Gunnar Heinsohn über Asien

Daniel Stelter hat einen langen Nachruf auf den eben verstorbenen Gunnar Heinsohn mit zahlreichen Zitaten aus dessen Beiträgen veröffentlicht. Besonders Heinsohns Betrachtungsweise Asiens ist recht originell:

Er geißelt beispielsweise den liebenswertesten Denkfehler aller ökonomischen Theorien. Der bestünde in der Gewissheit, dass beim Einsatz vergleichbar hoher Mittel auf die Erziehung eines Kindes irgendwo auf der Welt auch vergleichbar hohe Kompetenz entsteht.

Zur japanischen Schuldenkrise bemerkt er: „Selbst als westliche Experten Japans Untergang besiegelt sehen, steigert es in zwei vermeintlich „verlorenen“ Jahrzehnten zwischen 1991 und 2010 seine PCT-Anmeldungen um den Faktor 16. Staatsschulden können die Innovationen der Firmen nicht verhindern.“

Lob Chinas: „Eine Nation hat die Eigentums-Ökonomie verstanden, wenn es ein Bankrottgesetz erlässt. Anders als Besitzsysteme, die durch Gewalt – ein Adliger besiegt einen anderen, ein Stamm vertreibt oder vernichtet einen anderen – Liegenschaften verlieren, muss in Eigentumsgesellschaften der Konkurrent gewaltfrei um sein Eigentum gebracht werden. Das erreicht man durch technische und innovative Überlegenheit, mit der die Eigentumspreise stagnierender Wettbewerber ins Minus gedrückt werden.

Während im ex-kommunistischen Osteuropa westliche Fachleute der Neoklassik (mit fast allen Ökonomie-Nobelpreisen) das System für eine „Marktwirtschaft“ halten und deshalb zu freien Märkten raten, ahnen die Chinesen, dass Kreditverträge zwischen Eigentümern über Geld den Kaufverträgen vorhergehen. Der Markt ist ein abgeleitetes Geschöpf, dessen Vater das Eigentum ist. Deshalb fehlen Geld, Zins und Märkte in reinen Besitzsystemen (Stämme, Feudalismus, Kommunismus). Und zu den Operationen des Eigentums gehört neben Belasten, Verpfänden und Verkaufen auch das Einlösen in das Eigentum des Geldbesicherers und Vollstrecken in das Pfand des nicht-tilgenden Schuldners. China erlässt sein erstes Bankrottgesetz 1986 (anfangs für Staatsbetriebe, weil es andere noch kaum gibt) und bringt es bis 2006 auf internationalen Stand. (…) Damit steht ein bald zwölffaches Japan auf der Weltbühne, das bei der Kompetenz mindestens so hoch liegt wie das kaiserliche Inselreich.“

„Chinas Bankrottgesetze etc. sorgen dafür, dass es etwa beim Eigentumsschutz fast schon mit Südkorea gleichgezogen hat. Die Positionen Lebensschutz und Freiheit, in denen China krass hinten liegt, werden vielfach als Indikatoren für sein langfristiges Scheitern gesehen. Man könnte sie aber auch als Felder sehen, auf denen China noch aufholen kann, während die Wettbewerber längst alle Register gezogen haben.
Zu Chinas Nachteilen gehört auch, dass seine Unternehmen immer noch Zinsen bedienen müssen, während die westliche und auch japanische Konkurrenz durch Nullzins der Zentralbanken geringer belastet wird. Doch gerade der zusätzliche Innovationsdruck für das Verdienen des Zinses in Kombination mit seiner Kompetenz dürfte Chinas Marsch an die Spitze weiterer globaler Märkte nur beschleunigen.
Wenn man ein weiteres Zurückfallen der westlichen Ökonomien verhindern oder sie wieder an die Spitze führen will, muss man dafür überzeugende Faktoren vorweisen. Da der Westen bei der Eigentumsfreiheit ohnehin vorne liegt, müsste er auf der Kompetenzseite die Wende schaffen. Bei PISA aber zeigt sich, dass die Ostasiaten die Spitze über Jahrzehnte hinweg behaupten, während westliche Länder mit bildungsferner Einwanderungspolitik wachsende Anteile an schwer Beschulbaren versorgen müssen. Westliche Länder mit hoch qualifizierter Einwanderungspolitik hingegen bleiben den Ostasiaten auf den Fersen, weil sie sich – Beispiel Kanada – vor allem Chinesen als Einwanderer holen.“

„Die 1640 Millionen Menschen in seinen Top-Ökonomien China/Taiwan, Japan und Südkorea (30 Millionen Reserve im Norden) werden den 420 Millionen Menschen in den westlichen Top-Ökonomien USA und Deutschland das Nachsehen geben. Erstere lassen nur Könner über die Grenzen, während letztere schwer Beschulbare aus Afrika und Ländern aus den drei rechten Kolumnen obiger Tabelle hereinholen. Wir haben es bei Chinas Aufstieg erstmals seit 1500 also mit einem Konkurrenten zu tun, der nicht nur zahlreicher, sondern auch intelligenter ist als der Westen, dessen Eigentumsstrukturen er smart übernimmt und sich so schwer besiegbar macht.“

Wer den ganzen Eintrag lesen will: Hier.

Sicher gibt es weitere Aspekte. Insbesondere der heraufziehende Konflikt zwischen Amerika und China ist ein eigenes schwer zu deutendes Kapitel.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Ein Mensch, der kein Eigentum erwerben darf, kann auch kein anderes Interesse haben, als so viel wie möglich zu essen und so wenig wie möglich zu arbeiten.“ (Adam Smith)