Die heutige Jugend lebt auf dem größeren Fuß

Prof. Quaschning lehrt in Berlin alternative Energiesysteme, wogegen nichts einzuwenden ist. Ich habe mich auch immer dafür interessiert. In Mechelroda steht zum Beispiel die Ruine einer Windmühle, für deren inzwischen verstorbenen Besitzer ich 1988 die Baugenehmigung erlangt hatte. Schon 20 Jahre heizen wir mit einer Wärmepumpe. Gerade als Ingenieur kann ich nicht verstehen, warum Dr. M. die Kernkraftwerke abgeschaltet hat.

Aber nune hat Quaschning mich sehr verärgert.

Zum Pflichjahr eine Anmerkung. Genosse Hermann Göring, der bekanntlich straff in der Partei organisiert war, ordnete im Februar 1938 das sogenannte Pflichtjahr an, das im März desselben Jahres in Kraft trat. Meine Mutter wurde bei Telefunken zwangsverpflichtet, um Drähte für Waffen zusammenzufrickeln. Der Vater schippte bei Franzensburg im Rahmen des Reichsarbeitsdienstes irgendwelche Gräben im Moor. Ich selbst habe im sog. „Studentensommer“ Juli bis August 1973 Auffangwälle für die Ölbehälter im PCK Schwedt geschippt.

Unser Studienjahr wurde damit aus der Wege gebracht, damit es die in Ostberlin gleichzeitig angesetzten Weltfestspiele der Jugend nicht stören konnte. Außer einer klapprigen Rüttelplatte gab es in Schwedt keine Maschinen. Alles reine Handarbeit. Fast nix CO2.

Auch sonst habe ich aus meiner Jugendzeit nichts zu büßen oder abzulassen. Es gab keine Autos, man fuhr mit dem Bus zur Arbeit, Urlaub wurde statt einem Tauchurlaub auf den Malediven zu Hause im Garten gemacht, es gab in Weimar und Süßenborn kein fließendes Wasser, nur einen Brunnen fünf Meter neben dem Trockenklo. Nach einem Umzug nach Mechelroda kamen wir ab 1983 in den Genuß einer Wasserleitung. Zweimal sind wir im Sommer nach Ungarn gereist. Einmal haben wir in den Ferien über den FDGB einen Campinganhänger in Hohenfelden (etwa 20 km von zu Hause) bewohnt. Die Reisen zu den Sehnsuchtsorten natürlich mit der Bimmelbahn.

Die elektrischen Geräte beschränkten sich damals auf einige Lampen, einen Kühlschrank, einen Rasierapparat, eine Waschmaschine und ein Kofferradio. Gekocht wurde mit Propopangas. Eingekauft wurde im Dorfkonsum. Wenn man Quark kaufte, mußte man eine Schüssel mitbringen.

Warum gerade die Ü-50-Leute der Jugend etwas schulden, erschließt sich mir nicht. Genosse Steinmeier ist, wenn  er das Pflichtjahr wieder haben will, Gott bewahre, wohlmöglich ein Nazi. Quaschning hat nicht geschnallt, daß Langstreckenluisa und Kerosinkatha in der Blüte ihrer Jugend bereits hundertmal mehr Flugkilometer zurückgelegt haben, wie ich in meinem ganzen Leben.

Früher gab es für Frechheiten eine ausgleichende Gerechtigkeit.

Heute muß man das Gelaber straflos über sich ergehen lassen. Feudalismus und Biedermeier hatten schon auch ihre Lichtseiten. Aber es gibt in letzter Instanz ja noch die Hölle:

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Wir brauchen jetzt ein verbindliches, verhältnismäßiges und verlässliches Regelwerk für den Winter.“ (Der Söder)

 

Beitragsbild: Bernd Zeller aus ZZ. Heute: M. Stokowski ist „Miß Long Covid Germany“.