Das Gespenst von Weimar – Teil 3

Vorgestern hatten wir die Medien der heutigen Berliner Republik mit der Weimarer Republik verglichen, gestern die Wirtschaftspolitik und für heute war der Vergleich der Kultur versprochen worden. Ein anspruchsvolles Unterfangen auf ganzen vier Seiten!

Wir werden uns bei der Weimarer Republik auf einige wenige Repräsentanten beschränken müssen und haben exemplarisch Kurt Tucholsky (einen Grenzgänger zwischen Publizistik und Kunst), Hermann Hesse, die Bauhausmeister und Thomas Mann ausgewählt.

Bereits im Spätkaiserreich war das fragliche Dogma geboren worden, daß die Welt Übermenschen benötige, die in einer Reinigungskatastrophe siegreich lächelnd über die Normalos hinwegschreiten. Dieser Lehre verfielen nicht nur Josef Stalin und Adolf Hitler, sondern auch die künstlerische Intelligenz. Der Streit ging nicht darum, ob es den Supermann brauche, sondern nur ob er ein deutscher Weltgermane, ein intellektueller Tausendsassa oder ein russischer Weltproletarier sein solle.

Sowohl die rechte wie die linke Intelligentsia waren hoffnungslos in Grüppchen zersplittert und ständig in internen Querelen engagiert. Jede dieser Gruppen kämpfte im totalen ideologischen Krieg um ihren eigenen Endsieg. Eine der prominenten Personen auf der Linken mit tiefer Verbohrtheit in den eigenen Nabel war Kurt Tucholsky.

Die Weltbühne-Herausgeber Tucholsky und Ossietzky benutzten ihre kulturprägende Zeitschrift als Stalinorgel des geistigen Unflats, um vor allem die Sozialdemokraten, das katholische Zentrum und den Außenminister Stresemann, also alle ohnehin schwachen und nur vergleichsweise demokratischen Kräfte zu diffamieren.

Die Sozialdemokraten wurden nicht wegen ihren politischen Fehlern gegeißelt, die sie zweifellos machten, sondern in snobistischer Manier für persönliche Unzulänglichkeiten, für ihren Mangel an Lebensart, für ihre Defizite bei höherer Bildung gegeißelt. Ebert war Sattler und Gastwirt, Severing Schlosser, Scheidemann Drucker, Noske Korbmacher und Wels Polsterer. Sie brauchten Redakteure für die Parteizeitungen, ansonsten hielten sie die Intellektuellen auf Armlänge von sich fern. Die Intellektuellen wiederum hielten die Sozialdemokraten für kleinliche Bürokraten, die sich weder um die Revolution, noch um kulturelle Werte kümmerten. In Hemdsärmeln Bier trinken, am Kartentisch sitzen oder Kegeln, Vereinsmeier und Philister seien sie. Nach der Reichstagswahl von 1930, bei der die NSDAP zweitstärkste Kraft geworden war, attackierte die „Weltbühne“ die Sozialdemokraten, weil sie ihren Wahlkampf nicht gegen die Katholiken geführt hatten, sondern gegen die NSDAP. Ab 1932 übernahm die Weltbühne die stalinistische These, dass in Deutschland unter der Herrschaft der Katholiken der Faschismus herrschen würde. Der letzte Herausgeber Ossietzky akzeptierte keinen Unterschied mehr zwischen der bürgerlichen Demokratie und der NS-Herrschaft.

Tucholsky brachte 1931 das Buch „Deutschland, Deutschland über alles“ heraus. Dieses Machwerk zielte auf die Sprengung des äußerst zerbrechlichen Bündnisses zwischen Hindenburg, dem Zentrum und der Sozialdemokratie gegen die radikal reformistischen Kräfte NSDAP und KPD. Es war in seinen starken Übertreibungen und schiefen Wertungen Wasser auf die Mühlen aller extremen Kräfte. Bereits der Einband zeigt das Problem: der eingebildete Feind war alt, hatte einen Stehkragen und trug einen Zylinder. Der wirkliche Feind war jung, trug Uniform und Schirmmütze.

