Warum der Mittelstand den Bach runtergeht

In den Qualitätszeitungen steht es und das Staatsfernsehen posaunt es hinaus, daß der Mittelstand gegenüber Ober- und Unterschicht immer kleiner wird. Das ist ums Problem drumrumgeschewafelt. Der Mittelstand wird in absoluten Zahlen (derzeit Euro) nämlich immer ärmer.

Das Durchschnittbruttoeinkommen betrug 1995 € 24.031 und 2012 € 28.952, was einer Steigerung von 20,5 % entspricht. Davon gingen 1995 in der Lohnsteuerklasse IV mit 2 Kindern € 315 ab. 2012 waren es mit dem höheren Einkommen € 1678. Weiterhin gingen 1995 € 5046 Sozialabgaben ab, 2012 mit dem gestiegenen Einkommen waren es € 6080.

Verbleiben netto 1995 € 18670 und 2012 € 21194. Das sind netto nur noch 13,5 % mehr.

Nun wurde aber auch die Umsatzsteuer von 14 auf 19 % erhöht. Wenn man annimmt, daß durch den Umstand, daß man das Geld ausgeben muß, auf die Hälfte des Nettoeinkommens Umsatzsteuer zu entrichten ist, so hat sich die Umsatzsteuer folgendermaßen erhöht:

50 % von 18.670 x 0,14 = € 1.307

50 % von 21.194 x 0,19 = € 2.013, das sind € 706 mehr Umsatzsteuer.

Es verbleiben 1995 € 17.363 und 2012 € 19.181. Differenz: € 1.818, Steigerung noch 10,4 %

Nun kommen die Benzinsteuer, die Müllgebühren, die Versicherungssteuer und die Stromabgaben: Der Benzinpreis ist durch Ökosteuern von 87 ct auf € 1,55 gestiegen. Die Müllgebühren sind wegen der Müllverbrennung von 193 auf 285 Euro gestiegen. Der 4-Personenhaushalt zahlt bei Strom für EEG-Umlage, KWK-Umlage und Ökosteuer € 327. Die Versicherungssteuer ist von 14 % auf 19 % erhöht worden. Ich rechne mal mit Versicherungen von 300 Euro pro Jahr, die besteuert werden. Als Basis für die Benzinsteuern wurde ein Verbrauch von 400 l pro Jahr angenommen.

Benzin Müll Versicherungssteuer Stromabgaben
1995 348,00 193,00 42,00 0,00
2012 620,00 285,00 57,00 327,00
Differenz 272,00 92,00 15,00 327,00

Die Summe der Mehrbelastung macht 707 Euro aus, die wir von der verbliebenen Differenz € 1.818 abziehen müssen. Es verbleibt dann ein Nettolohnzuwachs von € 1.111 für immerhin 17 Jahre.

Sollte der Lohnempfänger Raucher sein, so muß noch einmal ein Abzug für die erhöhte Tabaksteuer gemacht werden. Wir gehen mal von einer Packung pro Tag aus, vor Schröder betrug die Tabaksteuer 13 ct für das Stäbchen, danach 15 ct.:

1995: € 0,13 x 19 x 365 = € 901

2012: € 0.15 x 19 x 365 = € 1.040

Für den Raucher bleiben nur € 972 Nettolohnzuwachs = 4 % in 17 Jahren.

Nach den Angaben des Statistischen Bundesamts sind die Verbraucherpreise von 1995 bis 2012 um 18 % gestiegen. Zieht man nun den Nettolohnzuwachs von 4 % von der Teuerung 18 % ab, so ist das verfügbare Einkommen von 1995 bis 2012 kaufkraftbereinigt um 14 % gesunken. Das entspricht auch dem Erfahrungshorizont der Betroffenen.

Ergebnis:

  • Die Bruttolohnsteigerung war gering, weil seit Dr. Kohl alle Bundesregierungen grünen Firlefanz in der Wirtschaftspolitik gemacht haben.
  • Das bißchen Bruttolohnsteigerung wurde durch Steuererhöhungen, insbesondere Ökoabgaben, fast vollständig aufgefressen, so daß netto Stillstand herrschte.
  • Durch die Teuerung (Stichwort Euro) ist das Nettoeinkommen deutlich gesunken.

Wenn jemand das Gegenteil herrechnen kann, dann soll er sich bitte melden.