Die finanzielle Repression kommt
Der Ökonom Daniel Stelter hat in der WELT angesichts des verblüffenden Treibens von Pinocchio Merz eine düstere Prognose gestellt: „Was bleibt? Vermögensabgaben, Lastenausgleich und Ähnliches. Das wird kommen. Die Besteuerung von Vermögen wird weiter steigen. Und dann kommen deine Ferraris ins Spiel. Denn die Frage ist, ob sich solche Sachwerte dem entziehen können. Einen Goldbarren kannst du immer verkaufen. Und der letzte Hebel für überschuldete Staaten ist finanzielle Repression. Die Zinsen werden künstlich unter das Wirtschaftswachstum gedrückt, damit sich die Schulden über die Zeit entwerten.“
Es ist schon interessant, wie die Union, die überwiegend von sehr naiven, sparsamen und fleißigen Leuten gewählt wird, mit deren Geld umgeht. Es hat keinen Zweck darüber zu jammern, es handelt sich um einen Funktionärsverein, dem die übernächste Legislaturperiode egal ist, wenn sie die kommenden vier Jahre über die Runden kommt.
Was dürfen wir daraus lernen: Ein Blick ins Italien oder Frankreich der 60 bis 90er Jahre ist Gold wert. Auf die Dauerinflation hatten sich die dortigen Einwohnerchen eingerichtet.
Man hielt nicht viel von Geld, sondern von Sachwerten. Am liebsten wurde Geld gleich verbaut. Am besten nicht durch Unternehmungen, sondern im Leistungstausch. Ich mach dir deine Elektrik, du legst mir meine Fußböden usw. Das ist der Grund warum ich immer für praktische Berufe werbe. Die Weißkittel (so nannte mein kommunistischer Ex-Chef Dieter Merkel die verhaßten Theoretiker) haben im Sozialismus keine Zukunft.
Merkel hatte ein umfassendes System des Leistungstausches in seinem genossenschaftlichen Baubetrieb aufgebaut. Mit dem Holzhandel, der Forstverwaltung, der Bauaufsicht, der Kreisverwaltung und anderen Behörden liefen größere Geschäfte bzw. Korruption um an das notwendige Material zu kommen und den Partnern als Gefälligkeit etwas schönes zu bauen. Eine Hand wusch die andere. Die Aluchips der Notenbank spielten keine Rolle mehr, was zählte waren einzig Flüsse von Realgütern. Was mir Sorgen macht: Die Wessis und die jüngere Generation sind mit dem notwendigen Fachwissen nicht gerade gesegnet.
Wenn man in Italien beim Bäcker nur ein paar Semmeln kauft, geht das über das Pult, kauft man auch noch eine Tüte Mehl muß man zur Kasse. Wenn der elektrische Euro eingeführt werden sollte, wird man wichtige Sachen vermutlich mit Zloty zahlen. Früher bekam man für eine Mark einen Eimer Zloty, demnächst bekommt man für einen Zloty rare Dinge oder es gibt vielleicht noch den Dollar.
Man wird wenig Sachen haben wollen, von denen der Staat was weiß und viele, die ihm unbekannt sind. Ich bin auf Sizilien mal drei Wochen Bauleiter gewesen, da lernt man von der Pike auf (wenn man es nicht bereits kann), wie alles trotz den Römern funktioniert. La mia casa è la mia fortezza e non sono affari dello Stato. Das ist so die Einstellung der sonnigen Gemüter im warmen Süden.
Was ich immer wieder betone: Man muß aus Geld und LVs raus, jetzt fix mit Alarmtempo. Wenn die Massen anfangen zu schieben, ist es zu spät. Die ersten Lebensversicherer und Versorgungswerke sind bereits kollabiert.
Statt eine Lebensversicherung zu kündigen, kann sie verkauft werden. Dardurch erhält der Versicherungsnehmer einen höheren Erlös und der Versicherungsschutz bleibt erhalten. Der Zweitmarkt für Lebensversicherungen ist eine interessante Option. Einigen scheint es vielleicht suspekt, daß Firmen Interesse an einer bestehenden Lebens- oder Rentenversicherung haben und bereit sind, sogar mehr Geld dafür zu bezahlen, als die Versicherungsgesellschaft. Man sollte allerdings Aufkäufer wählen, die im entsprechenden Berufsverband organisiert sind.
Für LVs gilt angesichts der jüngsten Entwicklung: Lieber ein Ende mit etwas Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
Deutschland hat in 102 Jahren bisher drei Staatsbankrotte geschaffft. Das sind mehr als in vielen südamerikanischen Bananrepubliken. Wahrscheinlich gibt es mal was neues: Finanzielle Repression.
„Ich mach dir deine Elektrik“ geht schon nicht mehr, denn zum Smartmeter-Einbau bedarf es des zertifizierten Staatselektrikers (Ausnahme waren jetzt nur mal kurz die sog. Balkonkraftwerke). Ältere Kaminöfen werden wegen des Feuerstättenbescheids nach Heizgesetz akribisch nach Hersteller und Fabriknummer abgeleuchtet.
Restdeutschland ist für solche Geschäfte – schon aufgrund der vielen Denunzianten hinter den Gardinen – nicht geeignet.
NB: Interessant wird es in den bekannten „Fluchtländern“, wenn überstopfte Deutsche nicht eimer-, sondern LKW-weise ihre Euronen gegen Sachwerte tauschen wollen. Das destabilisiert deren Ökonomie. Da wird man wohl keine germanischen Flüchtilanten mehr reinlassen. Quasi der inverse „Dexit“. Und dann der Zerfall – schlage doch, gewünschte Stunde/brich doch an, gewünschter Tag!
„… einen Funktionärsverein, dem die übernächste Legislaturperiode egal ist …“ Das ist auch deswegen so, weil sie sicher sein können, wieder von einem Großteil der Wähler gewählt zu werden. Sieht vielleicht im Osten Deutschlands mittlerweile etwas anders aus.