Die Kriegsschuldlüge

Es ist ein banaler Vulgärmaterialismus, auf den sich die deutsche Geschichtswissenschaft, Politik und Kultur als Erklärung für Kriege letztlich geeinigt hat. Die Hauptgegner des Friedens, die einen noch größeren Einfluß auf die veröffentlichte Meinung hatten als Industrielle, Militärs, Bürokraten und Richter zusammen; jene, die das intellektuelle Klima prägten: Redakteure, Schriftsteller, Dichter, Maler, Bildhauer, Politiker, die Vorstände von wirtschaftlichen Pressuregroups und nicht zuletzt die allmächtigen Medienzaren. Diese hatten zu allen Zeiten einen hundertmal größeren Einfluß auf die deutsche Befindlichkeit als Susanne Klatten, Herbert Quandt, Theo Müller, Ferdinand Piech, August Thyssen, Alfred Krupp und Hugo Stinnes zusammen. Und sie haben zu allen Zeiten (außer in den 90er Jahren) die Kriegstrompeten geblasen. Ob Maximilian Hardens Zeitschrift „Zukunft“ im Kaiserreich, Hugenbergs Presse in der Weimarer Republik, der Stürmer und der Völkische Beobachter im Dritten Reich, das Neue Deutschland in der Russenzeit oder die BILD angesichts von Putin sein Angriffskrieg, immer wurden Feindbilder gemalt und bis zum Exzeß verstärkt sowie das Volk ungünstig beeinflußt.

Letztlich ist das Ausnehmen der kulturellen Eliten aus der politischen Verantwortung die erste Ableitung einer vulgärmaterialistischen Anschauung, weil es solchen Lehren adäquat entspricht, für alle Fehlentwicklungen allein die Wirtschaft und nicht auch die Kultur verantwortlich zu machen.

LeMO Objekt - Die Kriegsgewinnler, 1932

Paul Fuhrmann: „Kriegsgewinnler“. Der angebliche Kriegsgewinnler trägt die Züge des international denkenden Hugo Stinnes. Letzterer verlor gleich nach dem Kriegsausbruch seine gesamte Hochseeflotte, seine zahlreichen im Entente-Gebiet gelegenen Produktionsstätten und am Kriegsende noch seinen Besitz in Lothringen.

Man kann Rosa Luxemburg nicht pauschal als letzte Verteidigerin des Marxismus glorifizieren. Sie hatte auch extrem antimarxistische Positionen. 1859 häuften sich die Äußerungen von Karl Marx zur Friedenssehnsucht der Bourgeoisie. Am 11. Januar 1859 schrieb er angesichts von Kriegsdrohungen Napoleon III. gegen Italien unter der Headline „Die Kriegsaussichten in Europa“ für die New-York Daily Tribune:

„In allen Zentren des Geldmarkts weist das Barometer auf <Sturm>.(…) Der fadenscheinige Ruhm des Zweiten Kaiserreichs schwindet schnell dahin, und es braucht Blut, um diesen Riesenbetrug wieder zu befestigen. Und in welch besserer Rolle, als der eines Befreiers Italiens und unter welch günstigeren Bedingungen als Englands notgedrungener Neutralität, Russlands geheimer Unterstützung und Piemonts offner Dienstbarkeit könnte er jemals hoffen, Erfolg zu haben? Aber andererseits protestiert die Kirchenpartei in Frankreich gegen den gottlosen Kreuzzug; die Bourgeoisie erinnert ihn an sein Wort: <Lémpire cést la paix>.“

Für die gleiche Zeitung schrieb er am 15. März 1859 über den drohenden Krieg Frankreichs gegen Österreich:

„Die kommerzielle und industrielle Bourgeoisie, die Louis Napoleon als den großen <Retter der Ordnung, des Eigentums, der Religion und der Familie> zu preisen pflegte, bringt nun Anklage über Anklage gegen den ruchlosen Friedensbrecher vor, anstatt sich damit zu begnügen, die überschäumenden Kräfte Frankreichs niederzuhalten und die sozialistischen Desperados durch heilsame Beschäftigung in Lambessa und Cayenne zum Schweigen zu bringen, auf die ausgefallene Idee gekommen ist, die Aktien zum Sinken zu bringen, dadurch den regelmäßigen Geschäftsgang zu stören und die revolutionären Leidenschaften erneut zu wecken.“

Während Karl Marx immer wieder die Furcht der Bourgeoisie vor dem Krieg opulent darstellte, die zu erwartenden ökonomischen Verluste und das vorhergehende Sinken der Kurse an der Börse beschrieb, trieb Rosa Luxemburg Wasser auf die Schaufeln der idealistischen teutonischen Mühle:

„Wo war denn auch der Dreibund, als es galt, den Frieden zu erhalten, als eine Dreibundmacht Tripolis überfiel oder als Österreich Bosnien und die Herzegowina überfiel? Es ist eine alte Binsenweisheit, dass, wo zwei oder drei kapitalistische Staaten die Köpfe zusammenstecken, es sich immer um die Haut eines vierten kapitalistischen Staates handelt.“

Sowohl Tripolis, als auch Bosnien-Herzegowina gehörten vor den Annexionen zur Türkei. Es gehört schon ökonomische Dreistigkeit dazu, zu behaupten, die Türkei sei 1878 oder 1910 eine kapitalistische Macht gewesen, das überschreitet deutlich die Grenzen der Seriosität und läßt die Ursache der Konfusion erahnen: Wunschdenken. Diese Lehre vom kapitalistischen Krieg gewann trotz ihrer Falscheit, oder gerade wegen ihrer Falschheit, zahlreiche Anhänger, insbesondere in der Arbeiterbewegung und nach der deutschen Niederlage im WK I auch in der expressionistischen Schickeria.