In einem Aufwasch wurden alle tradierten Institutionen angegriffen, die Ikonen der Jugendbewegung wurden dagegen heilig gehalten. Der Historiker Walter Laqueur resümierte dazu:

„Wenn Tucholsky andeuten wollte, dass die deutsche Armee und Polizei besser aussehende Offiziere benötigen würde, so verschafften ihm das die Nazis ein paar Jahre später in den Figuren von Heydrich und anderen jungen Männern mit auffallender Erscheinung.“

Laqueur hielt mit dieser Bemerkung den Finger auf die blutende Wunde der Weimarer Künstler und Intellektuellen: Sie konnten sich entsprechend ihrer Sozialisierung in der Jugendbewegung der Kaiserzeit definitiv nicht vorstellen, dass eine junge Bewegung böse und tradierte Instuitutionen gut und nützlich sein könnten. Jung war nun einmal per Definition gut und alt war böse. Die NSDAP selbst wählte eine Außendarstellung als junge Kraft: Sie profilierte sich einerseits in Konkurrenz zum ebenfalls jungen Linkselitarismus der KPD, andererseits grenzte sie sich jedoch von der „alten Reaktion“ ab.

So wie jung per definition fortschrittlich war und alt reaktionär, so war gesund per Dekret gut und krank war böse. Konsequenterweise tadelte Tucholsky Joseph Goebbels nicht wegen seiner Tribunenraserei, sondern wegen Klumpfuß und Psychose. Wegen diesem Jugend- und Gesundheitswahn wurden der junge Faschismus und der gesunde Stalinismus bewundert und gepriesen. Tucholsky schrieb 1926 in der Weltbühne:

„Da sind zwei Kräfte in Europa, die ausgeführt haben, was sie wollten: Die Faschisten und die Russen. Der entscheidende Faktor ihrer Siege war die mutige Unversöhnlichkeit.“

Triumph des Willens, Sieg der Aktion, das waren die Parolen der Expressionisten der unmittelbaren Vorkriegszeit. Die wurden die ganze Weimarer Republik vorgebetet. Alle Wünsche von Tucholsky gingen 1933 für 12 Jahre in Erfüllung: Sozialdemokraten und Katholiken wurden von der Macht verdrängt, Stresemann ärgerte sich zu Tode, und jüngere Leute kamen ans Ruder. Nur mit der Gesundheit dieser Jungen haperte es: Hitler war Abstinenzler aus Todesangst, Göring rauschgiftsüchtig und übergewichtig, Goebbels hatte einen Klumpfuß.

Nun gibt es noch die herrschende Meinung, dass alle Unzulänglichkeiten Tucholskys durch seinen Pazifismus aufgewogen würden. Dieser Pazifismus entstand bei Tucholsky vergleichsweise spät. Er gehörte zum letzten Aufgebot der Kriegsliteraten. Noch im August 1918 anläßlich des Aufrufs zur 9. Kriegsanleihe nahm Tucholsky in der Kategorie „Literarische Beiträge“ am Heldenverschönerungswettbewerb der „Frankfurter Zeitung“ teil.

Ein Bewohner des abgeschotteten Tempels der reinen Kunst war Hermann Hesse. Er legte 1919 frustriert von der militärischen Niederlage des deutschen Idealismus seinem literarischen Sprachrohr, dem Maler Klingsor, folgende Worte in den Mund:

„.. ich spreche von Europa, von unserem alten Europa, das zweitausend Jahre lang das Gehirn der Welt zu sein glaubte. Dies geht unter. (…) Aber wir gehen gerne unter, du, wir sterben gerne, aber wir wehren uns nicht. (…) Hoffentlich wird auch das Ende dann ein plötzliches sein und diese betrunkene Welt untergehen, statt wieder in ein bürgerliches Tempo zu verfallen.“

Hesse forderte wie viele Gleichgesinnte nach dem verlorenen Weltkrieg eine Erneuerung Deutschlands im Geiste Zarathustras, also keine demokratische Wende mit ihrer Entscheidungsfindung im Wettbewerb der Meinungen, sondern eine Reinigung unter elitärer übermenschlicher Hegemonie und Kontrolle.

