Die Bundesliga ist gekauft

Ich möchte nicht gegen den Fußball an sich agitieren. Aber es kommt darauf an, wo man spielt und wo man zuschaut. Denn die Bundesliga ist gekauft und politisiert, in der ersten und zweiten Kreisklasse geht es dagegen in der Regel noch mit rechten Dingen zu.

Frau Dr. Merkel besuchte ein Bundesligaspiel und ließ sich feiern. Ausgerechnet in Köln. „Nachtigall, ick hör dir trapsen“, sagt man zu so etwas in Berlin. Denn in Köln will ja demnächst die AfD einen Parteitag veranstalten. Und die Propaganda dagegen läuft bereits hochtourig auf allen Kanälen.

Vor dem Spiel hatte sich Dr. Merkel im Kölner RheinEnergieStadion mit Vertretern der Stiftung des 1. FC Köln getroffen. Sie informierte sich dabei über die Integration von Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt, wie der Focus berichtete.

„Ich konnte mich heute davon überzeugen können, dass hier eine wunderbare Arbeit geleistet wird, die dazu führt, dass Flüchtlinge die Integration schaffen über den Sport, aber dann eben auch viele Kontakte knüpfen können und dadurch auch Wege ins Leben geebnet bekommen“, sagte Merkel (ich habe den grammatisch und gedanklich arg holpernden Satz so abgeschrieben, wie er im FOCUS steht. Die Kanzlerin produziert am laufenden Band sprachliche Kapriolen, wie man weiß).

18 Bundesligamannschaften bieten zusammen 198 Arbeitsplätze, wenn man die Ersatzbänke mal außen vor läßt. Davon ist etwa die Hälfte durch Ausländer schon besetzt. Wegen gerade 100 noch möglichen Beschäftigungsmöglichkeiten so ein Tam-Tam! Mit der Rechenkunst stand Merkel immer schon auf Kriegsfuß. Ich habe mir sagen lassen, daß ihr Spezialgebiet, die Quantenphysik, ohne Zahlen auskommt. Wie viele Jobs für „Syrer“ denn nun im Umfeld des 1. FC Köln konkret zustande gekommen sind, darüber schweigt sich die Berichterstattung aus.

Und dann saß Merkel mit OB Henriette Reker unter einer Armlänge Abstand auf der Kölner Tribüne. Wegen dem Kanzlerbesuch wurde das Spiel gegen Frankfurt auf 20 Uhr verschoben. Die Fans, die am nächsten Tag früh aufstehen mußten, hatten ihr ein Banner gemalt: „20 Uhr, Danke, Merkel“. Die haben noch Sinn für Sarkasmus.

Weltmeister Lahm trommelt derweilen gegen die AfD. Seine Spielerkarriere hat sich nun dem Ende genähert und er schaut nach einer lohnenden Beschäftigungsmöglichkeit im Dunstkreis der Liga. Da hilft es, wenn man  sich bei den Oberen Lieb Kind macht. Leute, wie Lahm wissen genau, wo das Geld der Bundesliga herkommt: Nicht nur aus dem Verkauf von Eintrittskarten, Trikots und Schals, sondern vor allem aus den Verwertungsrechten der Fernsehsender.

Die reichsten Sender – ARD und ZDF – sind über die Rundfunkstaatsverträge in den Händen der Politiker. Und ein guter Teil der Profifußballergehälter kommt aus den GEZ-Zwangsgebühren des Staatsfunks. Da ist es kein Wunder, wenn die Millionäre für das System trommeln. Lahm wäre dumm, wenn er sich anders verhielte. Ist halt ein korruptes System.

Die ARD muss für die „Sportschau“-Rechte nach Informationen von manager-magazin.de statt bisher gut 100 ab 2017 rund 134 Millionen Euro pro Saison zahlen, obwohl sie einige Live-Spiele verloren hat und für Zusatzrechte (etwa Wiederholungen) ein weiterer zweistelliger Millionenbetrag fällig wird. Das ZDF hat seinen Einsatz für die Bundesliga mit rund 45 Millionen Euro pro Saison mehr als verdoppelt. Pro Bundesligaprofi sind das konservativ gerechnet durchschnittlich eine Million im Jahr.

Auf die Finanzierung des Sports über Rundfunkgebühren sind nicht einmal Hitler und Honecker gekommen, obwohl beide den Sport gerne und umfangreich für ihre Propagandazwecke einspannten. Denn die staatliche Einflußnahme auf den Sport ist immer eine Art Lackmustest: Wohnst du noch in einer Demokratie, oder lebst du schon in einer Diktatur?

Es gibt politische Propaganda, die selbst einigen Vereinen zu peinlich ist. Für den 32. Spieltag war vorgesehen, den Spielern eine Til-Schweiger-Werbung auf den Ärmel zu bapschen. Jeder zweite Klub weigert sich. Erzgebirge Aue hat bereits abgesagt, Dynamo Dresden hat sich noch nicht einmal dazu geäußert. Die wollen ihre Fans nicht vergrätzen. Auch viele Vereine aus dem Westen sperren sich, ihre Spieler für den unbeliebtesten Schauspieler Deutschlands übers Feld laufen zu lassen.