Das Grundvertrauen ist schon verspielt

In Essen stiegen mehrere Leute über einen Sterbenden, der in einer Bank lag. Das klingt grausam. Aber wir kennen die Umstände nicht und können die fatale Geschichte deshalb nicht beurteilen. Ich würde persönlich nicht jedem Menschen soweit trauen, daß ich ihn anfasse, wenn er dem Anschein nach so hilflos daliegt. Die Erfahrungen, die man beispielsweise als Rumänien- oder Tschechoslowakeireisender gemacht hat, lassen eine Hilfeleistung als sehr riskant erscheinen. Rumänen fallen prinzipiell nicht auf am Boden liegende Halbtote rein. Denn zu oft verstellen sich Kriminelle als hilfsbedürftig, um dann schwere und teure Straftaten gegen leichtgläubige Helfer zu begehen.

Allen verbotenen Pauschalierungen zum Trotz: Es kommt sehr drauf an, wie jemand aussieht. Gerade in einer Großstadt ist viel unseriöses Volk unterwegs, was vielleicht betrunken ist und beim Aufwachen aggressiv wird oder sogar rauschgiftsüchtig und schwerkriminell ist. Nicht einmal auf die Hilfsbedürftigkeit von Frauen und Kindern kann man sich verlassen, wenn bereits eine Fünfzehnjährige einen Polizisten in den Hals messert. Die junge Dame wollte doch nur töten, weil der Polizist in ihren Augen ein Kaffer war. Mißtrauen ist der Preis von Claudia Roths bunter Vielfalt. Und Mißtrauen ist in brenzligen Situationen ein guter Ratgeber. Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um, pflegte meine Großmutter zu sagen. Und die hatte in und vor allem nach zwei Weltkriegen einiges an Lehrgeld bezahlt.

Bei meinem letzten Nürnberg-Trip mußte ich einen Bahnhof durchqueren, um ein Parkhaus auf der anderen Seite der Bahn zu erreichen. Vor den Nebeneingängen des Bahnhofs kann man das Gruseln lernen. Wenn die SPD-Granden die biederen Sachsen als Pack bezeichnen, welche Bezeichnung verdienen dann die Vorplatzbevölkerer so eines Bahnhofs? Nicht nur die Ausländer sahen schlecht aus, auch die wenigen Franken. In diesem Bahnhofsdurchgang hätte ich prinzipiell keinem Menschen geholfen, ich war nur froh, daß ich heil durch war, denn ich hatte meinen großen Hund nicht mit. Dummerweise wird man oft schief angeschaut, wenn man mit einem starken Hund in eine Bank, ein Geschäft oder ein öffentliches Gebäude geht. Das ist nicht zeitgemäß.

Die Presse berichtet gerade von einer Messerstecherei in Frankfurt, von einem aus der kalten verübten Messermord in Hamburg und von verschiedenen Gewalttaten gegen Polizisten. Wenn nicht einmal bewaffnete Polizisten Respekt genießen, wie wird man als einfacher waffenloser Bürger wertgeschätzt?

Kann sein, daß unser „Nächster“, um diesen biblischen Ausdruck zu strapazieren, von den Rauschgifthändlern ist, oder vom IS und in der nächsten Sekunde ein Messer rausklappt und Ihnen den Kopf abzuschneidet. Oder es ist ein Grieche oder ein anderer Orientale und man hat dann die ganze Großfamilie auf dem Hals, wenn man was falsch macht und der arme Kerl stirbt. Man muß wirklich wissen, wie der Mann aussah, der da in Essen auf dem Fußboden lag. Ob er einen vertrauenerweckenden Eindruck machte. Auf den Zeitungsfotos sieht man nur Turnschuhe und sowas ähnliches wie einen Trainingsanzug. Den Kopf dürfen die Pressefotografen wegen den Persönlichkeitsrechten nicht zeigen. Ist auch richtig so, aber ohne die Erfassung der Gesamtsituation kann man nicht werten und niemanden be- oder verurteilen.

Das Verhalten der vier Leute, die nicht geholfen haben, kann auch einen religiösen Hintergrund haben. Wenn der Sterbende ein Franke war, war es für Muselmänner vielleicht nicht erlaubt zu helfen. Oder es war ein Kurde, und die anderen waren Türken, was eine gute Tat auch eher unwahrscheinlich macht. Wir wissen einfach viel weniger, als die Polizei. Da die Tatumstände verschleiert werden, ist bis auf weiteres von der Beteiligung von Ausländern auszugehen.

In einer Welt, die immer unzivilisierter wird, und in der Gesetzgebung und Justiz versagen, geht das Grundvertrauen der Bürger verloren. Auch wenn das den arroganten Lümmels von der Lügenpresse nicht ins Weltbild paßt. So pauschal darf man also die Leute nicht verurteilen, die vermutlich falsch gehandelt haben. In Großstädten ermüden leider die sozialen Beziehungen und das hat handfeste Gründe. Wenn Frau Dr. Merkel mit ihrer unbedachten Rechtspolitik so weiter macht, ist sich zum Schluß jeder selbst der Nächste.

Apropos Essen. Ich ging in die Philipp-Müller-II in die Schule, die sogenannte „Philippn“. Schulen in Weimar wurden im Volksmund immer nach dem Vornamen der Namensgeber benannt und ein „n“ wurde drangehängt. Zum Namenspatron der „Philippn“ hing aus Agitations- und Propagandaerwägungen – um die sogenannten „Bonner Ultras“ als solche vorzuführen – eine in Stein gemeißelte Botschaft an der Wand: „In Essen ermordet.“ Wir Schüler grinsten uns immer an, wenn das Schulessen ausgegeben wurde: „Im Essen ermordet.“