Das Imperium schlägt zurück: Kein LNG mehr für H-beck

Die US-Regierung legt Genehmigungen für weitere Flüssiggas-Exporte auf Eis. (…) US-Präsident Joe Biden hat die Entscheidung über Genehmigungen für weitere Exportvorhaben unverhofft für mehrere Monate ausgesetzt. „In diesem Zeitraum werden wir einen genauen Blick auf die Auswirkungen von LNG-Exporten auf Energiekosten, Amerikas Energiesicherheit und unsere Umwelt werfen“, erklärte das Weiße Haus in einer Stellungnahme als Begründung. Auch Bauprojekte für neue Terminals an den US-Küsten werden damit vorerst gestoppt. Bereits erteilte Exportgenehmigungen sollen bestehen bleiben.

So berichtet heute die amerikahörige WELT. Ich stelle deshalb mal einen Eintrag wieder ein, den ich im März 2014, also vor 10 Jahren geschrieben hatte. Er erklärt die Interessenlage in Amerika, und das Fehlen des Freihandelsabkommens TTIP, das ausgerechnet von den Grünen wegen Chlorhühnchen hintertrieben wurde. Da sieht man mal, wie infantil diese Sekte ist. Ich war immer für LNG – als Beimischung zum breiten Energiemix aus Kohle, Leitungsgas, Kernkraft, Wasserkraft – aber mir war auch bewußt, daß gerade amerikanisches Gas wegen den Exportgenehmigungen des Weißen Hauses sehr riskant ist. Hier im Wortlaut meine 10 Jahre alte Analyse von 2014:

In den USA tobt seit langem der Kampf zwischen Gegnern und Befürwortern von Gasexporten nach Europa. Diese Auseinandersetzung gewinnt im Lichte der Krise in der Ukraine einen neuen Drive.

Auf der einen Seite gibt es die America Energy Advantage (AEA) als eine Gruppe von Unternehmen und Organisationen, die das Gas im Land behalten will, um eine Renaissance der amerikanischen Industrie durch reichliche und billige Versorgung mit Erdgas zu bewirken. Die AEA behauptet, daß LNG-Exporte (LNG ist verflüssigtes Erdgas, welches für den Transport in Produktentankern geeignet ist) zu einer geringeren Beschäftigung führen würde und die Wiederauferstehung der amerikanischen Industrie behindern würde.

Die Exportgegner ziehen argumentativ alle Register: „Die US-Regierung muss sicherstellen, dass wir die schnell wachsende zukünftige Nachfrage nach Erdgas in unserem Land decken, bevor wir blindlings in den massiven Export von LNG gehen“, sagte zum Beispiel Peter Huntsman, Präsident und CEO der Huntsman Corporation, eines international tätigen Chemieunternehmens mit der Firmenzentrale in Salt Lake City,  Utah.

Die AEA hat ein Gefälligkeitsgutachten mit folgendem Inhalt anfertigen lassen: Die US-Wirtschaft würde mehr profitieren, wenn Erdgas in der heimischen Fertigung verbraucht wird, statt es als LNG zu exportieren. Es wären mehr als 90 Mrd.$ Investitionen in energieintensiven US-Produktionen angekündigt (auch deutsche Betriebe gehören dazu. BASF produziert gerne und mit Erfolg in den Staaten). Diese Investitionen könnten eine Verdoppelung des BIP, eine Verachtfachung der Dauerarbeitsplätze in den betreffenden Industrien und eine Vervierfachung der Stellenangebote im Baugewerbe auslösen, so die AEA. Die durch billiges Gas erzielbare US-Produktion würde das Handelsdefizit um 52.000.000.000 $ jährlich verringern, verglichen mit $ 18 Milliarden Euro für den Export von Erdgas als LNG.

Solche abenteuerlichen Kalkulationen, bei denen das Handelsergebnis amerikanischer Fertigwaren in Dollar mit 9 Nullen angegeben wird, und die Exporterlöse für Erdgas in Mrd. € tragen die deutliche Handschrift von Lobbyisten. Auch eine Vervierfachung der Arbeitsgelegenheiten in der Bauindustrie ist vermutlich nicht einmal temporär zu erreichen.

