Wie die Regierung den Binnenmarkt ruiniert

In grauer Vorzeit, als Adam und Eva frisch aus dem Paradies vertrieben worden waren, gab es noch keine Steuern, keinen Maschinenpark, keinen Gewinn und keine Bürokratie. Die beiden ersten Menschen sollten sich ihr Brot im Schweiße ihres Angesichts verdienen. Adam und Eva tauschten als Eheleute ihre Arbeitszeit 1:1 gegeneinander aus, denn es gab noch keine anderen Leute und keinen Staat.

Zur Zeit Karls des Großen nahm die Heilige Kirche den Zehnten und der Produzent hatte ein überschaubares Handwerkszeug und einen Beamten pro 1000 km2, wofür wir 20 % Gemeinkosten annehmen. Der Verkäufer verkaufte nun mit einem angenommenen Gewinn von 5 % zum 1,00 + 0,05 Gewinn + 0,10 Steuern + 0,20 Werkzeug = 1,35fachen der Lohnkosten. Da der Käufer (damals oft Knecht genannt) unter Abzug des Gewinns und der Gemeinkosten entlohnt wurde brauchte er etwa 1,5 Stunden, um eine fremde Arbeitsstunde zu bezahlen.

Aus dem Knecht war 1960 ein Arbeitnehmer geworden, aus dem Zehnten Steuern und Sozialabgaben. Sie betrugen 1960 25 % des Lohns. Den Gemeinkostenanteil schätzen wir grob auf 50 % und den Gewinn auf 5 %. Der Arbeitnehmer brauchte 1 + 2 x (0,50 + 0,05 + 0,25) = 2,6 Stunden, um eine fremde Arbeitsstunde zu kaufen.

Bis 2010 hat sich durch bürokratische Strafarbeiten und einen größeren Maschinenpark der Gemeinkostenfaktor auf 1 erhöht. Gleichzeitig erhöhte sich der Steuer- und Sozialabgabenteil auf 50 %. Die Umsatzsteuer beträgt 19 %. Die Rechnung stellt sich so: Der Arbeitnehmer braucht 1 + 2 x (1,00 + 0,05 + 0,50) + 0,19 = 4,3 Stunden, um eine fremde Arbeitsstunde zu kaufen. Das entspricht auch der gefühlten Relation.

Die Auswirkungen der gestörten Tauschrelation sind mannigfaltig: Das Kleinhandwerk, welches für private nichtgewerbliche Auftragnehmer arbeitet, fristet ein kärgliches Dasein und vermeidet Steuern und Sozialabgaben durch Cash-Geschäfte. Der legale Dienstleistungsmarkt führt ein Schattendasein. Der Binnenkonsum wird mit einer Relation, bei der man 4 bis 5 Arbeitsstunden braucht, um eine fremde Stunde zu kaufen, nicht mehr anspringen. Das ist Illusion. Gegenseitige Nachbarschaftshilfe, handwerkliches Basteln mit Baumarktprodukten und Cash-Geschäfte ohne Sozialabgaben, Steuern und Umsatzsteuern sind seit langem auf dem Vormarsch.

Der Binnenmarkt befindet sich in einer Krise. Jeder Bürger, auch derjenige welcher Sozialleistungen nicht in Anspruch nimmt, will Sozialleistungen als Absicherung schon gerne haben. Nur bezahlen will er sie über Dienstleistungs- und Handwerkspreise nicht. Jedenfalls nicht in der Höhe, wie der Staat sie vorgibt.

Ausweglose Situationen gibt es nicht. Wenn zwei Hartzer miteinander Arbeitsleistungen tauschen, haben wir postparadiesische Zustände wie bei Adam und Eva. Es werden keine Steuern und Abgaben entrichtet, es wird 1:1 getauscht. Wenn ein Arbeitnehmer, dessen Einkünfte mit Steuern und Sozialabgaben belastet worden sind, eine Leistung gegen Cash einkauft, spart er 50 % Steuern und Sozialabgaben (ca. 10 % Einkommenssteuer und 21 % Sozialabgaben des Leistungserbringers sowie 19 % Umsatzsteuer) auf das Entgelt. Wenn der Käufer selbständig ist, und Leistungen mit anderen Selbständigen tauscht, spart er die kompletten Abgaben.

Die Alten haben Lohnarbeit und Steuerzahlerei gelernt. Sie trotten bis zur Rente im System. Bei den Jungen gibt es seit geraumer Zeit ein neues Denken. Mittlerweile machen sich halbe Jahrgänge von Schülern und Studenten Gedanken, wie sie dem System der exorbitanten Abgaben entrinnen und die Rückzahlung der Schulden der Großeltern und Eltern vermeiden, obwohl diese Rückzahlung noch gar nicht begonnen hat. Viele fangen gar nicht mehr mit herkömmlichen angestellten Broterwerben an, sondern beginnen ihre Berufskarriere mit Kleinhandel, Kleingewerbe, Kleinvermietung, Kleinkunst, Kleinlandwirtschaft, kleinem Fördermittelschwindel, freier Mitarbeit und Scheinstudententum.

Die richtige Lösung ist das nicht, weil das Ländchen auf Dauer technologisch verödet und intellektuell verblödet. Die richtige Lösung sind weniger Abgaben, damit der Bürger sich seine Dienstleister wieder leisten kann.