Merkel ist die Wirtschaft wurscht

Heute erfolgt mal ein Ausflug ins Abschreibungs-Durcheinander. Mein Jüngster hatte für seinen Betrieb einige Werkzeuge gekauft und nun wollte er wissen, wie sie abgeschrieben werden. Da schaut man in die AfA-Tabellen des Bundesministeriums der Finanzen (BMF). AfA, das bedeutet Absetzung für Abnutzung. Der Kaufpreis wird entsprechend der Abnutzung auf mehrere Jahre, die sogenannte betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer, aufgeteilt und in diesen Jahresscheiben als Betriebskosten den Betriebseinnahmen gegenübergestellt.

Nun sind die AfA-Tabellen noch während der Frühzeit der Regierung Schröder-Fischer das letzte Mal angefaßt worden. Die Älteren werden sich noch erinnern: Gerhard Schröder war von 1998 bis 2005 unser Bundeskanzler.

Seitdem hat sich in der Technik einiges getan. Es gibt Handys, die die schweren Funktelefone abgelöst haben. Sehr viele Maschinen gibt es als Akkugeräte. Die e-mail hat den Fernschreiber und teilweise schon auch das Fax abgelöst. Einige Windmühlen wurden inzwischen als Energieerzeuger aufgestellt. Eins, zwei, drei im Sauseschritt, geht die Zeit, wir gehen mit. Nur die Beamten im BMF schlafen sich aus.

In der Einkaufsliste meines Jüngsten waren zwei Akkus. Die Kosten als Profigeräte betragen netto leider mehr als 410 Euro, es sind also keine sogenannten geringwertigen Wirtschaftsgüter, die sofort abgeschrieben werden können. Der Blick in die AfA-Tabelle ist ein Schock: Neun Jahre sollen die Dinger halten!

Auch ein etwas höherwertiges Bohr- oder Schneidgerät schockiert den Handwerker hinsichtlich der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer: für eine mobile Bohrmaschine, also einen Akkubohrer oder -Schrauber rechnet das Ministerium mit acht Jahren Lebensdauer. Dasselbe gilt für mobile Trenngeräte und mobile Sägen. Auch Kreissägen, selbst Tauchkreissägen gibt es inzwischen als Akkugeräte.

Auf „Gute Frage“ schreibt der verzweifelte Nutzer „Bamboo“: „Gehören in der AfA-Tabelle der Akkuschrauber unter „Bohrmaschienen, mobil“ und z.B. der Winkelschleifer (Flex) unter „Schleifmaschienen, mobil“ mit einer jeweiligen, unglaublichen Nutzungsdauer von acht Jahren oder übersehe ich da etwas? Da kommt mir die Nutzungsdauer ziemlich lang vor für Werkzeuge die im nahezu täglichen Gebrauch sind.“

Handys und Smartphones nennen sich im Amtsdeutsch „Mobilfunkendgerät“ und sollen fünf Jahre durchhalten. Bei Geräten, wo man den Akku nicht wechseln kann, ist das sehr viel Zeit, unrealistisch viel.

Als Wolfgang Scheuble noch jung war, ging das Leben seinen gemächlichen Gang. Mein erster Computer kostete zwar 6.400 Mark, aber er war bis zur Jahrtausendwende immerhin neun Jahre im Betrieb. Er hatte aber auch noch keinen Akku und es gab kein Internet und keine Updates von Programmen. Heute schrotten die Hersteller und deren digitales Umfeld die Geräte in immer schnellerem Tempo.

Die Bundesregierung hat eine neue Obsession: Hochspannungskabel als Gleichstromleitungen in der Erde zu versenken. Sogenannte „Stromautobahnen“. Dafür gibt es die Position „Kabelleitungen als Hochspannungskabel“ mit einer betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer von 35 Jahren. Für ein Wechselstromerdkabel mag das in Ordnung gehen. Das ist für eine neue und weitgehend unkonventionelle Technik mit Gleichstrom viel zu hoch geschätzt. Denn die Gleichstrom-Verkabelung ist eine Experimentalbauweise, für die es keine belastbaren Erfahrungen gibt. Bisher wurden solche Hochspannungs-Gleichstrom-Kabel (HGÜ-Kabel) als Seekabel gebaut. In Berlin gibt es ein Pilotprojekt an Land, welches zu klein und popelig ist, um alle Fragen zu beantworten. Es entstehen immense Temperaturen die für das Material lebensverkürzend sind. Nicht umsonst wird neben jeder HGÜ-Trasse gleich ein Wartungsweg angelegt.

Wir sehen, daß es bei den Nutzungsdauern an allen Ecken brennt.  Bundeskanzler Frau Dr. Merkel ist nun zwölf Jahre im Amt und seitdem hat sich bei den AfA-Tabellen nichts mehr bewegt. Ein elementares Verständnis für technische Fragen hat sie leider nicht, was die chaotische „Energiewende“ beweist. Es wird Zeit, daß mal ein Handwerker oder ein Ingenieur mit etwas Berufserfahrung Bundeskanzler oder wenigstens Finanzminister wird. Dann werden Sie geholfen.