Puschkin kann es Russen und Ukrainern nicht recht machen

Die Stadt Kiew hat Puschkin entfreundet und die Puschkinstraße umbenannt. Dabei war Alexander Sergejewitsch Puschkin (1799 – 1837) gar kein reinrassiger Russe. Mütterlicherseits war sein Urgroßvater Abraham Petrowitsch Hannibal ursprünglich ein afrikanischer Sklave, der dem Zaren Peter dem Großen geschenkt, und dessen Patenkind er wurde.

Ein bißchen sieht man Puschkin das auch an. Aber die Rassegesetze in der Ukraine sind vielleicht besonders streng und die Verehrung des globalen Südens ist dorten noch nicht angekommen. Die Sprachengesetze der Ukraine sind ja auch entsetzlich diskriminierend.

Puschkin hatte immer schon Schwierigkeiten. Zu seinem 100. Todestag sollte ein Denkmal errichtet werden. Ein Wettbewerb wurde ausgeschrieben. Das Preisgericht entschied:

3. Preis: Puschkin liest aus Werken Stalins

2. Preis: Stalin liest aus Werken Puschkins

1. Preis: Stalin liest aus eigenen Werken

Eine andere Anekdote betrifft die Zensur: Stalin läßt Puschkin rufen und fragt ihn nach seinen Wünschen. Puschkin beschwert sich darüber, daß ihm die Verleger das Leben schwer machen und Zeilen aus seinen Werken herausstreichen. Stalin ruft Berija an: „Hier ist bei mir Kamerad Puschkin, die Leuchte des Sozialistischen Realismus. Er beschwert sich über die Verleger. Wäre es nicht eine gute Warnung, dreißig oder vierzig Verleger erschießen zu lassen?“ Puschkin lehnt erschrocken ab. Stalin zuckt mit den Schultern: „Ihr Künstler seid ein komisches Volk. Man möchte euch helfen und ihr laßt es nicht zu.“  Puschkin dankt und eilt davon. Stalin ruft erneut Berija an: Puschkin ist gerade gegangen. Vielleicht informierst du D´Anthes.“

Letzterer war es, der Puschkin im Duell erschossen hatte.

Alexandr Tkatschenko, der ukrainische Minister für Kultur und Informationspolitik regte an, vielerorts Puschkinstraßen umzubenennen. Derzeit gebe es in der Ukraine 400 Puschkinstraßen, und das sei eindeutig zu viel, so Tkaschenko. Hmm.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: Puschkin hatte zu Lebzeiten Schwierigkeiten mit der russischen Zensur. Weder den Russen noch den Ukrainern kann er es recht machen.

 

Beitragsbild: Bernd Zeller aus ZZ. Heute: Qualitätsvorprüfung der Berichterstattung beim NDR