1930 am Vorabend der nationalsozialistischen Machtübernahme erschien Hesses rätselhafte von jeglicher europäischen Moral bereinigte Geschichte „Edmund“. Bereits die Einleitung ließ schlimmes befürchten, da sich Hesse so wie seinerzeit der Geheimrat Goethe hinter einem anonymen „man“ verbarg, wenn er Gemeinheiten lancierte:

„Man hatte genug und übergenug von den analytischen Methoden, von der Technik als Selbstzweck, von den rationalistischen Erklärungskünsten, von der dünnen Vernünftigkeit jenes Weltbildes, das einige Jahrzehnte vorher die Höhe europäischer Bildung bezeichnet hatte und unter dessen Vätern einst die Namen Darwin, Marx und Haeckel hervorragten. In fortgeschrittenen Kreisen wie denen, welchen Edmund angehörte, herrschte sogar eine gewisse allgemeine Geistesmüdigkeit, eine skeptische, von Eitelkeit übrigens nicht freie Lust an illusionsloser Selbstkritik, an einer kultivierten Selbstverachtung der Intelligenz und ihrer herrschenden Methoden.“

Hesse schrieb selten eine Erzählung, ohne etwas Angesagtes aus Wissenschaft oder Kultur zu verarbeiten. Wie eine Wurstfabrik aus Schweinen Wurst herstellt, so machte Hesse aus Ideologie Geschichten. Seine Kindheitserinnerungen replizierten auf Ellen Keys Kinderpsychologie, sein Klingsor seufzte die Seufzer der Expressionisten, in der Erzählung „Tragisch“ (1922) erfolgte die Auseinandersetzung mit Nietzsches Sprachgewalt; warum sollte „Edmund“ nicht auf Freuds „Das Unbehagen in der Kultur“ einen literarischen Refrain zusammenreimen? Die Erzählungsfigur Edmund studierte altindische Tantren bei Professor Zerkel. Während sich Zerkel am rationalistischen Sammeln, Vergleichen, Erklären, Einordnen erfreute, versenkte sich sein Student voll Sehnsucht nach indischer Religiösität in den Geist. Hesse ließ seinen Edmund, eine Inkarnation der Irrationalität, eine tantrische Übung vollführen:

„Er schlug die während der Übung gesenkten Lider wieder auf; er erhob sich von der Bank, trat einen Schritt vor, streckte die Hände aus, legte sie beide um den Hals des Professors und drückte ihn so lange zusammen, bis er fühlte, dass es genug sei.“

Hesse ließ den rationalistischen Professor Zerkel ohne ein Wort des Bedauerns erdrosseln. Eine Aufforderung an die Nationalsozialisten es gleich zu tun.

Im ach so progressiven Bauhaus herrschte dank den dort zelebrierten Werten von Friedrich Nietzsche reformistische Frauenfeindlichkeit. Gropius verortete in seiner allgemeinen ahistorischen Formen- und Raumlehre das Dreieck, die Farbe rot und den Geist bei der Männlichkeit, das Quadrat, die Farbe blau und die Materie bei den Weibern. „Klee definierte das Genie selbstverständlich als männlich, als er es 1928 in der Zeitschrift „bauhaus“ mit „zeugung“ verglich. Er stand damit in einer Denktradition für die, ausgehend von Nietzsche, Schöpfertum und Männlichkeit weitgehend identisch waren.“ In Weimar und Dessau waren Männer Kulturwesen und Frauen Naturwesen. Folglich verfrachtete der Meisterrat die Frauen in die Webereiwerkstatt, die als „Frauenabteilung“ geführt wurde. Aus dieser Rollenverteilung kam man als Frau nur – typisch für sozialistische Systeme – mit Protektion heraus. Im Bereich Bau und Ausbau gab es unter den Absolventen folglich nur vier Schneewittchens unter hunderten Zwergen.

Das Missing Link zwischen dem handwerkelnden kunstgewerblichen ornamentalen Jugendstil und der sich der Industrieform annähernden Neuen Sachlichkeit war das von der Industrieform träumende, handwerkelnde Weimarer Bauhaus. Es schuf banale geometrische Industrieformen mit handwerklichen Mitteln. Es ging umgekehrt zu, als wie bei des Kaisers neuen Kleidern: Die Bauhäusler zeigten dem geneigten Kunden nicht den leeren Maschinenwebstuhl, sondern sie zeigten Gewebe vom Handwebstuhl vor, und sie behaupteten, daß das Zeug auch mit einem maschinellen Webstuhl hätte gefertigt werden können.

