Wieder eine Brücke gesperrt

„Berlin, Berlin, du bist die Stadt, die niemals untergeht, bist das Herz, um das die Welt sich dreht.“ So heißt es euphemistisch in einem berlinzentrischen Lied. der verwunderte außenstehende Beobachter hat eher den Eindruck, daß es sich um den nicht abgewischten Arsch des Globus handelt.

Nun mußte wieder eine verkehrsbedeutsame Brücke Knall auf Fall gesperrt werden. Ein Video zeigt einige Schäden, wie eine durchnäßte Untersicht, Stalaktiten hängen wie in den Feengrotten am Überbau (Minute 1 im Video).

Ich bin lange Zeit Brückenprüfer gewesen. Es gibt eine Gesetzmäßigkeit: Wenn auf der Fahrbahn Pfützen stehen, sich Schlammansammlungen gebildet haben und Belagsschäden zu erkennen sind, ist es in der Untersicht feucht und umgekehrt. Bei der Prüfung der Untersicht sieht man genau, wo oben was nicht in Ordnung ist. Nun enstehen Feuchteschäden auch nicht über Nacht, sondern in Jahrzehnten.

Eigentlich müßte man alle Berliner Bürgermeister nach Willy Brandt verhaften, weil sie die Sauberkeit und Instandhaltung vernachlässigt haben. Man kann eine Großstadt prinzipiell effizient verwalten, was Warschau und Budapest, größtenteils auch Prag beweisen. Wenn man jedoch denkt, daß Berlin von alleine Berlin bleibt, der irrt. SPD und CDU, da ist der eine den Fünfer und der andere den Sechser wert.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden zahlreiche Dörfer eingemeindet, mit dem Argument, daß übergreifende Infrastrukturen bei einer zentralen Führung besser planbar wären. Das mag hier und da gelten, jedoch nicht in Berlin. Zum Beispiel endete die zentralistische Verwaltung durch den Führer und die Kremlsatrapen im relativen Desaster. Und auch die Verwaltung durch diejenigen, die sich nune gerade als die „Demokraten“ feiern, hat keine gute Bilanz vorzuweisen.

Ich habe am Ende der 90er mal die Vorplanung für die Ertüchtigung einer Berliner Bundesstraße abgeliefert. Was dabei auffiel: Die Aufgabenteilung zwischen der Stadt und den Stadtbezirken ist sehr schwammig geregelt. Die Körperschaften sind sich nicht wirklich einig und arbeiten mehr gegen- als miteinander. Es gehörte viel Gefühl dazu, sich durch die widerstreitenden Interessen durchzuschlängeln. zumal ja nicht nur verschiedene Gebietskörperschaften, sondern auch ein Vielzahl von Ämtern eifersüchtig über ihre Prärogative wachen. Geholfen hat am Ende, daß in Berlin niemand etwas bis zu Ende durchzieht. Irgendwann verbeißen sich die Beamten in was anderes. Es ist ein großer Hammelhaufen. Eine Bekannte, die bis vor kurzem in einem Berliner Stadtplanungsamt gearbeitet hatte, bestätigt das.

Wenn ich Bürgermeister wäre (ich habe als Quali 16jährige Erfahrung in der Bürgermeisterei und einen Kettensägenschein), würde ich erst mal die Hälfte der Beamten entlassen und dafür Polizisten, Straßenkehrer, Gärtner und Müllmänner einstellen. Erfahrene Hausmeister würden die verbleibenden Ämter leiten.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst:

Rechts herum, links herum, immer mang das Publikum. Kreuz und quer, hin und her, das gefällt mir sehr, ja sehr. (aus einem Berliner Lied)