Konrad Kustos: Hollywoods absurder Sklaven-Oskar

„12 years a slave“ bekam den Oscar als bester Film. Er ist eine eine unglaubliche und unnötige Zurschaustellung von Brutalität. Ein Film über Lohnsklaven wäre realer.

Den Golden Globe hatte er schon, nun bekam er auch den Oscar: „12 years a slave“. Der Film verfügt über große Bilder, große Schauspielleistung, große Tragik und erst recht einen großen Anspruch – und umso größer ist sein Scheitern. In den Medien und der anderweitigen Öffentlichkeit wird das allerdings nicht wahrgenommen. Hier adelt ihn seine eindeutige moralische Position und seine Aufarbeitung eines schrecklichen Kapitels der amerikanischen Geschichte. Doch reicht das aus?

Die erzählte Geschichte verlässt sich in dreistem Maße auf das gezeigte menschliche Elend und eine unglaubliche und unnötige Zurschaustellung von Brutalität, mit der davon abgelenkt wird, dass die Geschehnisse und die handelnden Personen undifferenziert geschildert werden und damit unglaubwürdig und blass bleiben. So  könnte man kalauern, es handele sich um eine echte Schwarz-Weiß-Story. Das aber wiederum ist Absicht und der Grund, warum dieser Film in der Herstellung wirklich ärgerlich ist und in der Rezeption ein verallgemeinerbares Schlaglicht auf das Kulturverständnis des Niedergangs wirft.

Agitprop und emotionaler Vergewaltigung

Die Südstaatentragödie von einem Schwarzen, der eigentlich als freier Mann im Norden der USA lebt, dann aber entführt und zwölf Jahre im Süden als Sklave gehalten wird, ist düsteres Gefühlskino ohne Inspiration, ohne Perspektive und ohne Ausweg. Gut, Regisseur Steve McQueen, vom britischen Imperial War Museum einst zum „offiziellen Kriegskünstler für den Irakkrieg“ ernannt, hat die schlimmen Klischees vom bösen Weißen und guten Schwarzen weitgehend gemieden. Aber in all den voraussehbaren Geschehnissen lässt er weder Platz für ein tieferes Verständnis der Emotionen und Wahrnehmungen der Betroffenen noch für tiefere Emotionen des Zuschauers, die über Entsetzen hinausgingen.

Nicht ein einziges Mal wird die gewollte Beklemmung durch ein schönes Erlebnis glaubwürdiger gemacht, das es für jeden Menschen auch in dessen schwärzester Stunde und unter den schlimmsten Umständen gibt. Und wäre es nur der vielzitierte Sonnenuntergang oder die Freude über ein Lächeln eines Leidensgenossen. So suhlt sich der Film in künstlicher Schlechtigkeit und bleibt eine fatale Mischung aus Agitprop und emotionaler Vergewaltigung.

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