Manchmal möchten die Linken aus dem Bauhaus einen fortschrittlichen modernen Laden und aus Gropius einen Demokraten machen. So einfach ist das nicht. Schon der Einfluß des italienischen Futurismus auf das Bauhaus bereitet Abgrenzungsschwieriegkeiten nach rechts. Der Futurismus war nun einmal zuerst die Kinderstube des Faschismus, und nach seinem Scheitern der faschistische Rückzugsraum; Mussolini kann man nicht einfach wie Hitler in die heimatkünstlerische Ecke stellen oder in einen Gegensatz zur sogenannten Moderne bringen. Auch das erste Signet des Bauhauses, welches ein Streichholzmännchen mit Hakenkreuzgürtelchen zeigte (ein Werk des Jungmeisters K.P. Röhl, der später Nationalsozialist wurde), verwirrt den Betrachter.

„Fahren Sie eine Woche nach Weimar, und sie können den Rest ihres Lebens keine Quadrate mehr sehen.“ So lautete eine zeitgenössische Anekdote über das Bauhaus. Der Nachfolger von Gropius, der Kommunist Meyer lästerte über die roten, blauen, gelben, grauen, schwarzen und weißen Würfel von Gropius nur und politisierte das Bauhaus. Kommunistische Ideen wetteiferten in Meyers Denkerstirn mit den alten völkischen Ideen des Volkslebens, der Volksseele und der Volksgemeinschaft sowie des neuen Menschen und des jungen Menschen. Auch dem darauffolgenden Chef Mies van der Rohe war jede reformistische Richtung recht: er wollte die „Frankfurter Zeitung“, die „Rote Fahne“ und den „Völkischen Beobachter“ bestellen, um allen reformistischen Richtungen gerecht zu werden. Den sozialdemokratischen „Vorwärts“ oder ein katholisches Blatt gab es im Bauhaus bezeichnenderweise nicht zu lesen. Statt dessen durfte Hans Freyer, der Propagandist der „Revolution von Rechts“ und des „totalen Staats“ im Bauhaus einen Vortrag halten. Gegen jeden demokratischen Luftzug wurden alle Ritzen des Bauhauses abgedichtet, jede totalitäre Kakerlake durfte durch dieselben Spalten hereinschlüpfen.

Während die proletarischen Käufer von Dessau-Törtens Wohnsilos mit straßenweiser einfacher Gleichheit abgespeist wurden, wurde in den Meisterhäusern am anderen Ende von Dessau avantgardistisches Geltungsbewusstsein zelebriert. Ob Törtens Billigwohnzeilen, das Meisterhaus am Horn in Weimar oder die Meisterhäuser in Dessau, alle diese Experimentalbauten waren nicht nachhaltig und hatten gewaltige Baumängel. Das Verhältnis von Kubatur zu Außenfläche war durch das Würfelstapeln nicht immer günstig, am ungünstigsten gerade bei den Meisterhäusern; der Bau litt an dünnen Wändchen, Wärmebrücken und Feuchteschäden und war somit bautechnischer Pfusch.

Thomas Mann war 1914 einer der schlimmsten Kriegshetzer. 1919 hatte er die demokratische Republik noch als Saustall bezeichnet. Bereits Ende 1922 räumte er ein, dass es zwischen Demokratie und Humanität einen Zusammenhang gebe. Da der Mensch dem Prinzip der Humanität folgen solle, habe er also nach einem demokratischen Zusammenleben zu streben. 1926 machte er eine Badereise nach Forte dei Marmi, wo er praktisch mit dem Faschismus in Berührung kam. Er verarbeitete seine Beobachtungen in der Erzählung „Mario und der Zauberer“, die 1930 erschien. 1929 hatte Thomas Mann den literarischen Olymp erklommen; er war Nobelpreisträger für Literatur geworden. Wenige Wochen nach der Reichstagswahl vom September 1930, am 17. Oktober hielt Thomas Mann anlässlich einer Lesung in der Berliner Singakademie einen Vortrag, bei dem er endgültig mit dem Elitarismus brach. Er war damit als Künstler allein auf weiter Flur:

