Annalena als neokolonialistische Extremistin

Die Ankunft einer deutschen Völkerrechtlerin in Neu Delhi war zeremoniell vermasselt. Der Empfang an der Gangway fiel aus, sie mußte mutterseelenallein über das halbe Flugfeld stampfen, bis drei relativ niedere Angestellte sie in Empfang nahmen. Das war bestimmt kein Zufall.

Indien ist, was Vorschriften aus Westeuropa betrifft, sehr pieksig. Das hängt mit einer jahrhundertwährenden Knechtschaft unter moslemischen und englischen Machthabern und dem Freiheitskampf der Inder dagegen zusammen. Wer die jährlichen Paraden zum Unabhängigkeitstag verfolgt, kann die Motivwagen mit Szenen aus der Geschichte nicht übersehen. PB berichtete mehrmals.

Kürzlich achtete Premier Modi darauf, dem deutschen Kartoffelkanzler auf Augenhöhe zu begegnen, was ihm trotz Positionierung von Scholz auf einem Treppenpodest gelang.

Indien hat ein zerrüttetes Verhältnis sowohl zu Pakistan, als auch zu China. Auf die Ursachen wollen wir hier nicht eingehen, es ist erst mal ein Fakt. Die USA drängen ihre Verbündeten in Asien und im Pazifik schon länger, selbst stärker militärisch gerüstet zu werden und sich zusammenzuschließen, um das Gegengewicht gegen China zu vergrößern.

Die sogenannte Quad, ein Diskussionsforum zwischen den USA, Japan, Australien und Indien, war ein Schritt auf dem Weg. Ein anderer Meilenstein für eine multilaterale Allianz war voriges Jahr ein Abkommen zwischen Australien, Großbritannien und den USA (Aukus). Noch im Mai 2022 kündigten die Quad-Staaten eine gemeinsame Initiative für eine schnellere, weitreichendere und genauere Meeresüberwachung an. Die Überwachungsdaten sollen auch Partnerstaaten in Südostasien, dem Indischen Ozean und den Pazifikinseln zur Verfügung gestellt werden.

Ein Wermutstropfen in diese Zusammenarbeit fiel mit der Einmischung von Greta und Rihanna in die indische Agrarpolitik. Die geheime Weltregierung hatte schon Sri Lanka aka Ceylon mit Düngerverboten und grünem Schnickschnack in Hungersnöte und eine politische Krise getrieben, entsprechend dünnheutig reagierte die indische Öffentlichkeit. Bilder von Greta wurden verbrannt. Anhänger der Regierungspartei, Entertainer aus der Bollywood-Szene und Sportstars traten in Tweets für die Regierung ein. Sie verwendeten die Hashtags #IndiaAgainstPropaganda (Indien gegen Propaganda) und #IndiaTogether (Indien gemeinsam). Sie forderten Personen von außerhalb des Landes auf, sich nicht in die inneren Angelegenheiten einzumischen. Ministerien riefen sogar dazu auf, die Ausländer anzuprangern, die versuchten, das Land zu teilen. Das Landwirtschaftsministerium in Neu-Delhi warf den Ausländern vor, sich auf „sensationsheischende“ Weise in die geplanten Strukturreformen für die indische Landwirtschaft einzumischen. Besonders brisant: Auch eine Verwandte der amerikanischen Vizepräsidentin war unter den Störern der indischen Idylle.

Vor diesem Hintergrund erscheint die Anreise der Außenministerin eines in indischen Augen übergriffigen Zwergstaats, welche sogar über den Standort von Toilettenhäuchen im globalen Süden und über die Zuteilung von Hygieneartikel bestimmen will, recht mutig. Da rennt sie bei den Indern keine offenen Türen ein. Etwas mehr Respekt wäre angebracht.

Die Aufräumarbeiten im Auswärtigen Amt nach Annalenas Abgang werden gigantisch sein. Hoffentlich steht schon ein Herkules bereit, der den Bocksstall ausmistet und durchkärchert.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: Der Geh, Rath v. Goethe hatte so wie Annalena ein gestörtes Verhältnis zu Indien.