Anleihen in der Inflation 1920 bis 1923

Einige Monate lang haben Medien, Kapitalsammelstellen und „Experten“ für die Umschichtung des Vermögens in Anleihen getrommelt. Da hätte man ja eine garantierte Verzinsung so um die 3 %, könnte den Schmerz der Inflation etwas mildern.

Ein Blick zurück zeigt, daß Anleihen hochriskant sind. Das größte Desaster trat in der Inflation der 20er Jahre ein. Das Reich hatte sich 1914 bis 1918 gegenüber den Bürgern mit acht Kriegsanlehen hoch verschuldet. Noch 1918 machten zahlreiche Künstler gemalte und gedichtete Werbung für die achte Anleihe. Sie wurde auch gekauft, weil Rußland gerade niedergerungen worden war und man auf den Endsieg spekulierte.

Nicht nur Horrmeyer behauptete 1919 das Gegenteil, sondern zum Beispiel auch K. Tucholsky, der 1918 noch ein Werbegedicht für die 8. Anleihe bei der Frankfurter Zeitung eingereicht hatte, welches aber nicht als preiswürdig erachtet wurde. Viele Pazifisten waren nach dem Kriege sehr frisch gebacken, das war nach dem WK 2 übrigens genauso. Derzeit beobachten wir bei der Nationalen Front 2.0 gerade die Gegenbewegung zur hemmungslosen Kriegslüsternheit.

Größter Profiteur der Inflation von 1923 war der Staat. Seine gesamten Kriegsschulden in Höhe von 154 Milliarden Mark beliefen sich, als am 15. November 1923 die neue Währung Rentenmark eingeführt wurde, auf genau 15,4 Pfennige. Joachim Fest bezeichnete die Inflation als betrügerischen Bankrott der Republik gegenüber ihren Bürgern.

Nicht nur die Deutschen waren anleihengeschädigt, sondern auch die Siegermächte. Die Franzosen verloren zum Beispiel viel Geld durch die Oktoberrevolution in Rußland. Lenin erkannte die in der Zarenzeit eingegangenen russischen Verpflichtungen gegenüber ausländischen Kapitalgebern nicht an.

Die Kriegsschulden der Entente gegenüber Amerika beliefen sich am Ende des WK I auf insgesamt 26,5 Milliarden US-Dollar. Davon wurden 2,7 Milliarden $ zurückgezahlt, der Rest schwebt als Schuld.

Eine solide Haushaltspolitik haben Staaten nie gemacht, allenfalls in kurzen Zeiträumen. Die frühe BRD war so ein Sonderfall.

Insofern ist die Anlage in Staatspapieren hochriskant. Banken, Versicherungen und Pensionsfonds werden vom Staat gezwungen das zu kaufen. Ich habe zur Probe in diesem Jahr mal Kleinstmengen ins Depot gebracht, um zu beobachten was passiert:

US91282CEX56 22-24 kurzfristige US-Anleihen (hat ungefähr den Wert behauptet)

A3EEYP Renten Andreas Beck (ist mikroskopisch im Plus)

LYX00G Wette auf die Normalisierung der Zinsstrukturkurve (ist deutlich im Plus)

A2ACJ8 Anleihen-ETF (leicht im Minus)

Das einzig lukrative Teil ist der LYXooG, da ist jetzt nach zwei Monaten der halbe Drops schon gelutscht.

Ich interessiere mich derzeit mehr für Aktien, unter anderem PVATepla, LVHM, Kering, Lynas, u-blox, Nagarro, Ansell, Jenoptik, Corning und Krones. Das sind alles Sachen, die aktuell sehr stark verprügelt wurden, ohne daß die Zahlenwerke das erklären. Sicher, an allen Genannten kann man auch rumkritteln: Wie die Luxushersteller ihre Exklusivität auf dem Altar der Schönheit dem Götzen des Umsatzes opfern oder Lynas, das als einziger nichtchinesischer Seltene-Erden-Betrieb von den Chinesen preislich unter Druck gesetzt werden kann. Überall gibt es Risiken, obige Aufstellung ist keine Anlageempfehlung, sondern nur so eine beiläufige Beobachtung.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst:

Schlaf ist Schale, wirf sie fort!
Säume nicht, dich zu erdreisten,
Wenn die Menge zaudernd schweift;
Alles kann der Edle leisten,
Der versteht und rasch ergreift.

(Geh. Rath v. Goethe)