The Times They Are A Changin´ – aber nur ein kleines bißchen

In meiner Jugend wurde unablässig demonstriert. Ich erinnere mich an zahllose Fackelzüge zum Republiksgeburtstag, Maidemonstrationen an der Ehrentribüne vorbei, Rumstehen auf dem zugigen Ettersberg. Zusammengenommen etwa 100 Kampftage in 30 Jahren. Dazu kamen geschätzt 450 Fahnenappelle. Etwa 35 pro Jahr mal 12 Jahre allein für die Schule. Weil das als zu wenig erachtet wurde, Appelle im Ferienlager und im GST-Lager. Dagegen ist Gretchens Rumgehüpfe Pillepalle. Wenn die heutige Jugend das 500mal machen müßte, würde der Kampf um die Kohle schnell im gewöhnlichen Egoismus zusammenbrechen.

Förderkohle ist so ein schillerndes Wort. Einerseits geförderte Kohle, andererseits das Geld, mit dem der Kampf gegen die Kohle geschmiert und am Laufen gehalten wird.

Früher gab es maximal einen Plastikbeutel mit einem Leberwurstbrot, einem Blutwurstbrot und einer Knackwurst als Wegzehrung. Für Veganer war kein Platz vorgesehen im Sozialismus. Fast. Einmal war nämlich eine Banane vom kapitalistischen Klassenfeind mit im Beutel. Die Bratwurst nach der Demo mußte man schon selbst bezahlen. Für die Gewährleistung der Teilnahme standen damals schwerbewaffnete Ausländer hinter dem ganzen Trubel. Auszubrechen hatte da keinen Zweck, weil der einzuhandelnde Ärger in keinem Verhältnis zum Nutzen stand. Heute sind es nur das zwangsfinanzierte Staatsfernsehen und die Lügenpresse mit straffer Gehirnwäsche. Die hält nur solange, wie Dichtung und Wahrheit nicht zu weit auseinanderklaffen.

Heute ist man finanziell über den Verpflegungsbeutel weit hinaus. Milliardenschwere Budgets bahnen den Weg der Demos. Alleine acht Milliarden für ARD- und ZDF-Gehirnwäsche. Geschätzt 18 Milliarden $ ist die Soros-Stiftung schwer. 600 Mio. € werden in Deutschland jedes Jahr für die Parteistiftungen ausgegeben. 1,5 Mrd. € gibt das Bundeskanzleramt p.a. für Landschaftspflege aus. Etwa 800 Mio.€ jährlich pumpen verschiedene Privatstiftungen in den politischen Betrieb zum Beispiel von Bosch und Bertelsmann. Dazu kommen Fördergelder des Familienministeriums in unbekannter Höhe und die Ausgaben für „politische Bildung“.

Unsere verpimpelte Stadtjugend würde ganz schön maulen, wenn der Kohleausstieg beginnen würde. Ihr dekadenter Luxus würde dem modernen Ablaßhandel zum Opfer fallen. Ein Leben ohne Plastik? Ohne Schwermetalle und seltene Erden, die in Afrika und Asien von Kindern aus dem Schlamm gewühlt werden? Ohne Kopfhörer mit Musik, ohne Funktelefon mit Bildschirm? Ohne Klamotten, die aus mehr als selbstgewebtem Leinen, Jute und Wolle bestehen? Mist, jetzt hab ich mich vermacht. Kratzende Wolle würde es ohne klimaschädliche Schafe auch nicht mehr geben. Und Tierfelle zum Schutz gegen die Winterkälte auch nicht. Eine Existenz, ohne täglich eine Viertelstunde unter der warmen Dusche zu stehen? Der Schulweg zu Fuß oder mit dem Fahrrad?

Kerosin-Katha kann noch nicht mal nen Monat auf ihre Flieger verzichten. Und das Mondgesicht mit Zöpfen verzehrte im ICE nach Davos keine selbstgeschmierten Hasenbrote aus dem Butterbrotpapier. Der Vater ist zwar arbeitslos, aber stinkend faul und unfähig was vorzubereiten.

Was gestern und heute nicht wegzudenken war bzw. ist: Die Instruktoren. Das waren und sind zuerst mal übereifrige Lehrer (etwa jeder Dritte, das ist in Gesinnungsstaaten eine anthropologische Konstante). Früher gab es in jeder Schule eine PionierleiterIn, die Vorgängermodelle waren BDM-FührerInnen und Pimpfenführer. Bei besonderen Ereignissen schickte die Kreisleitung einen sogenannten Instrukteur mit Flüstertüte, der die Parolen, die gerufen werden sollten einpeitschte. Zum Beispiel: „Freundschaft zur Sowjetunion ist Ruhm und Ehre der Nation.“ Oder: „Wir fordern von dem Willy Brandt, die DDR wird anerkannt.“

So einen Instrukteur glaube ich in folgenden Video auch gesehen zu haben.

Der Typ sieht fast genauso aus, wie der Kerl, den wir 1971 bei der Kampagne gegen den Sozialdemokratismus in der Schule hatten. The Times they are a changin´. Aber nur ein kleines bißchen.

Früher gab es übrigens „Hüpfen für den Führer“. Die bei Adolf ausgebildeten Kader waren in den 50ern und 60ern meist Musik- oder SportlehrerInnen.