre verteilt weniger oder keine Steuern zahlen. Wenn man sich die letzte Steuerschätzung auf der Zunge zergehen läßt, erkennt man, daß die Steuerschätzer schon wissen was passieren wird: Sie rechnen 2021 und 2022 mit Unternehmenssteuern die sich nicht erholen wollen. Die Dividendenbesteuerung dürfte erst 2026 wieder den Ertrag von 2019 übertreffen, dasselbe betrifft die Körprschaftssteuer. Mit der Erholung der veranlagten Einkommenssteuer rechnet das Gremium bereits 2023. Die Gewerbesteuern sollen 2024 wieder die alte Höhe erreichen, wenn alles gut geht.

Experten gehen davon aus, daß diese Annahmen zu optimistisch sind, denn zum Zeitpunkt der Prognose war das Ausmaß der derzeitigen Schließungsexzesse noch unbekannt und nicht eingepreist. Es wird Zeit, daß die Bundesregierung nicht nur von Dr. Drosten sondern auch von Wirtschaftspraktikern beraten wird. Der alte Adenauer hatte immer den Bankier Robert Pferdmenges an der Hand und Gerhard Schröder Ferdinand Piech und dessen Umfeld. Das hat nicht geschadet.

 

Grüße an den V-Schutz: „Immer wenn es einem schlecht geht, muß man mehr investieren. In guten Jahren muß man Speck ansetzen, um dann genügend Geld zu haben.“ (Ferdinand Piech über Eigenkapital)