Eine Behörde, ein Unternehmen und eine Partei leiten – drei Welten

Was Behörden betrifft, da schreibe ich natürlich halb aus der Außenperspektive, denn ich hatte nur mindere Posten in Staatsbetrieben, wie zum Beispiel TKO-Leiter oder Hauptingenieur. In richtigen Unternehmen hatte ich seit 1990 etwa 25 Jahre rumregiert, in der Kommunalpolitik 16 Jahre. Dazu noch 5 Jahre Fraktionsvorsitz im Kreistag. Ich bin also Bewohner verschiedener Welten gewesen, teilweise gleichzeitig.

Wenn ein Behördenleiter, der gewohnheitsmäßig das pinselige Arbeiten nach Vorschrift in seinem Amte überwacht, in die Politik oder in die Wirtschaft geht, gibt es zwar auch immer mehr Bürokratie, aber daneben gibt es noch einen leider immer kleiner werdenden Freiraum. Wenn man ein Parteiprogramm hat ist das keine Vorschrift. An der nächsten Ecke hat sich die Lage geändert, ein Krieg ist ausgebrochen, ein Parteifreund hat eine gute Idee oder eine andere Meinung. eine Wirtschaftskrise hat begonnen oder Kórona oder man muß mit anderen Parteien Deals machen. Schon kann man das Programm knicken. Genauso wie ein Koalitionsvertrag Altpapier ist, wenn ein Gericht feststellt, daß die Finanzierung illegal ist. Politik ist nicht so engmaschig reguliert, wie eine Behörde.

Im Unternehmen und in der Politik ist Management gefragt und eine etwas längere Leine für die Mitmacher. Die Leute erwarten, daß was wackelt. Helmut Schmidt ist populär geworden, weil er bei einer Sturmflut das Grundgesetz mißachtet und die Bundeswehr zu Hilfe gerufen hat. Gerhard Schröder hat Kumpels gehabt, die den VW-Betriebsrat mit Lustreisen zu schönen Mädchen vom linken Weg abgebracht haben und hat zusammen mit Ferdi Piech den Konzern gerettet. Franz Josef Strauß hat der Zone einen Kredit vermittelt, der das Regime so lange am Leben gehalten hat, bis Gorbatschoff der Ostberliner überdrüssig geworden war. Alles Sachen, die in keinem Parteiprogramm standen.

Wer aus der Wirtschaft in die Politik geht, muß damit leben lernen, daß es in Parlamenten eine Opposition gibt, daß man mit Kündigungen und Abmahnungen nicht arbeiten kann. Manchmal gehen Störenfriede auch von alleine. Wer den umgekehrten Weg beschreitet, von der Politik in die Wirtschaft, muß sich daran gewöhnen, daß Geld nicht auf Bäumen wächst, sondern daß man Erfolg haben muß. So oder so muß man die Leut für etwas motivieren können. Und man muß trickreich sein, um Herr der Lage zu bleiben. Begeistern kann man nicht mit einem Regelwerk, sondern mit Hoffnungen und Wunschbewirtschaftung.

Es gibt ein paar Gemeinsamkeiten: Der schlaue Leiter sollte keinen Kindergarten aus einer Behörde, einem Betrieb oder einer Partei machen. Gute Leute sollte man nicht hindern, wenn sie was vorhaben. Es macht nichts aus, wenn jemand schlauer ist, als man selber. Sie nehmen einem Arbeit ab. Solche Leute soll man als Kronprinzen fördern, denn nichts ist schlimmer, als wenn auf einen Schröder eine Dr. M, folgt, und auf Dr. M. ein Kartoffelscholz. Buh-bäh, welch Rutschbahn in die … Also, wo waren wir jetzt, zurück zu den Tücken der Führung.

Wenn man das Gegenteil macht, eine Partei autoritär führt, kann einem der ganze Laden plötzlich um die Ohren fliegen. Nach dem Ende der Herrschaft von Dr. M. war ihre Partei maximal ruiniert. Dem Thüringer Vorsitzenden Mohring ist es übel ergangen, Erst verlor er den Landesvorsitz, dann den Kreisvorsitz, dann die Fraktionsführung im Kreis, und demnächst fliegt er aus dem Landtag, vielleicht sogar aus dem Kreistag. Wie ich aus der Feindbeobachtung weiß, hat er die Landrätin und Parteifreunde oft brutal zusammengefaltet, Frauen im Landtag angepöbelt und seine kleine Welt in schwarz und weiß zerlegt. Jetzt stehen die Geister vergangener Sitzungen auf und nehmen Rache,

Auch die zu autoritäre Führung in Unternehmen kann zum Hemmschuh werden. Ich habe Unternehmer gekannt, die einen Kontrollwahn hatten. Gute Mitarbeiter flüchteten, das Wachstum kam zum Stillstand und zum Schluß war kein Nachfolger da.

Vielleicht schaun die Parteigründer mal nach wie man es macht. Forse si, forse no,

Grüße an den Inlandsgeheimdienst:

Vom meinem Hof erkannt‘ ich ein und andern,
Ich schien ein Fürst von tausend Salamandern.

Geh. Rath v. Goethe