Die wandelnde Selbstrechtfertigung mit den Löckchen

In der WELT hatte ein selbsternannter „Experte“ die Gelegenheit sich für seine umstrittenen Kóronaempfehlungen zu rechtfertigen. Er war der Staatsvirologe der CDU, das allein ist schon Grund, um seine Einlassungen aufs äußerste anzuzweifeln. Wegen der Bezahlschranke zitiere ich mal ein kurzes Stück:

Es sei eine „Legende“, daß die Immunisierung im Herbst 2021, als in Deutschland über eine Impfpflicht diskutiert wurde, bei der „gefährlichen, besonders tödlichen Delta-Variante“ nicht geschützt habe, sagte Drosten: „Wir wollten auch wegen eines Übertragungsschutzes die meisten Leute geimpft haben.“ In neun von zehn Fällen sei ein Ungeimpfter an der Übertragung des Coronavirus beteiligt gewesen; darum sei es „wissenschaftlich falsch“ zu sagen, die Impfung biete keinen Fremdschutz.

Daß er sich für eine Impfpflicht ausgesprochen habe, bezeichnete Drosten in dem Interview zunächst als Falschdarstellung. Gefragt nach einer Ad-Hoc-Stellungnahme der Leopoldina im November 2021 zu einer Empfehlung der Vorbereitung einer allgemeinen Impfpflicht, die Drosten mitunterzeichnet hatte, erklärte er, diese habe aus einer „allgemeinen Liste“ von Empfehlungen bestanden. Alles sei dem Zweck gefolgt, „die heranrollende Delta-Welle“ und somit einen Lockdown zu verhindern. Heute sehe keiner mehr, was „geblüht“ hätte, wenn man sich nicht gekümmert hätte.

Nun gibt es dummerweise Länder, die den „Maßnahmen“ von Dr. M. nicht oder weniger gefolgt sind, ohne daß es im fraglichen Zeitraum zu einer Katastrophe kam. In Europa war es vor allem Schweden, Ekaterina Quehl hatte auch aus Rußland berichtet:

Besonders bemerkenswert finde ich das Gespür meiner Landsleute – und das habe ich natürlich auch – für das Absurde. Regeln hin oder her, sobald sie aber ins Absurde gehen – in Deutschland gibt es da aktuell unzählige –, lachen wir darüber und ziehen eine innere Bremse, was deren Einhaltung angeht. Und das weiß auch die russische Regierung. Deshalb geht sie nur bis zu einer gewissen Grenze, was staatliche Regulierung persönlicher Freiheiten angeht – aktuell betrifft es besonders die coronabedingten Einschränkungen. Und sie weiß ganz genau: Ab einer gewissen Grenze fangen Russen wieder an, ihre Überlebenskünste zum Erhalt persönlicher Freiheiten anzuwenden, selbst wenn dies Illegalität bedeutet.

Und so leben das Volk und die Regierung in einer stillschweigenden Übereinkunft, daß beide Seiten eine gewisse Grenze im Miteinander nicht überschreiten dürfen. Sicher ist es keine gute Lösung auf Dauer, sie sorgt aber für den Erhalt des gesunden Menschenverstands, welcher in Russland für ein entspanntes und nicht von Ängsten getriebenes Leben sorgt und im heutigen Deutschland eher als Störfaktor empfunden wird.

In Deutschland fehlt das Gespür für das Absurde sehr. In der Kóronazeit bin ich öfter durch Regensburg gefahren, weil auf der Autobahn eine lästige Baustelle war. Es war wie in einem Endzeitfilm. Die Leut standen mit Masken an Bushaltestellen. Das erinnerte mich an Gemälde aus dem 16. Jahrhundert von Hieronymus Bosch.

Auch in Afrika gab es fortschrittliche Länder, die nicht so einen Bohei um Kórona gemacht haben. Ich möchte mal daran erinnern, daß die „Maßnahmen“ von Dr. Merkel wirklich üble Schattenseiten hatten. Es war in der Endphase der Viren, als ich getestet worden war. Gerade da bekam ich einen Anruf, daß meine Mutter im Sterben lag. Es war keine Überraschung, mit 97 Jahren kann das jeden Tag passieren. Ich durfte aber nicht hin. Also ich muß fairerweise zugeben, daß ich etwas Husten hatte. Aber das wars auch. Mit einer Ibu und einer Flasche Hustensaft hatte ich das nach einer Woche weg. Kein Fieber, keine Schwäche, vier Hundespaziergänge am Tag. Ich habe viele Erkältungen gehabt, die viel ekliger waren. 1969 hatte ich die Hongkong-Grippe, was wirklich ein Ding war. In der Schule war noch die Heizung ausgefallen, so daß mir permanent die Nase tropfte. Aber damals wurde das vom ansonsten faschistoiden Staat nicht aufgebauscht.

Selbst Ulbricht und Putin sind deutlich liberaler gewesen – jedenfalls in dieser Hinsicht – als die umstrittene Dr. M. und ihre perfiden Regenmacher.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Die Furcht steckt an wie der Schnupfen und macht aus dem Singularis allemal den Pluralis.“ (Katharina Elisabeth Goethe, Mutter von Goethe 1731 – 1808).

Beitragsbild von Klinkigt „Der Schrei“