Die amerikanischen Gasförderer liegen mit der AEA über Kreuz. Sie leiden unter niedrigen Gaspreisen, die durch zu geringen Verbrauch in Amerika entstehen und wollen möglichst schnell exportieren. Gas in Amerika ist im Verhältnis zum europäischen Markt wirklich billig:
Gazprom-Gas: 350 $ / 1000 m3 = 0,35 $ / m3
Amerikanisches Henry Hub: 4,40 $ / 26,4 m3 = 0,17 $ / m3
2012 lag der amerikanische Gaspreis auf einem historischen Tiefststand von etwa 0,09 € / m3

Aktuell hat ein extrem kalter Winter die Gaspreise stabilisiert, aber heute wo ich den Eintrag schreibe, ist der Preis mit Frühlingsgefühlen um 13 % zusammengeschnurrt. Hoch ist auch der Leidensdruck der kanadischen Förderer. Ihnen fehlen besonders im Westen Kanadas Transportleitungen nach den USA. In Texas gibt es Vorkommen, die zu energiehaltig sind, um sie in das Leitungssystem einzuspeisen. In den Augen der Förderer drehen sich die Dollarzeichen, wenn sie daran denken, daß sich durch Außenhandel der Gaspreis zwischen dem alten Europa und Amerika auf einem mittleren Niveau einpendeln könnte.

Um Gas aus Amerika nach Europa und Asien zu exportieren, muß es zu LNG verflüssigt werden. In den USA werden derzeit in Sabine Pass, Lake Charles und Hackberry (Louisiana), Freeport und Corpus Christi (Texas), Coos Bay und Astoria (Oregon) sowie Cove Point, Maryland Verflüssigungsstationen gebaut, um LNG nach Europa und Asien exportieren zu können. Umgekehrt wird in vielen europäischen Ländern an Rückvergasungsstationen gearbeitet, außer in Deutschland. Besonders fleißig sind hier die Niederlande. Über vorhandene Leitungssysteme kann dieses Gas jedoch auch nach Deutschland fließen.

Schiedsrichter im Streit um die amerikanischen Gasexporte ist das staatliche Department of Energy, welches Genehmigungsbehörde für die Ausfuhren ist.  In den vergangenen Jahren hat das Energiedepartment von mehr als 20 Anträgen auf den Export von Flüssiggas nur sechs genehmigt. Diese Energie-Abteilung hat natürlich auch die amerikanische Handelsbilanz im Blick, die durch Gasexporte aufgehübscht würde. Und sie empfängt natürlich Befehle aus dem Weißen Haus, die nicht unbedingt wirtschaftlich motiviert sein müssen. Das Foreign Office hat seit Jahren Druck gemacht, insbesondere Osteuropa zu beliefern. Das Weiße Haus selbst hat in der aktuellen politischen Situation bestimmt das Interesse, Gasprom durch LNG-Exporte unter Druck zu setzen. Die republikanische Opposition drängelt ebenfalls in diese Richtung.

Nicht unerwähnt lassen kann man den Umstand, daß im Falle eines Freihandelsabkommens mit Europa die Lieferung von US-LNG nicht mehr an Ausfuhrgenehmigungen gebunden wäre. Wohl auch ein Grund, für die Politkommissare in Brüssel, das Freihandelsabkommen voranzutreiben. Etliche europäische Länder drücken diesbezüglich energisch auf die Tube, während die Öffentlichkeit und die Parteien in Deutschland eher kritisch eingestellt sind. Deutschland hat sich durch diplomatisches Ungeschick in der EU zu stark isoliert, um eigene Positionen in dieser Sache erfolgreich vorzutragen.

Soweit mein Eintrag von 2014. Was den letzten Satz betrifft habe ich mich getäuscht. Die deutschen Grünen haben das Handelsabkommen mit Amerika im Bündnis mit den Märchensendern ARD und ZDF erfolgreich hintertrieben. Jetzt sind es dieselben Grünen, die inzwischen regelrechte LNG-Junkies geworden sind, die darüber rumjammern. Es sind halt verwurschtelte Kindsköpfe. Die WELT schreibt:

„Robert Habeck (Grüne) hat eigentlich große Hoffnungen in sie gesetzt: Lieferungen mit Flüssiggas aus den USA. In den vergangenen Monaten hatte der Bundeswirtschaftsminister immer wieder um sogenanntes LNG aus den USA geworben, reiste dafür persönlich nach Washington. Um auf die Lieferungen vorbereitet zu sein, entstehen im Norden längst neue Terminals in Rekordzeit.“

Es ist hohe Zeit für ein Verbot der Grünen, die Wiederinbetriebnahme der 6 zuletzt abgeschalteten Kernkraftwerke, die Abschaltung der energieversorgungsschädlichen Zwangssender ARD und ZDF, Fracking in Niedersachsen und einen vernünftigen billigen Energiemix. Das Energieministerium muß von der AfD übernommen werden. Im Übrigen etwas Eigenlob: PB-Leser wissen viel früher mehr.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Krieg, Handel und Piraterie, Dreieinig sind sie, nicht zu trennen.“ (Geh. Rath v. Goethe über den Ukrainekrieg und die Piraterie im Roten Meer)