Intel – CPU-Entwickler und Auftragsfertiger

Die letzten 30 Jahre herrschte ein harter Wettbewerb zwischen Intel und AMD um den fittesten und kostengünstigsten CPU. Das ist die zentrale Rechen- und Steuereinheit eines Computers. Dieser Wettkampf ist immer noch lebendig. Daneben gab und gibt es weitere Chipentwickler für Spezialanwendungen wie Nvidia, Qualcomm und andere.

Die Investition von Intel in Magdeburg betrifft nicht die Halbleiterentwicklung, sondern die Halbleiterherstellung, wobei man die Entwicklung und Herstellung im Unternehmen künftig trennen will. Man möchte zu so potenten Auftragsfertigern wie Taiwan Semiconductor und Samsung aufschließen. Taiwan Semiconductor fertigt beispielweise für den Entwickler AMD. Intel hat den israelischen Auftragsfertiger Tower Semiconduktor schon mal aufgekauft, um in den Markt einzusteigen. Der hatte allerdings nur einen Umsatz von 1,3 Mrd. $, verglichen mit Taiwan Semiconductors ein Klacks (56 Mrd.).

Ob etwa der Entwickler AMD beim Hauptkonkurrenten Intel fertigen läßt: Das wird sich zeigen. Der eine oder andere Fachmann hat Zweifel. Wenn ich Chipentwickler wäre, würde ich mir einen Hersteller suchen, der nicht selbst entwickelt. Gerüchte besagen, daß Qualcomm und Amazon schon mal bei Intel fertigen lassen wollen. Weitere Experten rechnen mit der endgültigen Aufspaltung von Intel in absehbarer Zeit.

Die Verhandlungsergebnisse von Intel mit Deutschland haben nicht zu einem Intel-Rausch an der NASDAQ geführt. Die Reaktion der Börse war gedämpft. Nun soll man solche Sofortreaktionen nicht so ernst nehmen. Geben wir den Akteuren doch etwas Zeit sich gedanklich zu sortieren.

Die deutschen Medien berichten über den Intel-Deal fast nur aus der Perspektive eines Fallenstellers, der mit einem saftigen Köder einen fetten Braten gefangen hat. Zu den Risiken und zur Qualität von Intel liest man wenig, und wenn, dann nur in Börsenbriefen. Wenn man Intel mit den anderen Branchengrößen vergleicht, fällt eine geringere Marge auf. Auch sagen die Auguren für dieses Geschäftsjahr einen schmalen Gewinn von 1,7 Mrd. $ voraus. Verglichen mit den 9,9 Mrd. € vom deutschen Steuerzahler ist das nicht sehr viel. Der Free Cashflow wird dieses Jahr auf minus 14 Mrd. $ geschätzt. Das heißt, das fast nichts aus eigener Kraft geschieht. Wenn man in die Firmengeschichte schaut, ist das nicht neu: Man war immer abhängig vom Erfolg des aktuellen CPU. Ob man mit dem Aufbruch in die Massenfertigung den Ausbruch aus dem Ghetto des 30-Euro-Kurses schafft (seit 2003 hat sich der Kurs der Intel-Aktie kaum bewegt), werden wir sehen. Der AMD-Kurs hat sich in demselben Zeitraum verzehnfacht, wobei der Schub auch erst 2019 einsetzte.

Ein schlechtes Vorzeichen ist übrigens das Zusammentreffen der Amerikaner mit den Pechvögeln der Ampel. Aber die waren so großzügig, daß man das offensichtlich verschmerzt.

Derzeit investieren alle Hersteller der Branche gleichzeitig große Summen. Es ist allein von staatlichen Subventionen von 700 Mrd. $ weltweit die Rede. Es könnte bei den Massenherstellern ein Schweinzyklus entstehen, der die Margen zusammenfallen läßt. Die Investition von Intel würde Sinn haben, wenn Europa faktisch aus dem Handelabkommen GATT austritt und Klimazölle einführt, so daß Intel eine geschützte Werkstatt wäre. Einiges deutet darauf hin. Ein teilweiser Zusammenbruch des Welhandels hätte allerdings Auswirkungen auf die Rohstoffversorgung und andere Belange, was in Brüssel oft übersehen wird.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Und ach! Wenn wir hinzueilen, wenn das Dort und Hier wird, ist alles vor wie nach, und wir stehen in unserer Armut, in unserer Eingeschränktheit, und unsere Seele lechzt nach entschlüpftem Labsale.“ (Goethe 1771)

Beitragsbild von B. Zeller aus ZZ. Heute: Immer mehr Gaffer bei Massenschlägereien im Freibad