Die Angst vor dem schwulen Major

Die Grüne Jugend oder irgend so ein Truppenteil posierte kürzlich mit einem spärlich bekleideten Transvestiten, dem das Fortpflanzungswerkzeug aus der Uniform herausragte. Die Damen, die sonst Mäh-tu bemühen, waren sichtlich zufrieden. Wie flexibel alles ist!

Vor 53 Jahren mußte ich ins GST-Lager „Neues Haus“ bei Tambach-Dietharz. Es gab eigentlich keine andere Sorge, als die vor Schwulität und daß die Partei den Tee mit Hängolin vergiftet hätte. Hinter jedem Astloch in der Toilette wurden die lüsternden Augen der Generalität vermutet. Seltsame Befehle, wie „Im Glied gehen“ regten die schmutzige Phantasie weiter an. „Geh nicht wie ein 175er!“ brüllte es, wenn jemand zu weit auf den Vordermann aufgelaufen war. Der 175er Paragraf des StGB war der Homoparagraf, der 1968 abgeschafft worden war. Aber das hatte sich ins Lager noch nicht rumgesprochen.

Ebenso grassierte die Angst vor Homooffizieren und Hängolin bei der NVA. Das wurde durch erklärungsbedürftige medizinische Maßnahmen noch angeheizt. Eines Tages – die Aprilsonne schien fahl durch die ungeputzten Fenster einer ärmlich möblierten Baracke und ein Medizinmann führte die sog. Arschbeschau durch. Dafür mußte man vor versammelter Mannschaft die Hosen runterlassen und sich bücken. Zu der Besichtigung kamen dann frivole Kommentare des Arztes wie: „Na, Sie haben wohl schon dreimal Tripper gehabt.“

Auch bei der Fahne erblühte die Mischung aus Angst vor Zuständen, die nicht eintraten. Wieder wurde hinter jedem Astloch das gierige Auge eines masturbierenden Majors vermutet, dem vor Erregung die Zunge raushing. Zur Hängolinsaga bekam ich Zugang, weil ich zwei Abende zur Teezubereitung abgestellt wurde. In der Küche standen zwei riesige Teekannen, zwei Teeeier von den Abmaßen eines Straßeneis waren mit Kräutertee zu befüllen. Vorher mußte das Wasser in einem elektrischen Riesenkessel erhitzt werden. Der Tee stand in einem Papiersack auf dem Schrank, von dem die hellgelbe Farbe abblätterte. Der Küchengefreite Mette machte mich darauf aufmerksam, daß der Tee sehr teuer sei. Auf einer Leiter kletterte ich hoch, holte den Sack und neugierig sah ich hinein. Ich konnte nichts Pulverartiges oder Öliges entdecken, es waren wirklich nur Kräuter drin.

Lügipedia schreibt dazu: „Zu keiner Zeit sind Beimischungen von Medikamenten in Nahrungsmittel zur Senkung von Libido oder Erektionsfähigkeit bei Soldaten belegt. Allgemein anerkannt handelt es sich bei der angeblichen Gabe von Hängolin um eine moderne Sage. Zum einen existieren keine geeigneten Substanzen, deren Beigabe für viele Individuen gleichzeitig hinreichend genau dosiert werden kann, so dass eine Wirkung erreicht und unerwünschte Nebenwirkungen vermieden werden. Zum anderen bestand für die unfreiwillige Verabreichung solcher Stoffe im Verbreitungsgebiet dieses Mythos zu keiner Zeit eine Rechtsgrundlage; tatbestandlich wäre dies eine Körperverletzung. Selbst für Kriegsbedingungen war der systematische Einsatz solcher Mittel nie in Erwägung gezogen worden. Trotzdem hält sich das Hängolin-Gerücht hartnäckig unter Soldaten.

Die Hängolin-Geschichte war auch Bestandteil der Inszenierung, mit der ältere Soldaten und Vorgesetzte den Neurekrutierten ein bedrohliches, einschüchterndes Bild von den Militärverhältnissen zu vermitteln suchten, in denen besondere Regeln gelten, vor allem was die Individualrechte betrifft. Im DDR-Militär tradierte sich der Mythos mit den Ritualen und Sprüchen der EK-Bewegung.“

Natürlich wurde darauf geachtet, daß niemand irgendwas machte, was mißdeutet werden konnte. Ein dicklicher Sohn eines LPG-Vorsitzenden aus dem heutigen Saale-Orla-Kreis (ich verrate aus Personenschutzgründen den Ort nicht) geriet vermutlich unschuldig in Homoverdacht und wurde dann von der Truppe bei jeder Gelegenheit verstoßen und schikaniert.

Heute übernehmen oft Ausländer die Funktion der Moralpolizei. Bei einem Aufmarsch von LGBT-Demonstranten in Halle/S. soll es zu einer Verprügelung durch Ortskräfte gekommen sein (die L-Presse erzeugte den Eindruck, daß es Rechte waren). Das islamische Recht ist sehr abweichend zum Koalitionsvertrag. In Bereichen, wo die Volksmehrheit sich anders komponiert, als bis 2015 üblich, wird es sich vermutlich Geltung verschaffen. Ich hatte schon mal ein Video aus der Provinz Aceh gepostet, wo die Leut sehr fromm sind und die Auspeitschung durchgeführt wird.

Das hängt letztlich damit zusammen, daß die Familie und der Clan im Morgenland große Bedeutung haben, was man in den Großstädten an ausgetragenen Meinungsverschiedenheiten erkennen kann. Schwulität ist wegen geringerer Geburtenrate eine Beeinträchtigung der Macht dieser Verbände und deswegen geächtet Im Süden wird das Ausleben der Agression gehindert, weil das Ausrasten beim anschließenden Friedensgericht des Imams doch zahlreiche Schafe oder Kamele kosten kann. Ein Clanchef darf auch mal beim Gouverneur anrufen, bevor etwas völlig aus dem Ruder läuft. Alles Sachen, die in Halle und in Berlin nicht funktionieren. Die Ampel packts nicht.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Du bist recht appetitlich oben anzuschauen, Doch untenhin die Bestie macht mir Grauen.“ (Geh. Rath v. Goethe)