Der Bausatz des Dritten Reiches

Die 68er haben ihren ideologischen Herrschaftsanspruch aus dem Antifaschismus hergeleitet, so wie barocke Fürsten ihre Macht mit Gottes Willen begründet haben. Mittlerweile ist aus dem Antifaschismus eine Herrschaftsideologie geworden, die man überhaupt nicht mehr ungestraft hinterfragen darf. Aber gerade wenn das quasi verboten ist, muß man es tun.

Man muß den intoleranten und einfältigen Propagandisten der Toleranz und der Vielfalt die falschen Bärte abreißen und unter ihre Maskierungen sehen. Denn unter den Talaren sitzt dieses Mal der Muff von 50 Jahren.

Viele Haltungen des heutigen Antifaschismus sind vor 1933 Bausteine für Hitlers Machtergreifung gewesen. Antiamerikanismus, Verzunftung, Bürokratisierung und Verkammerung, Antikatholizismus, die Schaffung des Neuen Menschen, Katastrophenglauben, Furcht vor dem Produktionsstreik der Natur, Irrationalismus, Antisemitismus und Landnahmen mit Bevölkerungsaustausch gehörten zu den erklärten Leitbildern der Nationalsozialisten und befeuern heute den Eifer der Antifa.

Im eBook „Der Bausatz des Dritten Reiches“ wird der lange Marsch der Lebensreformbewegung in den Nationalsozialismus nachgezeichnet. Es waren eben nicht die üblichen Verdächtigen, die für die totale Katstrophe 1945 verantwortlich waren. Es waren nicht die Beamten und Richter des Kaiserreiches, es waren keine Marktwirtschaftler und es war auch nicht der Papst, die Hitler zur Macht verholfen haben, sondern es waren die intellektuellen Eliten, die sich in Reformhäusern, in Naturschutz- und Tierschutzverbänden, im Bauhaus und in jugendoptimistischen Bünden wie zum Beispiel dem Wandervogel oder dem Jungdeutschen Orden versammelt hatten.

Die Nationalsozialisten waren nicht, wie vielfach behauptet,  die Lakaien des Großkapitals. Es handelte sich vielmehr soziologisch um typische Reformkinder. Julius Streicher war Lehrer, Rudolf Heß Student, Dietrich Eckardt Dichter und Dramatiker, Max Ammann Feldwebel, Hermann Esser Zeitungsredakteur, Hermann Göring Fliegerhauptmann, Alfred Rosenberg Schriftsteller und Architekt, Hans Frank Dichter, Baldur v. Schirach Dichter, Albert Speer Architekt, Max Erwin v. Scheubner-Richter Student, Joseph Goebbels Redakteur und Schriftsteller, Heinrich Himmler Landkommunarde, Walter Darré Student, Walther Funk Musiker. Der Chef der Truppe war ein eingebildeter Künstler und Architekt, der zudem relativ schlecht schriftstellerte.

Diese soziologische Schicht bevölkert heute interessanterweise die Lokale der Antifa. Und die Antifa teilt  mit den Nationalsozialisten bemerkenswerterweise einen Großteil der oben genannten Überzeugungen. Lediglich die Euthanasie und der Rassismus werden derzeit noch abgelehnt. Aber man fragt sich: Wie lange noch?

„Der Bausatz des Dritten Reiches“ ist ein Krimi. Weil völlig neue Täter ermittelt werden. Unter den Mördern war natürlich der Gärtner, in unserem Fall der Ökogärtner Heinrich Himmler.  Aber auch der Pazifist Kurt Tucholsky, der Theaterexperte Bertold Brecht, der Schriftsteller Hermann Hesse  und die Grafikerin Käthe Kollwitz geraten ins Fadenkreuz der Ermittlung. Ganze Kohorten von Reformsandalen hatten alles andere als friedliche Absichten.

Kreaturen, denen man es entsprechend ihrer Nachkriegssozialisation nicht zugetraut hätte, waren alle blutrünstig: Bertold Brecht vermutete, dass Großes gegeben werden müsse, um Großes zu erlangen, deutsche Ehre und Würde seien aller Opfer wert. Alfred Döblin, in einem Artikel für die „Neue Rundschau”, verfluchte noch im Februar 1918 alle, die „das Wort Frieden” in den Mund nehmen sollten.

Käthe Kollwitz machte ihren Stolz auf den Heldentod ihres eigenen Sohnes öffentlich und Franz Marc gelüstete es, seinen französischen Malerfreund Robert Delaunay vor sein Bajonett zu bekommen. Der spätere Schnitzer von brutalistischen Engeln, Ernst Barlach und sein Secessionsfreund Max Liebermann illustrierten eifrig Kriegsflugblätter. Rilke besang gleich im August 1914 den Kriegsgott und die Leiden, die er einer wartenden Welt bescheren würde. Georg Simmel erwartete das Weichen des Mammonismus zugunsten einer neuen Gemeinschaft. Friedrich Naumann, Georg Heym, Robert Musil stimmten ein. Thomas Mann litt wie so viele unter dem manischen spätkaiserzeilichen Waschzwang: „Krieg!, Es war eine Reinigung, Befreiung, was wir empfanden, und eine ungeheure Hoffnung.“

Johannes R. Becher peitschte sich 1914 buchstäblich auf Biegen und Brechen durch ungelenkes verwildertes Wortgestrüpp: „Wir horchen auf wilde Trompetdonner Stöße und wünschten herbei einen großen Weltkrieg. Die Nerven gepeitschet, die Welt wird zu enge. Laßt schlagen uns durch Gestrüpp und Gedränge!“ Fünfunddreißig Jahre später dichtete er die Nationalhymne der DDR „Auferstanden aus Ruinen“.  An der Ruinierung Deutschlands hatte er 1914 persönlich mitgewirkt.

Eine weitere Recherche betrifft die Vorlieben von Lenin und Trotzki. Nicht nur Hitler fand die Lebensreform gut und brauchbar, die russischen Revoluzzer vertrieben sich die Zeit unter anderem auf dem Berg der Wahrheit in Ascona, dem „Monte Veritá“. Lenin baute in Schwabing unter dem Einfluß der deutschen Eliten den egalitären Marxismus in eine elitäre Kaderideologie um und erfand die „Partei neuen Typus“. Darum gleichen sich NSDAP und KPdSU aufs Haar: beide wurden im lebensreformerischen Dunstkreis erdacht. Hitler und Lenin besuchten sogar dasselbe Lokal, allerdings nacheinander. Lenin war schon weitergereist, als Hitler in München eintraf.

Dem Leser kann man eins versprechen: Langweilig wird die Lektüre nicht. Und den selbstgerechten Eliten, die schon wieder einen Neuen Menschen schöpfen wollen, dieses Mal nicht Männchen und nicht Weibchen, wird die Maske vom Gesicht gerissen.