Die berufstätige Frau war immer der Normalfall

Aus der Perspektive mancher Städter erscheint es so, als wäre die Teilnahme der Frau am Wirtschaftsleben etwas revolutionäres oder neues. Die Existenz als Hausfrau gab es allerdings nur im städtischen Bürgertum in einem kleinen Zeitfenster. Neu ist jetzt eigentlich nur, daß die Frau den Hof verlassen muß, um irgendwo außerhalb zu schaffen. Und neu ist auch, daß viele Frauen in irgendwelchen Verwaltungen und Buchhaltereien keine Schlepper fahren und keine Tiere füttern, sondern Zahlen in Computern hin- und herschieben oder bei Pflegediensten oder als Verkäuferin schaffen. Oder ungelernt im Bundestag gelandet sind.

Noch vor 150 Jahren war der weitaus überwiegene Teil der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Und da hatte die Bäuerin genauso ihre Aufgaben wie ihr Mann. Einer meiner Nachbarn ist Schweinemäster und hat noch ein paar Kühe. Tagsüber hilft er dem Mann seiner Schwester in dessen Feldwirtschaft und dann versorgt die Frau die Tiere, kocht Essen usw. Viel zu tun.

Heute ein Blick nach dem Osten, denn die polnischen Rolniks haben unsere Landwirte bei ihren Protesten wirklich großartig unterstützt. Marlenka und Werka sind jetzt dabei ihr Getreidelager zu leeren, denn in der Nebensaison erzielt man oft bessere Preise als direkt im Juli. Werka (Kurzform von Weronika) ist sehr vorsichtig beim Fahren und sie sieht im Schnee sehr gut aus, wenn sie aussteigt.

Also in Polen ist das so: Förmlich ist das Pani Weronika (Herrin Veronika). Unter koleżanki (eigentlich Kolleginnen, aber oft sind scherzhaft auch Freunde damit gemeint) ist sie Werka. Wenn man diese Spitznamen verwenden darf, gehört man dazu. Also ich wäre dann Wollek.

Noch eine abschließende Bemerkung. Wenn man sich derzeit mit polnischen Rolnicy, deutschen Landwirten oder ungarischen gazdálkodók unterhält: Alle jammern über das ukrainische Getreide, das ihnen die Preise völlig ruiniert. Es ist hohe Zeit für einen Waffenstillstand.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Willst du eine braves Weib, so sei ein rechter Mann.“ (Geh. Rat v. Goethe)