Das mutige Bergvolk hat die Nationale Front besiegt

Franken ist das Land von Florian Geyer und Götz von Berlichingen. Ritter, die etwas sperrig waren und nach Freiheit lechzten. In die Gegend bin ich erstmals in den 80er Jahren gekommen. Für das Betonwerk Themar hatte ich mehrere Planungen erarbeitet, darunter eine klimaschädliche Kesselhauserweiterung und einen Aschehängerraum. Für den Speicher Ratscher konstruierte ich eine Stahlhalle und eine Inspektionsreise führte mich zum Henneberger Haus. 1989/90 wohnte ich ein halbes Jahr in Grasellenbach (vulgo Grroselleboch). Die Leut in der Gegend von Meiningen, Hibu (Hildburghausen in der Landessprache) und auch im Odenwald waren noch ganz gut zu verstehen. Mein Freund Ronni aus Weimar mußte im Odenwald allerdings Freitags immer die Protokolle vom Fremdenverkehrsverein führen und war mit dem Fränkischen teilweise überfordert. „Was soll ich aufschreiben?“ Ihm wurde alles geduldig erklärt, und er bekam sein Freibier spendiert. Einmal gab es zwischen den Wirten Diskussionen. Einer hatte „Neeschär“ in seiner Pension untergebracht und nun hatten die anderen Sorgen, daß ihnen die Rentner wegblieben. Die Wirte berieten, ob sie einen Brief an die Landesregierung schreiben sollten, daß alle „Neeschär“ zugeteilt bekommen. Das war 1990, als fast alle Pensionsinhaber und Hoteliers noch in der SPD waren und der ganze Kreis eine Hochburg der Partei. 2018 als man bei der Landesregierung nicht mehr um Asylanten betteln mußte, bekam die SPD nur noch 27,7 % der Stimmen und die AfD 18,5 %. Die Zeiten ändern sich auch an Siegfrieds Quelle.

Liebe Leser, nun gehts in die Region des Fortschritts. Nach 2005 mußte ich in der Gegend von Sonneberg einige Brückenprüfungen durchführen. Ein Bauwerk lag neben einer Bushaltestelle. Da standen einige Franken und unterhielten sich untereinander. Ich habe keinen Stich verstanden, obwohl ich durch Grosellebach etwas vorgebildet war. Nur zum Beispiel: Das Tablett heißt dort im Gebirge „Hietrrabrraa“ – Hintragebrett, die Kreismetropole „Sunnbarch“.

Freilich, da haben es aus Thüringen eingeflogene Kader der Nationalen Front, sei es von der Linken oder der CDU, schwer, sich bei den Wählern verständlich zu machen. Viel landesväterliche Liebesmüh wurde da an der Sprachgrenze vergeigt. Es kommt wegen dem Bündnis der Blockparteien bei älteren Wählern wohl die unangenehme Erinnerung an die Nationale Front hoch, als die Partei wie heutzutage die führende Rolle hatte. Im Sonneberger Kreistag sieht es übrigens so aus:

CDU: 10 Sitze
AfD: 9 Sitze
DIE LINKE: 8 Sitze
PRO LK SON: 5 Sitze
SPD: 3 Sitze
FDP: 2 Sitze
GRÜNE: 2 Sitze
fraktionslos: 1 Sitz

Zusätzlich zählt die Stimme des Landrats. Die Parteien der Landesregierung haben nur 13 von 41 Sitzen, zusammen mit der Blockpartei CDU hätten sie die Mehrheit im Kreistag. Aber Südthüringen ist für Friedrich Merz und seine regionalen Ableger manchmal ein schwieriges Pflaster, wie man an der Nominierung von Hans-Georg Maaßen zum Bundestagskandidaten sehen konnte.

Robert Sesselmann ist Rechtsanwalt und dürfte als Landrat mit den Möglichkeiten der Kommunalordnung umgehen können. Rechtswidrige Beschlüsse kann ein Landrat zum Beispiel beanstanden, es stehen einige Möglichkeiten offen, mit der Nationalen Front die Klinge zu kreuzen. Aber soweit muß es garnicht kommen. Etwa die Hälfte der Beschlußvorlagen bestehen aus Vorgaben der Landesregierung, die den sogenannten übertragenen Wirkungskreis betreffen. Viele Aufgaben eines Landrats liegen eben in der Erfüllung von Aufgaben, die der Freistaat vorgibt. Wir werden beobachten, ob der Freistaat fair mit Sesselmann umgeht oder auch nicht. Ich selbst war der erste AfD-Bürgermeister in Deutschland und hatte keine Schwierigkeiten wegen der Parteimitgliedschaft. 2016 bin ich nach 17 Jahren nicht wieder angetreten und wurde von den anderen Bürgermeistern ordentlich mit Blumen verabschiedet.

PB gratuliert Robert Sesselmann zum Erfolg und wünscht ein glückliches Händchen. Das Wahlergebnis zeigt, daß eine absolute Mehrheit der AfD auch in ganz Thüringen möglich ist.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Es ist kein schönrer Anblick in der Welt, als einen Landrat sehn der klug regiert.“ (frei nach Geh. Rath v. Goethe)