„die Empfindung einer Zeitwende, welche das Ende der von der Französischen Revolution datierenden bürgerlichen Epoche und ihrer Ideenwelt ankündigte. Eine neue Seelenlage der Menschheit, die mit der bürgerlichen und ihren Prinzipien: Freiheit, Gerechtigkeit, Bildung, Optimismus, Fortschrittsglaube, nichts mehr zu schaffen haben sollte, wurde proklamiert und drückte sich künstlerisch im expressionistischen Seelenschrei, philosophisch als Abkehr vom Vernunftglauben, von der zugleich mechanistischen und ideologischen Weltanschauung abgelaufener Jahrzehnte aus, als ein irrationalistischer, den Lebensbegriff in den Mittelpunkt des Denkens stellender Rückschlag, der die allein lebensspendenden Kräfte des Unbewussten, Dynamischen, Dunkelschöpferischen auf den Schild hob, den Geist, unter dem man schlechthin das Intellektuelle verstand, als lebensmörderisch verpönte und gegen ihn das Seelendunkel, das Mütterlich-Chthonische, die heilig gebärerische Unterwelt, als Lebenswahrheit feierte.“

Soweit ein sehr kurzer, aber auch repräsentativer Blick in die Kultur der Weimarer Republik. Italien und Rußland waren für viele Intellektuelle die idealen Führerstaaten, in denen der Neue Mensch schalten und walten konnte. So rutschte man in den Nationalsozialismus herein, der aus gleichem Holz geschnitzt war.

Nicht, daß es heute keinen Elitarismus gäbe. Intellektuelle Rechthaberei und avantgardistischer Snobismus walten in der Kunst des 21. Jahrhunderts genauso schädlich wie vorher im blutigen 20. Jahrhundert, immer gepaart mit fragwürdigen Erziehungsmotiven. In noch höherem Maße als vor 90 Jahren ist die Kultur heute bezahlte Staatskultur.

Agitations- und Propagandastücke wie „Fair“, die mit Kunst noch weniger zu tun haben, als Brechts Lehrstücke der zwanziger Jahre, eine Musikszene, in welcher der Rezipient darauf hingewiesen wird, einige Stufen unter dem Künstler zu sitzen (Brot brechen) sind typisch für den heutigen Kulturbetrieb. Ein richtiger Theaterskandal entwickelte sich 2015 in Hamburg. Für das derb pornografische Stück „Pastor Ephraim Magnus“, in Szene gesetzt von Frank Castorf, hatten viele Zuschauer nur Pfiffe übrig. Die extreme Linkspresse (SZ, FR, SPIEGEL) begeisterte sich jedoch, weil eine Hakenkreuzbinde darin vorkam.

Beim Vergleich der Kultur kann man nahezu keinen Unterschied zwischen der Weimarer Republik und der Berliner Republik erkennen. Seit Kunst vom Staat bezahlt wird, hat die sogenannte Avantgarde freie Bahn. Vieles spielt auf dem Niveau der untersten Schublade. Man muß freilich einräumen: Dem Übermenschen wird heute nur noch verkappt gehuldigt, Führerstaaten, die man anhimmeln kann, gibt es im Umkreis kaum noch. Frau Dr. Merkel behilft sich derzeit mit der Türkei und hockte dort im goldenen Sessel.

Viele Kunsterzeugnisse kreisen magisch um Hitler, selbst wenn sie recht locker mit dem Stammherrn des Antifaschismus umgehen, wie beispielsweise „Er ist wieder da“ oder „GSD“. Der architektonische und bautechnische Pfusch des Bauhauses ist nie so exzessiv nachgeäfft worden, wie ausgerechnet in den letzten zwanzig Jahren.

Das Fazit: Im Kulturbereich ist der Fortschritt gegenüber der Weimarer Zeit am geringsten. Ich bin gespannt, welche schrecklichen Kunstwerke der Gegenwart meine Leser im Kommentarbereich noch zusammentragen werden.