Auch die Kriege der letzten beiden Jahrzehnte wurden nicht von der Rüstungsindustrie, sondern von selbsternannten Philanthropen ausgelöst. Weder der zweite Irakkrieg, noch der Somalifeldzug, auch nicht die Afghanistanbesetzung, der arabische Frühling, das Maliabenteuer oder der gerade laufende Krimkrieg hatten bzw. haben wirtschaftliche Motive, sie sind rein ideologisch motivierte Machtproben, teilweise von geopolitischen Erwägungen überlagert. Man wollte den Taliban mal zeigen, wie bunte Fahnen in Kabul wehen. Eigentlich kindisch…

In Erfurt wird den Schulklassen die Firma gezeigt, die die Öfen für die Verbrennung von Menschen fertigen mußte. Einen Wegweiser zur Parteizentrale in der Nähe der Schillerstraße gibt es nicht. Auch weiß heute niemand, wo die Zeitungen, die öfter mal Judenblut sehen wollten, ihren Sitz in der Stadt hatten. Alle Spuren zu den Auftraggebern der Ofenbauer sind absichtsvoll verwischt worden.

Bundeskanzler Scholz hat bei seinem Washingtonbesuch die Rote Karte gesehen, und hat 100 Mrd. € als Sondervermögen (sprich Schuldenberg außerhalb der Haushaltsplanung) für die Bundeswehr versprochen. Doch das ist ein Tropfen auf den heißen Stein, auch angesichts von immer mehr Lieferungen in die Ukraine. Das Geld ist trotz Kriegsgeschrey und vermeintlicher Bedrohung von Berlin durch die Russen groß.

Hier ein Propagandavideo von Udo Lindenberg, welches uns die Gefahr von Putin sein Angriffskrieg für Berlin verdeutlicht. 

Trotz der Gefahr durch asiatische Reiche berichtete die WELT: Die Beschaffung eines Nachfolgemodells für den Transportpanzer Fuchs des Heeres wird zunächst zurückgestellt. Die Marine muss auf eine fünfte und sechste Fregatte 126 verzichten. Auch die Anzahl der Korvetten 130 wird von zehn auf sechs reduziert.

Das System IDAS (Interactive Defence and Attack System for Submarine) zum besseren Selbstschutz von U-Booten gegen Luftbedrohungen soll zwar weiter entwickelt werden, die Beschaffung wandert aber ebenfalls auf die Warteliste. Weiter wird die Zahl der in den USA zu kaufenden Seefernaufklärungsflugzeuge Boeing P-8 Poseidon von zwölf auf acht reduziert. Schließlich entfällt ein nicht näher bezeichnetes „Teilprojekt“ beim Neuaufbau eines Nah- und Nächstbereichschutzes gegen Bedrohungen aus der Luft.

Schauen wir uns mal eine Rüstungsfirma mitten im Krieg an. Die Aktie von Rheinmetall ist zu Beginn des Krieges zwar deutlich teurer geworden, wenn man sich die Zahlen der ersten drei Quartale 2022 ansieht, weiß man allerdings nicht warum. Der Gewinn je Aktie im zweiten Quartal 2022 belief sich auf 1,21 EUR gegenüber 1,45 EUR im Vorjahr. Analysten schätzen, daß Rheinmetall für das dritte Quartal im Schnitt einen Gewinn je Aktie von 1,64 EUR vermelden wird. Im Vorjahr hatte das Unternehmen ohne Putin sein Angriffskrieg 1,66 EUR je Aktie erwirtschaftet. Der Gewinn sinkt, die Aktie ist im Moment definitiv überteuert.

Der ganze DAX ist Ende Februar (am 24.2.2022 brach der Krieg aus) von 15.500 auf unter 13.000 eingebrochen, was oben dargetane marxistische Analyse bestätigt. Inzwischen ist der Index auf lächerliche 13.200 angestiegen, hat sich also noch lange nicht erholt. Wovon auch, solange die Windmafia im Wirtschaftsministerium wütet?

Über den Krimkrieg 1854/55 haben Friedrich Engels und Karl Marx allein gemäß Band 10 der MEW fünfundvierzig Artikel für verschiedene Zeitungen verfaßt. Sie konnten sich dabei auf Berichte aus den verschiedensten Nachrichtenquellen stützen. Es war kein kompletter Unsinn, den sie geschrieben haben. Hundertsiebzig Jahre später ertrinkt man in Propaganda, während es eine seriöse Berichterstattung in der von Friedrich Engels damals gelieferten Qualität kaum gibt. Die Identitätspolitik hat sich auch der Kriegsberichterstattung bemächtigt. Über die Kriegsschuld kann man unter solchen Bedingungen nicht sauber urteilen. Ich laß es vorerst. Vielleicht endet der Krieg, wenn Donald Trump wieder Präsident ist. Den Afghanistanfeldzug hat er ja auch abgewürgt.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Die Ukraine und Rußland würden nicht kämpfen, wenn ich noch Präsident wäre.“ (D. Trump)